Pendragon - Der Anfang
an, als wären sie aus Papier. Irgendwie mehr wie Gummi. Ihm fiel nur ein wirklich passendes Wort dafür ein: wasserfest.
»Bist du so weit?«, fragte Courtney.
»Meine Hände zittern«, erwiderte er.
Sie lasen Bobbys neuesten Bericht.
Die verlorene Stadt Faar
Meiner Mutter Ellie gewidmet
FÜNFTES JOURNAL
CLORAL
Hal lo Leu te. Ent schul digt bit te, dass ich so lan ge nicht ge schrieben habe. Seit ich euch ver ließ, ist unendlich viel ge schehen. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Zuerst einmal habe ich ein Geheimnis gelöst. Erinnert ihr euch an den Rie senhai, der mich im Berg werk von Dendu ron bei na he gefressen hätte? Nun, ich weiß jetzt, wo er herkam. Das Territorium, in dem ich mich zurzeit aufhalte, heißt Cloral … und es ist eine Was serwelt. Und die Quigs in Cloral sind riesige Monsterhaie. Unglaublich, nicht?
Jetzt berichte ich euch von den neuen Schwierigkeiten, in die ich geraten bin.
Um ein Haar wäre ich schon wieder gefressen worden, fast hätte man mir beide Arme ausgerenkt, und ich glaube, ich habe ein paar gebrochene Rippen – und das alles knapp eine Stunde nach meiner Ankunft. Hört sich nach ei nem echt vergnüglichen Ort an, was?
Ich schreibe jetzt Tagebuch, weil sich die Lage hier etwas entspannt hat und ich mich ausruhen muss. Am besten beginne ich an dem Punkt, als ich euch bei de zum letz ten Mal sah. Das scheint Jahre zurückzuliegen. Wenn man kurz davor ist durch zudrehen, vergeht die Zeit wie im Flug.
Ich würde immer noch zu gerne wissen, was mit meinem alten Leben passiert ist, und habe auch ansonsten unzählige offene
Fragen, aber zwei davon stehen ganz oben auf mei ner Liste: Warum wurde ausgerechnet ich, Bobby Pendragon, auserwählt, ein Reisender zu sein? Ich finde, die Frage ist berechtigt, immerhin habe ich schon tausendmal Kopf und Kragen riskiert, um meine Pflichten als Reisender zu erfüllen. Zweitens möchte ich wissen, was aus meiner Fa milie geworden ist. Im mer wieder stelle ich Onkel Press diese Fragen, aber eine kla re Antwort von ihm zu erhalten, ist ungefähr so einfach, wie ein Kamel durch ein Nadelöhr zu bekommen. (Nicht dass ich schon mal versucht hätte, ein Kamel durch ein Nadelöhr zu be kommen, aber ich stelle es mir ziemlich schwierig vor.) Dauernd sagt er: »Im Laufe der Zeit wirst du es schon verstehen.« Super.
Unterdessen geraten wir von einer Katastrophe in die nächste, und ich kann nur hoffen, lange genug am Leben zu bleiben, um zu begrei fen, wa rum ich in die sem Chaos stecke, obwohl ich doch nichts lieber möchte, als mich zu Hause mit meinem Hund unter dem Bett zu verstecken. Ich bin doch erst vierzehn! Ist das denn wirklich zu viel verlangt?
Anscheinend schon, und mein Zuhause existiert ja sowieso nicht mehr. Als ich euch zum letzten Mal sah, standen wir vor dem leeren Grundstück, wo sich früher einmal unser Haus befunden hatte. Es ist nicht leicht zu beschreiben, was mir in dem Augenblick alles durch den Kopf ging. Ich hatte Angst davor, mich mit Onkel Press in das nächste Abenteuer zu stürzen, und war trau rig, weil ich euch schon wieder verlassen musste. Aber das Schlimmste war die Furcht vor dem Unbekannten.
Onkel Press versprach mir, ich würde meine Familie wiedersehen. Mom, Dad, Shan non und sogar Marley, meinen Golden Retriever. Allerdings verriet er mir nicht, wo hin sie verschwunden waren. Er sagte nur, sie hätten mich aufgezogen und auf den Moment vorbereitet, in dem ich sie verlassen musste, um ein Reisender zu werden. Den Grund dafür hat er mir aber nicht verraten.
War das Ganze von meiner Geburt an vorherbestimmt? War mei ne Fa mi lie Teil ei nes gehei men Plans? Außerdem verriet er mir, dass er gar nicht mein richtiger Onkel ist, also kein Blutsverwandter. Doch die allerwichtigste Frage beantwortete er nicht: Warum? Warum gibt es Reisende, die durch Zeit und Raum düsen und den Territorien in Krisenzeiten beistehen? Wer wählt sie aus? Und warum ausgerechnet mich?
Ich habe es aufgegeben, ihm diese Fragen zu stellen, denn sei ne Antworten sind im mer so verdammt rätselhaft; er benimmt sich wie ein Jedi-Meister, der nur die absolut notwendigen Informationen tröpfchenweise preisgibt. Ich will aber un bedingt mehr wissen. Tja, vermutlich muss ich ein fach Geduld haben. Onkel Press denkt wohl, wenn er mir die Wahrheit auf einen Schlag präsentiert, verliere ich vor Schreck den Verstand und ende sabbernd in irgendeiner Ecke. Damit hat er wahrscheinlich gar nicht mal unrecht.
Nachdem ich mich von
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