Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perdido Street Station 02 - Der Weber

Perdido Street Station 02 - Der Weber

Titel: Perdido Street Station 02 - Der Weber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
Vom Netzwerk:
möglichst viele Landsleute in der Kuppel unterzubringen, und einzigartige Collagen menschlicher Architektur mit monolithischen Würfelbauten ergänzten sich zu großen Blocks in unterschiedlichen Farben. Manche waren etliche Stockwerke hoch.
    Schaukelnde Hängebrücken aus Holz und Tauwerk spannten sich in luftiger Höhe, Verbindungen zwischen Zimmern und Gebäuden an gegenüberliegenden Seiten der Straße. In vielen Hinterhöfen und auf flachen Dächern umschlossen niedrige Mauern Wüstengärten mit Flecken krautiger Vegetation, kleinwüchsigen Kakteen und welligen Sandflächen.
    Kleine Schwärme gefangener Vögel, die aus irgendeinem Grund nie den Weg durch die zerbrochenen Scheiben in die größere Welt draußen gefunden hatten, kreisten tief über den Häusern und forderten mit vielerlei Stimmen, gefüttert zu werden. Yagharek durchfuhr es heiß und schmerzlich, als er einen Vogelruf aus dem Cymek erkannte und auf ein, zwei Firsten Dünenadler sitzen sah.
    Rundherum zeigte die Kuppel eine fraktale Ansicht von New Crobuzon, verfremdete das Draußen zu einem Wirrwarr aus Dunkelheit und gebrochenem Licht. Das ganze Diorama unten wimmelte von Kaktusleuten. Yagharek hielt Ausschau nach Angehörigen anderer intelligenter Spezies, ohne jedoch fündig zu werden.
    Die primitiven Brücken schaukelten unter dem geschäftigen Hin und Her der Passanten. In den Sandgärten sah Yagharek Kaktusleute mit großen Rechen und hölzernen Paddeln, die sorgfältig die Riffeln herstellten, wie in der Natur der Wind sie formte. Hier, an diesem abgeschlossenen Ort, gab es keine Witterungseinflüsse, die der Umgebung ein Gesicht verliehen, und die Wüstenlandschaft musste künstlich geschaffen werden.
    Es herrschte Markttreiben, Kaktusleute drängten sich auf den Wegen; ihre barschen Wortwechsel drangen nur als unverständliches Stimmengewirr zu Yagharek herauf. Sie zogen Handwagen hinter sich her, zu zweit, wenn der Karren groß oder die Fracht besonders schwer war. Es waren keine Konstrukte zu sehen, keine Droschken, keine Tiere, außer den Vögeln und ein paar Felskaninchen, die Yagharek auf den Simsen von Häusern entdeckte.
    In der Stadt draußen hüllten die Kaktusfrauen sich in formlose, flatternde Gewänder wie Bettlaken, hier im Glashaus trugen sie nur den traditionellen Schurz aus weißem oder beigem oder braunem Tuch. Ihre Brüste waren etwas größer als die der Männer, mit dunkelgrünen Warzen. Hier und da sah Yagharek eine Frau, die einen Säugling an sich gedrückt hielt, scheinbar ohne dass das Kleine sich an den Pieksern störte, die die Stacheln seiner Mutter verursachten. Rabaukige kleine Kinderbanden spielten an den Ecken, von vorübergehenden Erwachsenen übersehen oder geistesabwesend mit einer Kopfnuss zur Ordnung gerufen.
    Auf jeder Stufe der Zikkurat ergingen sich Kaktushonoratioren, lesend, gärtnernd, rauchend, plaudernd. Einige trugen rote oder blaue Schärpen um die Schultern, die sich krass von ihrer blassgrünen Haut abhoben.
    Schweiß juckte auf Yaghareks Haut. Holzrauchschwaden verschleierten die Sicht. Sie stiegen aus hundert verschieden hohen Kaminen, kräuselten sich träge in die Höhe und wurden von der Hitze zu pilzförmigen Wolken zusammengedrückt. Ein paar dünne Fäden fanden den Weg durch die Löcher und Sprünge im Glashimmel und zogen ab, doch ohne Wind, und das Sonnenlicht verstärkt durch die gläserne Kugel im Oculus, fehlte die Luftbewegung, um die Schwaden zu verteilen. Die Unterseite der Glasplatten war von einer fettigen Rußschicht überzogen.
    Bis Sonnenuntergang war es noch mindestens eine Stunde hin. Yagharek schaute nach links und sah, dass die Kugel im Apex der Kuppel vor gespeichertem Licht zu bersten schien. Sie saugte die Sonnenstrahlen auf, konzentrierte sie und verströmte sie in das Innere der Kuppel, füllte sie mit erbarmungsloser Helligkeit und Hitze. Er sah dass die metallene Fassung der Kugel elyktrisch verkabelt war, Leitungsbündel schlängelten sich an Trägern entlang und verschwanden irgendwo.
    Der flache Sandgarten auf der obersten Ebene des Stufenturms im Zentrum war Standort einer komplizierten Maschinerie. Exakt unterhalb des gläsernen Balls befand sich ein riesiger, mit Linsen ausgestatteter Apparat, von dem ausgehend dicke Schläuche in rundherum aufgestellte Fässer führten. Ein Kaktus mit farbiger Schärpe polierte die kupfernen Armaturen.
    Yagharek fielen Geschichten ein, die er in Shankell gehört hatte, Gerüchte über eine heliochymische Maschine von

Weitere Kostenlose Bücher