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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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vorgestellt worden war, und sie hätte schwören können, dass seine Mutter etwas wie »etepetete« murmelte.
    Und trotzdem, wie sollte sie allein ein Kind großziehen? Es war 1954. Mädchen wie sie taten so etwas einfach nicht.
    »Also gut«, sagte sie. Und dann, bevor sie sich bremsen konnte, fügte sie hinzu: »Danke.«
    »Du musst es nicht tun«, sagte Maggy, der es seltenerweise kurz die Sprache verschlagen hatte, als Helen sie etwas später ins Vertrauen zog. Ihre Freundin hatte sich mit ihrem momentanen Freund eine »kleine Auszeit« in einem schicken Hotel an den Lakes gegönnt und kehrte angesäuselt zurück, wie sie es selbst scherzhaft nannte, aber nicht betrunken genug, um Helens Worte einfach so zu schlucken.
    »Ich kann dir helfen. Und Pops bestimmt auch. Wenn ich ihn frage, können wir dir wahrscheinlich eine Wohnung besorgen und …«
    Helen berührte sanft ihren Arm. »Danke, aber ich werde heiraten. Ich muss. Du weißt selbst, wie es ist, ohne Mutter aufzuwachsen. Man hat immer das Gefühl, anders zu sein.«
    Maggy nickte.
    »Wie kann ich also meinem Kind zumuten, dass es ohne Vater aufwächst?«
    Maggy nickte wieder. Ihr Schweigen war irritierend.
    »Du hättest es schlimmer treffen können, Hellie. Bob ist in Ordnung, wirklich. Ein bisschen still vielleicht, aber er macht einen anständigen Eindruck.«
    Helen nickte. Sie begann langsam, sich mit der Vorstellung anzufreunden. Außerdem erwartete sie ein Kind! Endlich hatte sie die Chance auf eine eigene Familie.
    »Aber wo werdet ihr wohnen?« Maggy beugte sich vor, und ihr Atem roch nach Whisky. »Lieber Gott, sag jetzt nicht, dass du mit ihm zu seiner Mutter ziehst.«
    »Uns bleibt nichts anderes übrig. Bob sagt, es ist nur vorübergehend. Er will sich eine andere Stelle suchen, wo er mehr verdient, damit wir uns eine eigene Wohnung leisten können. Außerdem machen das viele junge Paare so.«
    Maggy wirkte nicht überzeugt. »Ich dachte, du findest seine Mutter unsympathisch. Unfreundlich, hast du gesagt. Dass sie dich für einen Snob hält.«
    Helen schluckte und wünschte sich nun im Nachhinein, dass sie nicht erwähnt hätte, dass ihre Tante am Hof eingeladen war. »Wir werden schon zurechtkommen. Sie wohnt in Ealing, beziehungsweise direkt an der Grenze zu Ealing. Dort gibt es ein Krankenhaus. Ich kann nachts arbeiten gehen, während Bob auf das Kind aufpasst.«
    »Du hast alles schon durchdacht.« Maggy schüttelte den Kopf, aber auf eine ratlose Art. »Ich kann es nicht glauben! Meine Helen ist schwanger.« Sie zündete sich die nächste Zigarette an, da sie anscheinend vergessen hatte, dass noch eine in der Untertasse vor ihr brannte. »Du machst mich besser zur Patentante, Süße.«
    Helen spürte ein aufgeregtes Kribbeln, das sie durchströmte. Nachdem Bob und sie den Schock verdaut und begonnen hatten, konkrete Pläne zu machen, wirkte das alles nun realer. »Ich wüsste nicht, wen ich sonst fragen sollte!«
    »Was wirst du der alten Schreckschraube sagen?«
    Dies war Maggys Spitzname für Tante Phoebe.
    »Wir fahren am Wochenende zu ihr runter.« Helen versuchte, tapferer zu klingen, als sie sich fühlte. »Sie kann nichts dagegen machen. Übrigens, kannst du dir nächste Woche den Samstag freihalten?«
    Maggy klatschte in die Hände. »Ich nehme an, es wird bloß eine kleine Feier?«
    Helen nickte. »Bob möchte kein großes Tamtam, darum werden wir nur standesamtlich heiraten.«
    »Standesamtlich?« Tante Phoebe rutschte nach vorn auf die Kante ihrer roséfarbenen Couch, ihre Luchsaugen auf Helen geheftet, die sich vorkam wie früher in der Schule. Bob und sie waren wie geplant am Vormittag aufgebrochen, aber ihm war während der ganzen Fahrt schlecht gewesen, und er hielt sich auch jetzt, während sie sich unterhielten, im Bad auf. Weder Tante Phoebe noch Onkel Victor hatten sich beeindruckt gezeigt, als er sich gleich nach der Ankunft entschuldigte. Aber das war nichts verglichen hiermit.
    »Lass mich das klarstellen. Du warst dumm genug, dich schwängern zu lassen, und nun hast du die Absicht, auf dem Standesamt zu heiraten?«
    Onkel Victor, der vor der Verandatür auf und ab ging, die Hände in seinem grünlich-braunen Tweedjackett vergraben, runzelte die Stirn. »Ich bin mir sicher, Helen, wir können eine hübsche kleine Trauung hier in der Kirche organisieren.«
    »Auf gar keinen Fall!« Tante Phoebes Stimme war so laut, dass Bob sie oben bestimmt hören konnte. »Sie braucht überhaupt nicht zu heiraten!«
    Sowohl Victor

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