Pendergast 12 - Fear - Grab des Schreckens
Kreme, die auf dem Tisch der kleinen Sitzecke in seinem Büro standen, und dann auf die Uhr.
»Lieutenant D’Agosta?«
Und da stand er in der Tür. Mit einem Lächeln erhob sich D’Agosta. Der erste Eindruck war gut. Sicher, Special Agent Gibbs war ein typisches Produkt des FBI: zugeknöpft und überkorrekt, gutaussehend, markante Gesichtszüge, der Anzug von der Stange über einer straffen Statur, die braunen Haare kurz geschoren, die dünnen Lippen und das schmale Gesicht gebräunt nach dem letzten Auftrag in Florida – D’Agosta hatte sich große Mühe gegeben, um an die Informationen heranzukommen. Gleichzeitig hatte er etwas Offenes, Angenehmes an sich, und Humorlosigkeit war ihm immer noch lieber als eine Klugscheißer- oder Besser-als-Sie-Einstellung.
Sie gaben sich die Hand. D’Agosta fand Gibbs’ Handschlag fest, aber nicht übermäßig fest, kurz und bündig. Er trat um den Schreibtisch herum und ging dem Agenten voran zur Sitzecke, wo sie beide Platz nahmen.
Sie begannen mit einem angenehmen Geplauder über das Wetter und die Unterschiede zwischen New York und Florida. D’Agosta fragte nach Gibbs’ letztem Fall, den dieser mit großem Erfolg abgeschlossen hatte – ein gewöhnlicher Serienmörder, der die Leichenteile seiner Opfer in den Dünen verteilte. Gibbs war freundlich und zweifellos intelligent. Letztere Eigenschaft wusste D’Agosta sehr zu schätzen. Abgesehen davon, dass das die Zusammenarbeit mit ihm erleichtern würde, würde es bei seinen Leuten gut ankommen – auch wenn sich die meisten Angehörigen seines Teams bestimmt auf die typische New Yorker Art großmäulig aufführen würden.
Das einzige Problem bestand darin – was deutlich wurde, als Gibbs von seinem Fall berichtete –, dass er verdächtig umständlich war. Und er aß nichts … während D’Agosta sich nach einem Caramel Kreme Crunch geradezu verzehrte.
»Wie Sie vermutlich wissen, Lieutenant«, sagte Gibbs gerade, »unterhalten wir da unten in Quantico eine umfassende Datenbank über Serienmörder, als Teil des Nationalen Zentrums zur Untersuchung von Gewalttaten. Wir definieren einen Serienmörder wie folgt: ein Täter, der Fremde ins Visier nimmt und drei oder mehr Menschen aus Gründen der psychischen Befriedigung getötet hat, wobei jeder Mord in aller Regel eine konsistente oder sich abzeichnende Signatur besitzt.«
D’Agosta nickte weise.
»Im vorliegenden Fall haben wir es lediglich mit zwei Morden zu tun, also entspricht der Täter nicht unserer Definition – noch nicht. Aber ich glaube, wir sind uns alle einig, dass eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass weitere Morde hinzukommen.«
»Absolut.«
Gibbs zog eine schmale Mappe aus seiner Aktentasche. »Als Captain Singleton uns gestern Morgen anrief, haben wir auf die Schnelle eine Abfrage in unserer Datenbank vorgenommen.«
D’Agosta beugte sich vor. Jetzt wurde es interessant.
»Wir wollten herausfinden, ob es irgendwelche anderen Serienmörder gibt, die Teile ihres Körpers am Tatort zurücklassen, die nach dem gleichen Muster vorgehen, und so weiter.« Er legte die Mappe auf den Couchtisch. »Zugegeben, es handelt sich um vorläufige Ergebnisse, aber das können wir ja für uns behalten. Ich fasse zusammen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Natürlich nicht.«
»Wir haben es mit einem planvoll agierenden Mörder zu tun. Einem extrem planvoll agierenden. Er ist gebildet, hat Geld und fühlt sich wohl in luxuriösen Umgebungen. Der Modus Operandi, die Zerstückelung, ist nicht so ungewöhnlich, wie man meinen könnte – Dutzende Serienkiller passen in das Profil –, aber meistens nehmen solche Mörder die Leichenteile mit. Dieser macht das nicht. Er lässt sogar eigene Körperteile am Tatort zurück – etwas völlig Einzigartiges.«
»Interessant«, sagte D’Agosta. »Irgendwelche Ideen zu dem Thema?«
»Der Leiter unseres Teams für forensische Psychologie befasst sich gerade damit. Seiner Ansicht nach identifiziert sich der Mörder mit dem Opfer. Er bringt sich im Grunde selbst seriell um. Er ist jemand voller Selbsthass, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als Kind sexuell und seelisch missbraucht wurde, dem gesagt wurde, er sei zu nichts nutze, dass es besser wäre, er sei tot oder nicht geboren worden, solche Sachen.«
»Das ergibt Sinn.«
»Der Aggressor wirkt nach außen hin ganz normal. Weil er keine Hemmungen hat und alles sagen wird, und zwar sehr überzeugend, um zu bekommen, was er will, kann er
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