Pern 10 - Die Renegaten von Pern
die Beine an.
Jayge erzählte ihm alles bis auf Readis' überraschendes Auftau-207
chen. »Ich weiß immer noch nicht, wer einen Drachenreiter gesehen haben will«, schloß er. »Hinterher habe ich erfahren, daß ein Patrouillenreiter die stehende Karawane entdeckt und geglaubt hat, sie sei in einen Steinschlag geraten.«
»Was ja auch stimmte, nicht wahr?« grinste Swacky gehässig.
»Ich habe mir die Stelle für den Hinterhalt genau angesehen, damit wir solche Situationen in Zukunft vermeiden können.«
»Und? Ich hatte alle Hände voll zu tun, meinen Leuten zu helfen.«
»Paß auf...« Swacky beugte sich vor, zog ein Messer aus dem Stiefel und ritzte ein Diagramm in die Erde.
»Der Hinterhalt war genau geplant. Sie haben auf euch gewartet.
Wieso habt ihr keinen Schrittmacher vorausgeschickt?«
»Haben wir ja.
Sie wurde in die Schlucht gestoßen, und dort haben wir sie tot aufgefunden. Für Flankenreiter war der Weg zu schmal. Außerdem waren wir schon nahe genug an >Ende der Welt<.«
Swacky wedelte mahnend mit seinem Dolch hin und her. »Nahe genug ist man erst, wenn man in die Siedlung einfährt. Jedenfalls waren zehn Steinschläge vorbereitet, genau im richtigen Abstand, um jeden eurer Wagen zu treffen.«
»Wenn wir den gleichen Abstand eingehalten hätten«, unterbrach Jayge mit erhobener Hand, »wie damals auf der Ebene bei den Himmelsbesen, als wir ihr begegneten ... An diesem Tag hat sie den Überfall geplant, das weiß ich jetzt!« Jayge spürte den Haß wie Galle im Mund. »Wenn ich sie erwische, schneide ich ihr die Kehle durch.« Seine Hand faßte unwillkürlich nach dem Dolch.
»Einen so raschen Tod hat sie nicht verdient, mein Junge.«
Swacky legte den Kopf schief, und auch in seinen Augen glühte der Haß. Dann klopfte er Jayge mit seinem Dolch leicht auf die Finger. »Solltest du sie erwischen, solange du in meiner Patrouille bist, dann übergibst du sie mir. Sie hat bei ihren Überfällen nicht oft getötet und in jüngster Zeit gar nicht mehr, aber du bist nicht der 208
einzige, der ihr an die Kehle will. Ihr hattet Glück, daß eure Wagen auf der langen Steigung so weit auseinandergezogen waren. Und sie hat noch einen zweiten Fehler gemacht. Eure Wagen sind nicht so leicht umgekippt, wie sie erwartete. Das zeigt« - wieder hob er die Klinge -, »daß sie allmählich unvorsichtig wird. Oder verzweifelt ist.«
Sehr überzeugt klang das nicht.
»Baron Asgenar hat sich die Frachtbriefe für eure Waren angesehen, und er hat nichts gefunden, was sie so dringend gebraucht hätte, um ein solches Risiko einzugehen.«
»Woher will Asgenar wissen, was sie stehlen würde?«
»Baron Asgenar«, verbesserte Swacky, gab ihm einen Klaps auf die Finger und sah ihn streng an. »Sogar in Gedanken, mein Junge.
Und Baron Asgenar weiß es, weil er ständig kontrolliert, was sie bisher gestohlen hat, was in ihrem Hauptlager liegen muß und was sie brauchen könnte. Abgesehen von einem kleinen Mädchen, das Drachen hören kann.«
Jayge war empört. »Thella hat nur gesagt, daß sie einen Dieb verfolgt. Und ich habe ihr schon damals nicht geglaubt, aber sie war schrecklich wütend.«
»Das hat sie dir erzählt?« fragte Swacky überrascht.
»Ein Mädchen, das Drachen hören kann, soll also der Grund für den Angriff auf uns gewesen sein?«
Swacky nickte bedächtig. »Das hat mir dieser junge Bronzereiter mitgeteilt. Ein solches Mädchen wäre für jemanden wie Thella sehr nützlich, darauf kannst du deinen letzten Schuhnagel verwetten.«
»Nützlich schon«, räumte Jayge ein.
Aber warum hatten die Weyr sie noch nicht als Kandidatin füf eines ihrer Königinneneier ausgewählt?
»Weißt du, Armald hat sie erkannt. Aber er hat sie nur mit >La-dy< angesprochen. Ihren Namen hat er uns erst später gesagt-«
»Nun, Armald ist tot, du hast deinen Teil abbekommen, und du 209
sagst ja selbst, daß auch deine Tante und der vierte Mann, der an jenem Tag dabei war, nur verdammt knapp dem Tod entronnen sind.«
Er nahm Jayge die Skizzen wieder ab.
»Du hast sie gesehen Junge - du kannst uns helfen. Ist dein Renner aucn im Gebirge trittsicher?«
»Es gibt keinen besseren, wenn es darauf ankommt, bringt er sogar schlafende Where um.«
Swacky erhob sich und wandte sich zum gehen
»Das würde zu viel Lärm machen, Junge, und wir wollen uns möglichst schnell und möglichst leise bewegen. Man weiß nie, was man sonst aufscheucht.«
»Noch etwas, Swacky. Der Mann, der diese Skizzen gezeichnet hat. Wie
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