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Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewger Seeliger
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Tür ab, löste mit fliegenden Händen die Schloßriegel und prallte entsetzt zurück.
    »Guten Morgen, Mr. Murrel!« sagte Peter Voss, stieg heraus, klappte den Deckel zu und setzte sich darauf, wobei er Arme und Beine nach Herzenslust streckte.
    »Sie sind«, ächzte Frank Murrel, als sähe er ein leibhaftiges Gespenst, »Sie sind Peter Voss.«
    »Ganz recht!« nickte Peter Voss. »Ich bin der Millionendieb aus St. Louis. Es freut mich sehr, daß mein Ruhm schon bis zu Ihnen gedrungen ist.«
    »Was wünschen Sie?« preßte Frank Murrel heraus.
    »Können Sie sich das gar nicht denken?« lachte Peter Voss. »Sie werden mich an Stelle Ihres Freundes mit nach London nehmen. Ich habe aber nicht die Absicht, acht Tage hier in der Kabine zu sitzen.«
    »Sie wollen an Deck?« stöhnte Frank Murrel entsetzt. »Das ist unmöglich.«
    »Oh«, lächelte Peter Voss abwehrend, »wenn man sich nur Mühe gibt und etwas mehr als die unbedingt nötige Vorsicht anwendet, ist nichts unmöglich. Sie halten es vielleicht für unmöglich, zwei Millionen zu stehlen. Ich versichere Ihnen, es war mir eine Kleinigkeit. Daß ich jetzt hier an Stelle Ihres Freundes auf dem Koffer sitze, hätten Sie gestern noch für unmöglich gehalten. Wie Sie sehen, ist es bereits eine unumstößliche Tatsache, mit der Sie sich abzufinden haben. Einigkeit macht stark, Mr. Murrel. Ich schlage vor, wir schließen einen Vertrag. Wenn Sie ihn halten, bin ich imstande, Sie fürstlich zu belohnen.«
    »Wo haben Sie das Geld?« forschte Frank Murrel neugierig.
    »Auf der Bank von England«, erwiderte Peter Voss. »Das ist eine ideale Anstalt für Defraudanten. Dort liegt es so sicher wie in Abrahams Schoß. Wenn ich erwischt werde, was ich allerdings nicht hoffe, sitze ich meine Jahre ab und hole es mir dann. Eine sehr einfache Sache.«
    »Okay«, sagte Frank Murrel und reichte ihm die Hand. »Ich bin einverstanden, übernehmen Sie die Führung.«
    »Sie sind ein vernünftiger Kerl«, sagte Peter Voss und schlug ein. »Wir werden uns schon vertragen. Sind Sie schon an Deck gewesen?«
    »Nein!« versetzte Frank Murrel. »Ich mußte doch erst den Koffer öffnen.«
    »Famos!« sagte Peter Voss. »Dann ist es kinderleicht. Ich gehe an Deck, und Sie bleiben in der Kabine.«
    Frank Murrel versuchte nicht erst zu protestieren und senkte den Kopf. Es blieb ihm nichts weiter übrig, als auf den Vorschlag einzugehen.
    »Na«, sagte Peter Voss gutmütig und klopfte ihm auf die Schulter. »In der Nacht können Sie hin und wieder an Deck gehen und ein bisschen Luft schöpfen. Wir haben ja eine gewisse Ähnlichkeit miteinander, wie Sie wohl auf der Polizeiwache gemerkt haben. Das Schlimmste ist Ihre Verpflegung. Die Vorräte im Koffer halten keine drei Tage vor. Wie haben Sie sich das eigentlich gedacht?«
    Es stellte sich heraus, daß Frank Murrel überhaupt nicht so weit gedacht hatte.
    »Es wird sich schon ein Ausweg finden«, meinte Peter Voss und setzte sich vor den Spiegel. »Zuerst muß ich die verdammte Farbe loswerden.«
    Und schon ging er mit Seife und Bürste seinen knallroten Haaren zu Leibe.
    »Ich habe etwas Besseres!« sagte Frank Murrel und brachte eine Flasche zum Vorschein. »Als Bühnenkünstler muß man dergleichen immer zur Hand haben.«
    »Bitte«, lächelte Peter Voss und ließ sich von Frank Murrel gehörig den Kopf waschen, bis die rote Farbe allmählich verging. Dafür kam eine andere Farbe zum Vorschein.
    »Zum Teufel!« rief Peter Voss entsetzt. »Jetzt hab ich grüne Haare.«
    »Nur Geduld!« tröstete ihn Frank Murrel und holte, nachdem er sich ein Paar Handschuhe angezogen hatte, eine andere Flasche hervor. »Jetzt Nussbraun, das brauche ich selbst.«
    Nach einer halben Stunde war das Werk vollbracht. In der Dunkelheit sahen sie sich zum Verwechseln ähnlich, aber im Licht konnte nur ein sehr Kurzsichtiger Peter Voss für Frank Murrel halten und umgekehrt.
    Da klopfte es an die Tür. Peter Voss ging öffnen. Frank Murrel kroch vor Schreck in die Koje. Draußen stand der Steward und begehrte das Billett.
    »Komm herein, mein Junge«, sagte Peter Voss gemütlich und zog die Tür zu. »Siehst du, da ist noch einer, und wir haben nur ein Billett.«
    Der Steward schaute betroffen von einem zum andern. Frank Murrel wäre am liebsten vor Angst in den Koffer gekrochen. Nur Peter Voss behielt seine Ruhe.
    »Guck dir den Koffer an«, fuhr er fort. »Es handelt sich nämlich um eine Wette. Der Herr wird dir sofort zwanzig Dollar geben. Ebensoviel kriegst du

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