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Persische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)

Persische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Persische Nächte: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmin Eden
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gerettet.
    Kian ließ sie los. Sie blieb liegen, doch ihre Finger tasteten über den Boden, auf der Suche nach einem neuen Wurfobjekt. »Danke«, sagte Kian nur, drehte sich um und wischte sich das Blut von den Lippen. Die Karawane war am nächsten Tag weitergezogen, doch Kian hatte nicht mehr geweint. In seinem Herzen war das Bild des Mädchens mit dem langen Zopf und den unergründlich dunklen Augen.
    Der bärtige Mann führte sie zu einer Steinfestung, die halb im angrenzenden Berg verschwand – ein beeindruckendes Bollwerk, dessen schiere Größe alles überstieg, was Kian in seinem jungen Leben gesehen hatte. Die Burg wurde von zwei riesigen Türmen gesäumt, die die Wehrmauern flankierten. Das ganze Gebäude bestand aus Sandstein und strahlte im Sonnenlicht wie eine Stute mit lohfarbenem Fell.
    Viel Zeit die Festung zu bestaunen blieb ihm allerdings nicht, denn sie wurden durch das große Eingangstor geführt und mussten im Hof warten. Der bärtige Mann und sein haarloser Begleiter verschwanden in einem der beiden Türme und überließen die Jungen in dem Käfig sich selbst, während diese tuschelnd miteinander berieten, was sie wohl erwarten mochte.
    Nur Kian blieb stumm. Er vertraute seinem Vater; es würde ihm nichts allzu Schlimmes geschehen. Und er dachte an das Mädchen in der Wüste – er war sich sicher, dass er sie eines Tages wiedersehen würde.
    Nach einiger Zeit kam der Bärtige zurück; neben ihm lief ein Mann, der einen ebenso langen Bart trug, der aber schlohweiß war. Sein Gesicht wirkte noch nicht so alt, wie sein Bart es vermuten ließ. Es war wettergegerbt und mit Furchen übersät, doch die Augen über der Hakennase waren wachsam, und in ihnen glitzerte Intelligenz. Er trat an den Käfig und musterte die Jungen, einen nach dem anderen. Als er bei Kian ankam, zischte er leise und spuckte aus. »Blaue Augen? Was hast du dir dabei gedacht, Radusch? Das ist zu auffällig. Den können wir nicht brauchen.«
    Der Bärtige namens Radusch beugte sich zum Ohr des Älteren und flüsterte etwas. Der fixierte Kian, der unter der Musterung schauderte. »Ist das so?«, fragte der Alte schließlich und legte den Kopf schief, wie ein Raubvogel, der eine besonders delikate Beute begutachtete. »Gut, dann wollen wir sehen, ob er den Kampfgeist in der Wüste gelassen oder ihn mitgebracht hat.«
    Damit wandte er sich ab. Radusch brüllte einige Befehle, und schwarz vermummte Männer erschienen, die die Pakete von den Kamelen abluden und den Käfig öffneten. Den Jungen wurde befohlen, einem untersetzten Mann in Schwarz zu folgen. Er trug eine Peitsche am Gürtel, und Kian ahnte, dass diese einem ähnlichen Zweck diente wie der Dornenstock des Glatzkopfes. Er führte sie in einen großen Schlafsaal mit einfachen Pritschen. Auf jeder Pritsche lag ein Bündel Kleider, alle schwarz. Jeder der Jungen suchte sich eine Pritsche aus, und dann mussten sie sich umziehen. Die Kleidung war aus teurem Tuch, und Kian war überrascht, wie weich die Kleidung sich auf seiner Haut anfühlte. Ein Kaftan, eine einfache Hose und lose Schuhe – das schien den Männern als Kleidung zu reichen.
    Als die Jungen umgezogen waren, wurden sie in einen weiteren Saal geführt, doch hier gab es keine Pritschen, nur hohe Decken und eine reich mit Kissen und Decken ausgestattete Sitzfläche, auf der der Alte hockte. Kian musste mehr und mehr an einen Bussard denken, wenn er ihn ansah. Der Mann war derart zusammengesunken, dass es wirkte, als wäre sein schwarzer Kaftan ein Paar zusammengefalteter Flügel, die er jeden Augenblick auseinanderfalten und dann davonfliegen könnte.
    Die Jungen mussten sich vor dem weißbärtigen Mann aufstellen, der ruhig an einer Shisha sog und seinen Blick über die Reihe schwarzgekleideter Kinder wandern ließ. Sein Blick dauerte lange, und Kian glaubte bald, seine Beine nicht mehr zu spüren. Dann begann der Mann zu sprechen: »Ihr seid Waisen. Vergesst, dass ihr jemals Eltern hattet. Vergesst, dass ihr Geschwister und eine Heimat habt. Das alles ist vergangen und wird nie wieder zu euch zurückkehren. Ihr habt das Leben der gewöhnlichen Menschen verlassen und seid nun mehr geworden, mehr als ihr in eurem gewöhnlichen Leben jemals hättet sein können. Von nun an gehört ihr der Bruderschaft der Namenlosen an. Ich bin der Alte, und so werdet ihr mich ansprechen. Ich bin euer Vater und eure Mutter, euer Lehrer und euer Begleiter. Ihr werdet hier das Handwerk des Tötens erlernen. Wer sich als stark genug

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