Perlen und Diamanten fuer Dich
Sie verbrachte den Großteil ihrer Zeit in der Galerie, und sie wollte nicht, dass Emilio unvorbereitet auf Jeremy traf. Aber vielleicht hatte Jeremy ja endlich seine Lektion gelernt.
„Nikos möchte, dass ich eine einstweilige Verfügung erwirke."
Emilio kniff die Augen zusammen. „Das musst du mir näher erklären."
„Gestern Abend hat Jeremy mich zum dritten Mal innerhalb von nur drei Tagen ..." Was sollte sie sagen? Angegriffen? Sie entschied sich für ein harmloseres Wort. „Belästigt."
„Verdammter Hurensohn!" So wütend hatte Michelle Emilio noch nie gesehen. „Ich werde ihn persönlich hochkantig rauswerfen, wenn er es wagen sollte, noch einmal hier zu erscheinen!
Auch deine Wohnung ist sicher. Aber du musst mir versprechen, nur in Begleitung auszugehen!
Comprende?"
„Ich liebe es, wenn du Italienisch sprichst", sagte sie lachend. Seine Übervorsicht belustigte sie.
„Ich meine es ernst."
„Das weiß ich doch. Aber du solltest endlich einsehen, dass ich erwachsen bin. Und außerdem kann ich mich sehr gut selbst verteidigen, das solltest du doch am besten wissen."
Emilio musste zugeben, dass da etwas dran war. Michelle und er hatten den gleichen dojo, und Emilio hatte einige Male zugesehen, wie sie ihre Trainingsstunden absolvierte. Sie war wirklich gut. Trotzdem war Training eine Sache und ein brutaler Überfall in einer dunklen, verlassenen Straße eine andere.
„Steh auf", befahl er. „Stell dich mit dem Rücken zu mir."
„Emilio ..."
„Mach es einfach, cara."
„Das ist nun wirklich nicht nötig", protestierte sie.
„Keine Widerrede. Tu mir einfach den Gefallen."
Ein Klingeln an der Tür kündigte einen Kunden an, und Emilio sah auf den Monitor, der an der Wand hing.
„Es ist Nikos. Ich lasse ihn herein. Wir machen dann nachher weiter."
War es wirklich schon Viertel nach zwölf? Wo war bloß die Zeit geblieben?
„Störe ich euch gerade?" fragte Nikos und blieb im Türrahmen stehen.
Michelle hatte das Gefühl, dass seine Gegenwart den Raum förmlich zu erdrücken schien.
In der maßgeschneiderten weißen Hose, dem dunkelblauen Hemd und mit der lässig über die Schulter geworfenen Jacke sah Nikos atemberaub end gut aus.
„Überhaupt nicht. Ich wollte nur sichergehen, ob Michelle sich auch wirkungsvoll gegen einen Angriff wehren kann. Training ist ja gut und schön, aber ein echter Überfall ist etwas ganz anderes", erwiderte Emilio.
„Michelle hat dir also erzählt, was vorgefallen ist." Es war eine Feststellung, keine Frage.
„Ja."
„Sicher hast du dann auch nichts dagegen, wenn sie ihre Mittagspause etwas verlängert?"
„Überhaupt nicht. Meinetwegen kann sie sich den ganzen Nachmittag freinehmen."
„Sie zieht heute noch zu mir."
Michelle konnte es nicht glauben. Emilio und Nikos entschieden einfach über ihren Kopf hinweg. Sie sprang auf und funkelte die beiden wütend an. „Seid ihr eigentlich noch ganz bei Trost? Ich fasse es einfach nicht. Nikos, ich habe mich wohl verhört. Was soll ich?"
„Zu mir ziehen. Bis alles ausgestanden ist."
„Einen Teufel werde ich tun!"
„Dann ziehe ich eben zu dir. So oder so, mir ist es egal."
„Mir aber nicht."
„Dann entscheide du."
„Wer, verdammt noch mal, hat dir eigentlich erlaubt, einfach so über mein Leben zu bestimmen?" Michelle war außer sich vor Wut.
„Ich selbst." Nikos' Selbstbewusstsein war durch nichts zu erschüttern. „Was ist nun, pedhaki mou, ziehen wir zu dir oder zu mir?"
„Ich bin nicht deine Kleine."
„O doch, das bist du."
Interessiert lauschte Emilio dem Schlagabtausch. Zwischen den beiden sprühten förmlich die Funken. Er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Anscheinend hatte Michelle endlich jemanden gefunden, der ihr gewachsen war.
„Ich ziehe zu me inen Eltern."
Nikos schüttelte den Kopf. „Die haben so viele gesellschaftliche Verpflichtungen, dass sie fast nie zu Hause sind. Und sie haben auch keine Haushälterin oder Personal, das bei ihnen wohnt."
„Und du bist bereit", spottete sie, „mich Tag für Ta g mit deinem Leben zu verteidigen?"
„Und auch Nacht für Nacht", sagte er ruhig, aber ein Blick in seine Augen genügte. Was sie dort sah, erschreckte sie. Unnachgiebigkeit, Unbesiegbarkeit.
„Nein." Er sollte nur nicht glauben, dass sie sich so einfach von ihm herumkommandieren lassen würde.
„Nein?" fragte er mit samtweicher Stimme.
„Ich gehe ins Hotel."
„Wo Jeremy jederzeit in dein Zimmer hereinplatzen kann? Die Sicherheitsvorkehrungen in
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