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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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damals.
    »Nichts.« Sie sprach in einem unbekümmerten Ton. »Ich geh’ nur mal kurz an die frische Luft. Bin gleich wieder da. Diana, macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Sie eine Weile mit Grace allein lasse?«
    »Nein. Warte!« Simons Stimme klang unsicher auf eine Art, die sie nicht von ihm kannte. »Warte auf mich, Carrie.«
    Kaum war sie aus dem Haus, versuchte sie loszurennen, aber die Schwere in ihr verhinderte das.
    »Ich kann es erklären.« Simon holte sie schnaufend ein. Er war auch nicht fit, aber aus einem anderen Grund.
    »Ich will es nicht hören. Du bist nicht fähig, die Wahrheit zu sagen.«
    Er musste schneller laufen, um mit ihr Schritt zu halten. »Okay. Ich habe einen Fehler gemacht. Einen einzigen. Ich gebe es zu, und es tut mir leid, Caro. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    »Da hast du völlig recht. Weil ich dir keine weitere Chance geben werde.«
    Sie hatten nun fast die Klippen erreicht. Das untere Ende der Stufen, die Diana und sie letzte Woche hochgestiegen waren, um von oben das Meer zu betrachten. Es begann zu regnen, und die Stufen waren rutschig, während sie hochstürmte und Simon hinter sich ließ.
    »Thomas!«, rief sie laut, unbeabsichtigt. »Thomas!« Ihre Stimme schallte mit dem Wind hinaus, während die Möwen über ihr schrien wie gestrandete Katzen. Einen Moment lang hörte es sich an, als würden sie ihretwegen kreischen.
    Selbst aus ihrer Höhe konnte sie die Verwirrung sehen, die über sein Gesicht huschte, während er hinter ihr die Stufen hochstieg. »Jawohl«, brüllte sie, und der Wind zerzauste ihre Haare, die an ihrem Mund kleben blieben. »Hast du dich nie gefragt, warum Scarlet dir kein bisschen ähnlich sieht? Ich habe genau dasselbe getan wie du. Ich bin keinen Deut besser als du. Verstehst du das nicht? Ich bin wütend auf dich, weil ich in Wirklichkeit wütend auf mich selbst bin.«
    Er holte sie nun ein und versuchte, sie festzuhalten. »Ich verstehe nicht.«
    »Ich konnte nicht schwanger werden, schon vergessen? Nicht nach der ersten Fehlgeburt und ganz sicher nicht nach den ständigen Streitereien zwischen uns danach. Also habe ich ihn ausfindig gemacht.«
    »Wen?«
    »Thomas!« Und ihre Stimme hallte laut von den kahlen roten Klippen wider, um von den Möwen aufgepickt zu werden. »Thomas! Der einzige Mann, den ich jemals wirklich geliebt habe.«
    »Das ist nicht dein Ernst!«
    Simons Stimme hinter ihr kreischte zusammen mit den Möwen. »Du bist einfach nur wütend. Bitte, Caro, bleib stehen. Du fällst sonst noch. Es wird alles gut. Das verspreche ich. Wir ziehen woanders hin. Fangen ganz neu an. Ich werde kündigen. Ich werde tun, was immer du willst. Ich werde …«
    Ein splitterndes Geräusch war zu hören. Unter ihrem Fuß gab etwas nach. Erschrocken spürte sie, dass ihr Fuß ins Leere trat, wo eigentlich eine Stufe hätte sein müssen. Dann ein Schrei – von ihr oder von Simon? Und dann noch einer.
    »Halt dich fest!«
    Das versuchte sie, während sie sich verzweifelt an das nasse Geländer klammerte.
    »Reich mir deine Hand!«
    Simons Gesicht war zu einer Grimasse verzogen, als würde er Schmerzen leiden, obwohl sie wusste, dass es ein Ausdruck von Konzentration war. Wie konnte man ein Gesicht nach so vielen Jahren Ehe falsch interpretieren? Wie konnte man nicht merken, dass der eigene Ehemann einen betrog?
    Er erwischte nun ihre Hand und zog sie hoch, aber irgendetwas stimmte nicht. Ihr Hals schnürte sich immer mehr zu, und mit einem Schock wurde ihr bewusst, dass Simon sie erdrosselte, so wie sie damals gedacht hatte, ihr Vater wolle ihre Mutter umbringen, als er sie über den Boden gewälzt hatte, um die Flammen zu ersticken.
    »Du erwürgst mich«, röchelte sie, aber Simons Augen waren weit aufgerissen vor Entsetzen. Sie hatte sich verfangen. Das erkannte sie nun. Ihre Perlen hatten sich in der gesplitterten, durchgebrochenen Stufe verfangen und schnürten ihr die Luft ab.
    »Mach sie ab«, versuchte sie zu sagen, aber die Worte kamen nicht heraus.
    Er musste sie nun loslassen, während sie sich weiter an dem nassen Holz festklammerte, da er beide Hände brauchte, um die Kette zu zerreißen. Aber die Perlen waren auf einen geknoteten Seidenfaden gefädelt. Das war zur Sicherheit, hatte der Juwelier ihr erklärt, als sie das Collier für die Versicherung hatte schätzen lassen. Zwischen jeder einzelnen Perle war ein Sicherheitsknoten geknüpft für den Fall, dass der Faden mit der Zeit brüchig wurde, was hin und wieder vorkam. Dann mussten

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