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Perdido Street Station 02 - Der Weber

Perdido Street Station 02 - Der Weber

Titel: Perdido Street Station 02 - Der Weber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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und Klemmen aus einer Blechbüchse, in welcher die Relais einer ungeheuer komplexen Rechenmaschine eifrig ratterten – das erste Anzeichen dafür, dass das Gehirn der kolossalen Schrottskulptur arbeitete. Derkhan glaubte in der Tiefe der Scheinwerferaugen einmal stärker, einmal schwächer, einen Lichtfunken glimmen zu sehen.
    Der Avatar legte das Kabel neben das Analoggehirn, ein Element des Netzwerks, das den außergewöhnlichen, nicht menschlichen Denkapparat des Konstrukt Konzils ausmachte. Er zwirbelte einige der Litzen des Kabels auf und ebenso in dem Drähtegewirr im Schädel des Konzils. Derkhan schaute mit leisem Ekel zur Seite, als der Avatar gleichmütig weiterarbeitete, obwohl die spitzen Drähte seine Hände zerstachen und zähes, gräuliches Blut über seine schwammige Haut lief.
    Er machte sich daran, den Konzil mit dem Kabel zu verbinden, zwirnte fingerdicke Adern zusammen, stellte funkensprühende Steckverbindungen her, studierte die scheinbar bedeutungslosen Knospen aus Kupfer und Silber und Glas, die aus dem Hirn des Konstrukt Konzils blühten und aus dem Gummimantel des Kabels, wählte diese aus, verdrillte jene, verwarf andere, modifizierte, modulierte.
    »Der Rest ist einfach«, raunte er. »Kabel an Kabel, an jedem Verbindungspunkt, das ist leicht. Dies ist die einzige Schwierigkeit, hier, am Ursprung, richtig zu verbinden, die Exudationen zu kanalisieren, durch Nachahmung der Funktion der speziellen Helme ein alternatives Bewusstseinsmodell zu erzeugen.«
     
    Doch trotz der diffizilen Operation war es immer noch hell, als der Avatar den Blick hob, die zerstochenen Hände an den Schenkeln abwischte und verkündete, es sei vollbracht.
    Derkhan betrachtete staunend die kleinen Blitze und Funken, die gefährlich schön über der Verbindungsstelle spielten. Das Haupt des Konzils – riesig, still, wie das eines schlummernden Dämons – war über einen kunstvoll gewirkten Knoten aus schimmerndem Draht mit dem Kabel verbunden, ein elyktromechanisches, thaumaturgisches Narbengeflecht. Derkhan musste die Arbeit bewundern. Endlich blickte sie auf.
    »Nun gut«, sagte sie zögernd, »dann sollte ich mich jetzt wohl auf den Weg machen und Isaac berichten, dass – dass alles bereit ist.«
     
    Pengefinchess und ihr Helfer schaufelten sich mit kraftvollen Bewegungen durch die wogende Dunkelheit des Tar. Sie schwammen dicht über dem Grund, eine wellige Schwärze ungefähr einen Meter unten ihnen, und zogen das Kabel mit, das sich nach und nach von dem großen Vorrat abspulte, den sie am Fuß der Ufermauer angehäuft hatten.
    Es war schwer, und sie kamen nur langsam voran.
    Sie waren allein in diesem Abschnitt des Tar. Kein anderer Vodyanoi begegnete ihnen, nur ein paar abgehärtete, zwergwüchsige Fische, die bei ihrem Anblick erschreckt davonschossen. Als ob, dachte Pengefinchess, irgendetwas in ganz Bas-Lag mich dazu bringen könnte, sie zu essen.
    Minuten vergingen. Noch immer wollte das jenseitige Ufer nicht auftauchen. Pengefinchess dachte nicht ausdrücklich an Derkhan, machte sich keine Gedanken über den Plan, den sie belauscht hatte, ob er erfolgversprechend war oder nicht. Es ging sie nichts an.
    Shadrach und Tansell waren tot, und für sie war es Zeit weiterzuziehen.
    Auf eine unbestimmte Weise wünschte sie Derkhan und den anderen Glück. Sie waren Kampfgefährten gewesen, wenn auch nur kurz. Außerdem verstand Pengefinchess, ohne davon tiefer berührt zu sein, dass es für New Crobuzon um Sein oder Nichtsein ging. Es war eine reiche Stadt mit tausend potenziellen Auftraggebern. Sie sollte blühen und gedeihen.
    Vor ihnen wogte der dunkle Schatten der näher kommenden Ufermauer. Pengefinchess wurde langsamer. Im Wasser stehend, zog sie etliche Längen Kabel heran, genug, dass es bis zur Oberfläche reichte. Dann zögerte sie einen Moment, bevor sie sich mit einem Beinstoß in die Höhe schnellte; dem männlichen Vodyanoi bedeutete sie, er solle ihr folgen. Zusammen stiegen sie den Lichtsplittern an der Oberfläche des Tar entgegen, wo tausend Sonnenstrahlen an den eiligen kleinen Wellen zerschellten.
    Sie durchstießen gleichzeitig die Oberfläche und paddelten die letzten paar Meter bis in den Schatten der Uferbefestigung.
    Rostige Eisenringe in der Ziegelmauer dienten als primitiver Aufstieg zur Uferstraße über ihnen. Der Lärm von Droschken und Fußgängern sank zu ihnen hinab.
    Pengefinchess rückte ihren Bogen anders zurecht, um sich freier bewegen zu können. Sie schaute auf ihren

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