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Perfekte Manner gibt es nicht

Perfekte Manner gibt es nicht

Titel: Perfekte Manner gibt es nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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erzielt. Was wieder einmal ihre Theorie bestätigte: Hätte sie eine nette, romantische kleine Komödie geschrieben statt eines verdammten Triumphs des menschlichen Geistes, wäre das Leben viel einfacher.
    »Wow«, sagte Jack, nachdem seine hinreißenden blauen Augen endlich den.38er registriert hatten, der sich auf sein Gesicht richtete. »Hey, Moment mal.«
    »Tut mir ehrlich leid, Mr. Townsend«, beteuerte Sam, der Pilot. In Lous Kopfhörern klang die tiefe Stimme tatsächlich bedauernd. »Aber ich muss den Auftrag ausführen.«
    »Machen Sie Witze?« Eins musste man Jack lassen – er geriet nicht in Panik. Soweit Lou das festzustellen vermochte, fürchtete er sich nicht einmal. Er dachte sogar daran, ins Mikrofon zu sprechen, das seitlich an den Kopfhörern hing, damit Sam ihn verstand.
»Werden Sie mich erschießen? In Ihrem Hubschrauber?«
    Traurig nickte der Pilot. »Danach werfe ich Sie raus. Deshalb konnten wir nicht mit der Cessna fliegen.«
    »Aber …«
    Lou wusste nicht, ob Jack Zeit gewinnen wollte oder ob es ihn wirklich interessierte.
    Wie auch immer, er fragte ohne seinen üblichen Sarkasmus, nur leicht verwirrt: »Warum?«
    Sam hob die breiten Schultern. »Das sagte ich bereits. Ich wurde damit beauftragt. Wenn ich es nicht tue, bezahlen sie mich nicht. Und ich brauche das Geld, Mr. Townsend, weil ich einigen Leuten was schuldig bin. Wenn Sie jetzt bitte …«
    Obwohl Lous Herz wie rasend schlug und ihr Mund staubtrocken war, schaffte sie es irgendwie, ihren Sicherheitsgurt zu öffnen und sich vorzubeugen. Sie dachte an die zahllosen Geschichten, die ihr Vater immer beim Abendessen erzählt hatte – über verrückte Täter, die mit Schusswaffen herumgewedelt hatten, und sie hoffte, ihre Stimme würde ruhig und besänftigend klingen. »Hören Sie, Sam, das ist lächerlich. Sie können Jack Townsend nicht erschießen. Was würden die Leute denn sagen, wenn wir ohne ihn am Set auftauchen?«
    Entschuldigend schaute er sie an. »Wir fliegen nicht zum Set, Miss. Sehen Sie, ich soll Mr. Townsend erledigen. Dann bringe ich Sie … Wohin, brauchen Sie nicht zu wissen. Jedenfalls bekomme ich dort mein Geld. Und danach verschwinde ich.«
    Lou schluckte und glaubte, ihr Mund würde sich mit Sand füllen. Wie in Die Mumie kehrt zurück , 2001.
In dem Film war sehr viel Sand aufgewirbelt worden. »Was wird mit mir geschehen?«, würgte sie hervor.
    Auch wenn sie mit den folgenden Worten gerechnet hatte, sie jagten ihr trotzdem eisiges Entsetzen ein, viel schlimmer als die kalte Luft, die das Heizungssystem des Helikopters kaum erwärmen konnte.
    »Dass Sie mit uns fliegen, war nicht vorgesehen. Wir können uns nicht mit Zeugen belasten.«
    Nein. Natürlich nicht. Deshalb war Vicky in letzter Minute weggerufen worden, nicht wahr? Aber Lou hatten sie offensichtlich vergessen. Wer immer Jack Townsends Ermordung organisiert hatte …
    Klar, ich bin ja nur eine Drehbuchautorin. Und jeder wusste, wie entbehrlich Drehbuchautorinnen waren. In Amerika gab es keine einzige Starbucks-Angestellte, die nicht mindestens ein Drehbuch in irgendeiner Schublade versteckt hatte.
    »Hören Sie …«, begann Jack. Diesen Ton kannte Lou. So redete Detective Pete Logan, wenn er mit Geiselnehmern verhandelte. »Äh … Sam, nicht wahr? Wer immer den Mord an mir bezahlt, hat Ihnen sicher eine hohe Summe angeboten. Aber ich bin auch ganz gut situiert. Wenn Sie mich am Leben lassen, verdopple ich Ihr Honorar. Was sagen Sie dazu?«
    Lou sprang beinahe aus ihrem Sitz. So eine Szene hatte sie für Copkiller III geschrieben. Und Jack war geistesgegenwärtig genug, um sich daran zu erinnern und das Handlungsmotiv in einer grausam realen Situation zu verwenden. Dazu wäre sie niemals fähig – die fiktiven Erfahrungen ihrer Filmhelden im wirklichen Leben zu nutzen. Gewiss, die Erfindungen anderer Autoren. Aber die eigenen? Niemals.

    Der Pilot schüttelte den Kopf, bis sein Doppelkinn wackelte. »Anscheinend halten Sie mich für einen Trottel.« Seine Stimme klang nicht gekränkt. Nur traurig. »Später würden Sie mich verpfeifen. Für dieses Problem gibt es nur eine einzige Lösung. Sicher wissen Sie, was ich meine.«
    Vor Angst wie gelähmt starrte Lou den kräftig gebauten Mann an, der vor ihr saß und seine Waffe so lässig auf Jacks Kopf richtete. Erst als sie ihren Blick ein bisschen nach rechts lenkte, merkte sie, wohin Jack schaute. Er beobachtete nicht den Mörder, sondern sie .
    Zum ersten Mal in den sechs Jahren, seit sie Jack

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