Perry Rhodan - 2573 - Dorksteigers Dilemma
geradeaus gedacht, aber
immer wieder glitten ihre Überlegungen ab zu dem Ana.
Ihr war nicht entgangen, dass der Terraner Stuart Lexa sich für sie interessiert hatte - mehr
oder auf andere Art, als ein militärischer Kommandant es für gewöhnlich einem bloßen Informanten
gegenüber tat.
Noch ein Vorteil? Oder eher ein Nachteil, weil Lexa sich in seinen Gedanken auf sie
konzentrieren würde?
So, wie ihre Gedanken sich auf Fyrt konzentrierten.
Wie standen die Terraner zu den Vatrox und zur Frequenz-Monarchie? Beide Namen waren ihnen
bekannt - aber verbanden sie wirklich etwas damit?
Von der Tryonischen Allianz hatten sie wohl bisher nichts gehört. Wenigstens war ihnen die
Kooperation zwischen diesen beiden Organisationen kein Begriff.
Sie schloss die Augen und seufzte. Es wäre viel gewonnen, wenn wenigstens sie gewusst
hätte, wie sie zur Frequenz-Monarchie stand. Sie spürte, dass sich ihr Verhältnis zu den Vatrox
und ihrem System in letzter Zeit gewandelt hatte. Es war kritischer geworden. Sie hatte die
Schattenseite der Frequenz-Monarchie kennengelernt. Schattenseite? Mehr als das: ihre tiefe,
eigenartige Finsternis.
Aber hatte sich nicht auch ihr Verhältnis zu ihren Eltern gewandelt, damals, als die beiden
ihren Larf, ihren Darelg mit dem weißen Kinnbart und dem Fell, abendrot wie polierter Mamelyx,
vom Abdecker hatten holen lassen?
Ihr Vater hatte damals verheißen, dass sie ihn eines Tages verstehen würde. Dergleichen
versprachen Väter. Hatte er recht behalten? Verstand sie ihn nun? Keineswegs. Oder konnte es
sein, dass sie ihn verstehen könnte, sich aber weigerte, ihn zu verstehen, nur, um ihrerseits
recht zu behalten? War das ihr besonderer Egoismus?
War es ihre Eitelkeit, die sich gegen die Frequenz-Monarchie richtete? Oder wollte sie, noch
viel schlichter, Fyrt gefallen mit ihrer neuen Vatrox-Skepsis, da sie doch wusste, dass er die
Frequenz-Monarchie hasste?
Sie musste zugeben, dass sie emotional dazu neigte, den Terranern Vertrauen entgegenzubringen.
Möglicherweise hatten sie sich dieses Vertrauen ja sogar verdient. Sie hatten sie und Fyrt -
hoffentlich Fyrt - aus dem Wrack der VOSTAR gerettet.
Aber wenn sie überlief - und um ein Überlaufen würde es sich aus militärischer Sicht
zweifellos handeln -, dann würde ihre Tat Konsequenzen nach sich ziehen.
Sie wäre eine Verräterin. Mit Verrätern gingen die Vatrox nicht zimperlich um. Sichu
Dorksteiger konnte es bezeugen. Sie hatte ein milliardenfach belebtes Sonnensystem untergehen
sehen.
Und sie, Sichu Dorksteiger, war nicht irgendwer, sondern eine bedeutende Wissenschaftlerin.
Was, wenn die Frequenz-Monarchie darauf verfiel, ihren Verrat durch die Zerstörung ihres
Heimatsystems zu ahnden, ihrer Heimatwelt Ganroj?
Und was, wenn diese ganze Kette der Katastrophen, wenn die Vernichtung des Sonnensystems der
Ka'al und der Absturz der VOSTAR, bloße Inszenierungen der Frequenz-Monarchie waren? War es nicht
denkbar, dass selbst die Terraner zu dieser Inszenierung gehörten?
Tatsächlich konnte sie nicht ausschließen, dass dies alles ein letzter Test ihrer Treue zum
System war.
Wütend schlug sie mit der Hand auf die Liege. Alles Grübeln half nichts.
Sie brauchte Informationen.
Sichu Dorksteiger richtete sich auf und ging zur Tür. Die Tür blieb geschlossen.
»Öffnen«, sagte sie.
Keine Reaktion.
Vielleicht spricht die Tür einfach kein Handelsidiom, dachte sie und lachte leise
auf.
Sie sah sich im Raum um. Vorwiegend medizinische Gerätschaften. Irgendwo würden optische,
akustische und andere Überwachungsapparate versteckt sein. Sie hielt nach Kameraobjektiven
Ausschau. Natürlich ohne Erfolg. Eine Technologie wie diese benötigte derartig primitive
Einrichtungen nicht unbedingt. Objektive ließen sich in Nano-Partikel facettieren. Möglicherweise
waren die Wände, die Decke und der Boden insgesamt lichtempfindlich, mit akustischen und mit
Wärmesensoren angereichert.
Dorksteiger hatte keinen Zweifel daran, dass sie überwacht wurde. Und die Terraner würden
keinen Zweifel daran haben, dass sie ihre Haftbedingungen mindestens prüfte. Jedenfalls machte
Lexa nicht den Eindruck, als würde er im Falle einer eigenen Gefangennahme in Lethargie verfallen
und auf den Beistand höherer Wesen harren.
Sie brauchte eine Weile, dann war die Vorsortierung abgeschlossen. Da waren die medizinischen
Apparate, die mit elektromagnetischen Wellen arbeiteten, dann
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