Perry Rhodan - 2573 - Dorksteigers Dilemma
Lettern gehaltene Aufschrift.
»Und was haltet ihr von dem Design ihrer Sternengefährte?«
Noureldarawinurat und Awrachokoudisabin ließen sich Zeit mit der Antwort. Die KATARAKT hatte
ihre Landebeine ausgefahren und setzte bemerkenswert sacht auf der Ebene auf.
»Das Design?«, fragte Awrachokoudisabin. »Das wenigstens ist eine runde Sache.«
Feuer
Bis kurz vor der Landung arbeitete Sichu Dorksteiger sich durch das Datenmaterial, das Lexa
ihr zur Verfügung gestellt hatte.
Hin und wieder ertappte sie sich dabei, wie sie Anzeichen dafür suchte, eine Fälschung
vorgesetzt bekommen zu haben. Dann wieder schalt sie sich, Paranoia zu entwickeln. Schließlich
folgte aus der Tatsache, dass die Vatrox die Tryonische Allianz wie die anderen Völker der
Ringgalaxis nach Belieben manipulierten, nicht, dass alle alle manipulierten.
Sie betrachtete die Holografien der Apparate, die die Terraner aus dem Wrack der VOSTAR
erbeutet hatten.
Vor allem das, was die Terraner den Vamu-Kerker nannten, interessierte sie.
Die Frequenz-Monarchie hatte ihre Gegenwart vor der normalen Bevölkerung der alliierten Welten
stets wenn schon nicht vollständig verborgen, so doch als einen vernachlässigbaren Faktor
Anthurestas erscheinen lassen.
Davon, dass diese Zurückhaltung nicht etwa auf Bescheidenheit oder besondere Demut der Vatrox
zurückzuführen war, hatte Dorksteiger sich gründlich überzeugen können.
Sie hatte sich immer gehütet, an die Vatrox dieselben Maßstäbe anzulegen wie an die Ator.
Vatrox verhielten sich anders, die Körpersprache, die Mimik, die emotionale Aura der Stimmen
waren so fremdartig, dass sich ihr als Wissenschaftlerin eine schlichte Gleichsetzung verboten
hatte.
Aber was, wenn die emotionalen Koordinaten gar nicht so fremdartig waren, wie sie gedacht
hatte? Wenn die Architektur der vatroxschen Gefühlswelt jener der Ator durchaus ähnlich war?
Dann waren die Vatrox, wie sie schienen: ein Volk, das von seiner Mission derart überzeugt, so
geradezu besessen war, dass keinerlei Selbstzweifel aufkommen konnten.
Worin ihre Mission bestand? Keine Ahnung.
Aber der bislang uneinsichtige Grund ihres Hegemonialstrebens, ihres angeborenen Wahns, den
Vorsitz über alle Sternenvölker führen zu müssen, hatte sich gelichtet: Die Vatrox hielten sich
für auserkoren, weil sie ihr Vamu hatten, ein Vermögen, sich zu reinkarnieren, das an
Unsterblichkeit grenzte.
Nun also der Vamu-Kerker. Sichu Dorksteiger tippte ins Holo und wendete das Gerät. Sie hatte
gerüchteweise davon gehört, vage Andeutungen ihres Ausbilders Hochalon beispielsweise, dass die
Vatrox das Vamu illoyaler oder inkompetenter Artgenossen züchtigten.
Sie vergrößerte das Abbild und beugte sich vor, als könnte sie so seine Wand aus mattgrauem
Kunststoff durchdringen, sein Innerstes einsehen.
Dorksteiger hatte das Datenmaterial studiert, das ihr der blasshäutige Terraner namens Ditir
Gicorte überlassen hatte. Ein Mann, so farblos, als wäre er nur ein vorläufiges Modell seiner
selbst, das alsbald mit Leben bemalt werden müsste.
Das Datenmaterial hatte sie als Hyperphysikerin - nun ja, begeistert. Wer immer es konstruiert
hatte, beherrschte die hyperphysikalische Technologie in nie gekannter Vollendung. So schlicht
der Kasten von außen betrachtet wirkte, so komplex war seine hyperdimensionale Schichtung, das in
sich selbst verschlungene Labyrinth seiner Kraftfelder und Hyperenergietunnel, die Textur seiner
metaphysischen, in sich gekehrten Landschaft.
Wenn ein Vamu-Kerker wirklich existierte - so könnte er aussehen.
Ein technisches Seelen-Joch.
Sie versuchte sich vorzustellen, wie das Vamu in diesem Apparat existierte. Lag es, seiner
selbst nicht gewärtig, taub da, deponiert? Oder war es bei einer Art von Bewusstsein? Induzierte
das Gerät vielleicht besondere Strafen, immaterielle Qualen?
Dorksteiger glaubte, das Vamu sich in eisigen Wüsten verirren zu sehen, ein nacktes,
gestaltloses Etwas, das auf ewig geneigte Flächen aus Eis hinaufzusteigen suchte, einer matten
Sonne entgegen, aber abglitt und wieder abglitt, unentwegt stürzte.
Oder ging das Vamu im Gegenteil durch ein immerwährendes Feuer, ein in seelenlosen Flammen
stehendes Seelenhaus ohne Eingang, Ausgang, Tür oder Fenster?
Sie schüttelte die Bilder ab.
Was immer es war, wie immer seine Innenwelt beschaffen sein mochte: Der Vamu-Kerker würde
befreien.
Nicht ihre Insassen, wohl aber die
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