Perfektes Timing
Mal geklingelt hatte.
»Ich bin auf dem Parkplatz der Fakultät. Die letzte Reihe, bei den Bäumen«, sagte sie anstelle eines Grußes. »Kannst du herkommen?«
Er seufzte, aber in seiner Stimme klang auch leichte Belustigung mit. »Ich bin gerade mitten in einem Beratungsgespräch mit einem Studenten.«
Weder sein Zögern noch der bedeckte Himmel konnten sie von ihrem Plan abbringen. »Kannst du deine Mittagspause nicht vorziehen? Bitte?«
»Du machst es mir nicht gerade leicht, nein zu sagen«, erwiderte er mit leiser, vertraulicher Stimme. Sie stellte sich vor, wie er in seinem Büro stand, durch das Fenster blickte und nach ihrem Wagen Ausschau hielt. »Wenn ich daran denke, wie du da unten im Wagen sitzt, ein Kleid trägst …«
»Einen Rock.«
»Einen Rock trägst und vermutlich kein Höschen anhast …«
»Kein Höschen«, bestätigte sie.
Er seufzte erneut, das resignierte Seufzen eines Mannes, der wusste, dass er seine Frau nicht von ihrem Plan abbringen konnte. »Ich bin in zwanzig Minuten da.«
»Beeil dich, sonst komme ich rauf und verführe dich in deinem Büro.«
»Das hatten wir doch schon, Liebling«, erwiderte er grinsend. »Aber das ist keine gute Idee, da die Studenten heute in Scharen kommen und gehen.«
»Tja, dann solltest du lieber schnell herunterkommen, bevor ich es mir anders überlege. Ich muss bald wieder in die Bibliothek zurück.«
»Ja, Ma’am«, meinte er gehorsam.
Charlotte lächelte triumphierend. »Ich verspreche, dass es sich für dich lohnen wird.«
»Das tut es doch immer.«
Charlotte klappte ihr Handy zu und lehnte den Kopf gegen die Kopfstütze. Der Himmel sah aus, als würde es jeden Moment anfangen zu regnen, und der Wind peitschte die Blüten von den Bäumen und Büschen, die rings um den Campus standen, sodass sie wie Schneeflocken im Frühling durch die Luft flogen. Vögel jagten einander von Baum zu Baum und ließen sich auch vom ungemütlichen Wetter nicht vom Balzen abhalten. Ein dicker Regentropfen fiel auf die Windschutzscheibe, und Charlotte sah zu Henrys grauem Gebäude hinüber und überlegte, ob sie ihn nicht lieber am Eingang abholen sollte. Aber nein, das würde die Aufmerksamkeit nur auf sie lenken, und das Letzte, was sie wollten, waren Zuschauer. Zum Glück hatten die Frühlingsferien schon angefangen, sodass sich nur wenige Studenten und Kollegen auf dem Campus aufhielten.
»Alles neu macht der Mai«, flüsterte sie, als ein braunes Eichhörnchen mit buschigem Schwanz einen Artgenossen einen Baumstamm hinaufjagte und sie sie wegen der Regentropfen auf der Scheibe aus den Augen verlor.
Ungeduldig rutschte sie auf dem Sitz herum und drückte den dünnen Stoff ihres Rocks mit den Oberschenkeln zusammen. Sie war bereits feucht, allein durch die Vorfreude, gleich mit Henry auf dem Parkplatz zu schlafen. Während der dreißigminütigen Fahrt von der Bibliothek hierher hatte sie sich überlegt, was sie mit ihm anstellen wollte, sobald sie hier eintraf. Dabei hatte sie keinen Augenblick daran gezweifelt, dass er zu ihr kommen würde – er hatte ihr versprochen, dass er kommen würde, wann immer sie anrief. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, wie sie amüsiert dachte.
Diese Kontrolle über ihn dank ihrer weiblichen Macht ließ immer ein wenig Schwindel in ihr aufsteigen – aber das konnte auch daran liegen, dass sie sich darauf freute, Henry in wenigen Minuten in sich zu spüren, während alle anderen auf dem Campus ihren morgendlichen Aktivitäten nachgingen. Der Gedanke daran erregte sie derart, dass ihr Höschen ganz feucht wurde. Nur dass sie gar kein Höschen trug.
Noch früher als angekündigt setzte sich Henry auf den Beifahrersitz ihres Wagens, leicht außer Atem, da er durch den Nieselregen gerannt war. Wassertropfen hatten sein graugrünes Hemd besprenkelt, und sein braunes Haar stand an den Stellen ab, an denen er mit den Fingern hindurchgefahren war, wodurch die grauen Strähnen an seinen Schläfen noch deutlicher auffielen. »Zehn Uhr ist ein bisschen früh fürs Mittagessen, findest du nicht?«
»Aber wenn ich bis mittags gewartet hätte, wären wir womöglich nicht ungestört geblieben.«
»Gutes Argument«, stimmte er ihr zu. Dann beugte er sich zu ihr hinüber, legte ihr eine feuchte Handfläche an die Wange und küsste sie. »Und ich bekomme Hunger. Es ist Wochen her, dass ich deinen wundervollen Körper an meinem spüren durfte.«
Charlotte zog ihren Rock hoch, um ihm einen Blick auf ihren bestrumpften Oberschenkel zu
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