Perspektive Trainee 2013 - das Expertenbuch zum Einstieg
meisten Zeit in Anspruch. Nichtsdestotrotz darf man nicht damit rechnen, dass der Leser ein Anschreiben intensiv studieren und reflektieren wird. Studien zeigen, dass ein Großteil der Personaler sich weniger als 60 Sekunden Zeit für die Durchsicht einer Bewerbung nimmt. Es ist also wichtig, in kurzer Zeit eine positive Stimmung hervorzurufen oder – was in Bezug auf das Anschreiben häufig schon die halbe Miete ist – eine negative zu vermeiden.
Wenn die „harten Fakten“ des Lebenslaufs passen, kommt ein Bewerber nicht selten schon dann in die nächste Auswahlrunde (z. B. Telefoninterview oder Online-Test), wenn auch sein Anschreiben nicht negativ auffällt. Das heißt:
richtiger Adressat
richtige Adresse
richtige Anrede
durchgehend richtiger Firmenname im gesamten Text (falsche Firmennamen sind tatsächlich nicht selten!)
keine Rechtschreibfehler
keine umständlichen und unverständlichen Formulierungen
kein „Anbiedern“ z. B. durch Namedropping („Wie ich auch schon im Gespräch mit Ihrem Chief Marketing Officer Peter Müller auf der Jobmesse in Koblenz erfahren habe, …“) oder durch unreflektierte, übertriebene Lobhuldigungen des Unternehmens oder der Abteilung („Schon seit Kindheitstagen träume ich davon, bei InnoTec mitwirken zu können, um das Leben der Menschen mit Innovationen zu verbessern …“)
keine platt von der Website abgeschriebene Beschreibungen der Firma oder der Abteilung („InnoTec ist eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Halbleiter-Chip-Produktion für Smartphones. Mit einem jährlichen Umsatz von 265 Millionen Euro ist das Unternehmen Innovationsführer …“); es sollten keine Dinge geschrieben werden, die der Leser ohnehin schon weiß.
Im Normalfall ist ein Anschreiben eine Seite lang; diese sollte auch nicht so voll geschrieben sein, dass man sofort die Lust am Lesen verliert. Ein gutes Anschreiben ist übersichtlich, gut formatiert und enthält – neben der obligatorischen Einleitung und einer Verabschiedung – etwa vier bis sechs wirklich relevante Sätze, die unmittelbar plausibel sind und den Leser ansprechen. Der Bewerber sollte dabei zeigen, dass er die wesentlichen Anforderungen der Stelle gelesen, verstanden und reflektiert hat. Er sollte dementsprechend formulieren, welches aus seiner Sicht die wichtigsten Anforderungen sind und warum er der Meinung ist, diese überdurchschnittlich gut zu erfüllen.
Reine Behauptungen reichen hier allerdings nicht. Man sollte immer auf Erfahrungen und Erfolge in der Vergangenheit Bezug nehmen, die als „Beweismaterial“ herangezogen werden. Das muss nicht besonders ausführlich sein, schließlich hat der Leser die Details und Nachweise im Lebenslauf und in den entsprechenden Bescheinigungen und Zeugnissen vor sich liegen. Das Profil sollte aber beim ersten Lesen plausibel und reflektiert erscheinen – reflektiert im Sinne von realistisch: Es ist keine gute Idee, zu behaupten, man erfülle die sprachlichen Anforderungen in einem Unternehmen mit der Arbeitssprache Englisch, wenn man als Referenz lediglich einen einwöchigen Sprachurlaub anführt.
Sollte es einzelne Kriterien geben, die zwar wichtig erscheinen, die aber (noch) nicht erfüllt werden oder deren Erfüllung nicht belegt ist, kann man entweder auf die Erwähnung verzichten oder vielleicht auch ehrlich darauf eingehen („Die in der Stellenausschreibung gewünschten zwei bis drei Jahre Branchenerfahrung kann ich noch nicht nachweisen. Ich konnte aber in mehreren erfolgreichen Praktika in unterschiedlichen Branchen zeigen, dass es mir leicht fällt, mich auf das Arbeiten mit neuen Produkten und Kundengruppen einzustellen.“). Es sollte immer klar sein: Die Stellenausschreibung gibt nicht immer realistisch die wahren Anforderungen der Stelle wieder, sondern ist häufig eine Auflistung aller gewünschten und möglichen Anforderungen des Fachverantwortlichen. Das heißt nicht, dass alles erfüllt werden muss – Führungskräfte oder Personaler sind häufig auch bereit, bei bestimmten Anforderungen (z. B. Berufserfahrung) Abstriche zu machen, wenn sie ansonsten von einem Bewerber begeistert sind. Das Thema Berufserfahrung sollte bei Bewerbungen für Trainee-Positionen im Normalfall keine Hürde sein. Selbst wenn diese gefordert wird – was vorkommen kann –, handelt es sich bei einer Trainee-Stelle per definitionem um eine Einstiegsposition; Praktika, Nebenjobs oder eventuell eine wirtschaftsnah verfasste Master-Arbeit als Beleg reichen
Weitere Kostenlose Bücher