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Perlentod

Perlentod

Titel: Perlentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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angeblich erkannt. Ach, das ist ja ein Zufall. Jetzt werden wir einmal sehen, ob du noch mehr kannst als Geschichten erzählen, hatte er gesäuselt und Senta mit lateinischen Fachausdrücken und der Bestimmung komplizierter Satzkonstruktionen gequält. Bei jedem Fehler, den Senta machte, hatte er die Luft scharf durch die Zähne eingezogen und gemutmaßt, dass sie wohl kein Studium an einer Universität anstrebe. Senta sollte doch lieber einen Beruf erlernen, bei dem die deutsche Sprache nicht so eine große Rolle spiele.
    Als Senta sich nach Schulende auf den Heimweg machte, hatte sie das unbestimmte Gefühl, verfolgt zu werden. Während sie ihr Fahrrad aufschloss und sich in den Sattel schwang, war ihr, als beobachte jemand jeden ihrer Handgriffe. Immer wieder sah sie sich um, konnte aber nichts Auffälliges entdecken. Sei nicht so hysterisch!, ermahnte sie sich selbst, trat aber kräftiger in die Pedale, um noch über die grüne Ampel zu kommen. Doch unmittelbar vor ihr schaltete die Ampel auf Gelb. Senta griff hart in die Bremsen. Aber es passierte nichts. Sie spürte keinen Widerstand. Die Bremsen griffen ins Leere, während das Fahrrad in unvermindertem Tempo auf die Kreuzung zuraste. Senta schrie auf und riss im letzten Moment den Lenker herum, um nach rechts abzubiegen – in der Hoffnung, dass sie dort freie Bahn hatte. Energisch hupend schoss ein von links kommender Kleintransporter an ihr vorbei und hätte sie um ein Haar mitgerissen. Senta hielt sich so nah wie möglich am Bordstein und rollte langsam aus. Dann sprang sie ab und bugsierte das Fahrrad auf den Gehweg. Ihr Puls raste und sie spürte, wie ihre Knie ein wenig nachgaben. Von Weitem sah sie, wie der Kleintransporter in der nächsten Einfahrt wendete und langsam zurückgefahren kam.
    Jetzt gibt es Ärger! Senta erinnerte sich, wie ihr Vater einmal an einer Ampel einen Rollerfahrer zur Schnecke gemacht hatte, der ihm fast den Seitenspiegel abgefahren hatte.
    Der Fahrer des Transporters kurbelte das Fenster herunter und blieb auf Sentas Höhe stehen.
    »Junge Dame, das hätte aber beinahe gekracht!«, rief der Mann ihr zu. »Glaubst du, für Radfahrer gelten rote Ampeln nicht?«
    »Ich konnte nicht bremsen«, erklärte Senta und erschrak, wie zittrig ihre Stimme klang. »Meine Bremsen sind kaputt.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Mit kaputten Bremsen kann man ja auch nicht auf der Straße herumfahren. Das ist lebensmüde!«
    »Heute morgen war alles noch okay«, verteidigte sich Senta, während der Fahrer seinen Transporter parkte und ausstieg. Ein großer schlanker Mann mittleren Alters trat auf sie zu. Mit seinen sehr blonden Haaren kam er Senta irgendwie bekannt vor.
    »Zeig mal her«, forderte er sie auf und begutachtete das Fahrrad. Sogleich stieß er einen scharfen Pfiff aus:
    »Meine Herren, da hat ja jemand beide Bowdenzüge durchgeknipst. Das ist ja kriminell!«
    Jetzt sah es Senta auch. Sowohl an der Vorder- als auch an der Rückbremse waren die Drähte durchtrennt worden.
    »Und das hast du nicht bemerkt?«, wunderte sich der Mann. Senta schüttelte den Kopf. Als sie das Fahrrad aus dem Ständer geschoben hatte, war sie so damit beschäftigt gewesen, Miriam und ihre Hofdamen im Auge zu behalten, dass sie nicht weiter auf das Rad geachtet hatte. Warum auch. Mit so was rechnete ja auch keiner.
    »Kommst du aus der Schule?«, fragte der Mann und Senta nickte.
    »Und wo wohnst du?«
    »In Harting.«
    »Na, so was. Da wohne ich auch!«, kam die prompte Antwort. »Komm steig ein, ich nehm dich mit. Dein Rad kriegen wir auch unter.« Senta zögerte, sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte.
    »Sollen wir bei deinen Eltern anrufen?« Offenbar hatte der Mann ihre abwartende Haltung registriert. Erleichtert stimmte sie zu. Während sie ihre Mutter anrief, verstaute der Mann das Fahrrad auf der Ladefläche des Transporters.
    »Wir müssen nur noch einen kleinen Schlenker machen und meinen Sohn mitnehmen. Der wundert sich bestimmt schon, wo ich so lange bleibe«, erklärte Sentas Chauffeur und fuhr los. Nur ein paar Ecken weiter stoppte er. An einer Bushaltestelle gelehnt stand ein langer Kerl. Senta erkannte ihn auf Anhieb. Sofort war ihr klar, warum ihr der Fahrer des Transporters so bekannt vorgekommen war! Er war Moritz’ Vater.
    »Na, das ist aber eine Überraschung«, begrüßte Mo sie grinsend.
    »Ihr kennt euch?«, wollte sein Vater wissen.
    »Sie führt gerne Selbstgespräche, hält sich für eine Heulsuse und verschmäht

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