Peter Voss der Millionendieb
Sprache, oder ich setz dich auf Wasser und Brot.«
»Dagegen kann ich mich nicht wehren!« meinte Peter Voss verstockt.
»Was sagen Sie zu so einer Frechheit!« wandte sich der Direktor an Dodd.
»Ich glaube, wir können das Verhör einstweilen beenden«, antwortete der. »Es genügt mir vorderhand, Sie überzeugt zu haben, daß dieser Emil Popel nicht der richtige Emil Popel ist.«
Der Direktor verließ die Zelle und diktierte draußen dem Sträfling, der sich für Emil Popel ausgab, drei Tage Wasser und Brot.
»Wenn der Mann ein Geständnis machen will, führen Sie ihn sofort zu mir«, sprach er zu dem Wärter und ging mit Dodd wieder in sein Dienstzimmer.
Die drei Kronzeugen wurden entlassen, nachdem ihnen Dodd ihre Auslagen erstattet hatte. Es ging alles auf Kosten der Firma Stockes & Yarker.
»Sind Sie nun überzeugt?« fragte Dodd.
»Beinahe«, erwiderte der Direktor. »Ich werde ihn schon mürbe kriegen!«
»Das tun Sie nur«, meinte Dodd. »Vor allen Dingen versuchen Sie ihm zu entlocken, wo er die Millionen versteckt hat.«
»Da können Sie sich auf mich verlassen«, rief der Direktor. »Wenn ich erst hinter eine Sache hake, dann kommt sie sicher ans Tageslicht.«
»Ich hoffe«, fuhr Dodd fort, indem er den Hut nahm, »daß ich auch ohne sein Geständnis schließlich das Geld aufstöbere. Ich werde mich heute Abend sofort auf die Suche machen. Finde ich es, werde ich unverzüglich den Antrag auf Auslieferung stellen. Außerdem werde ich dafür sorgen, daß Ihnen die ausgesetzte Belohnung von 2000 Dollar ausgezahlt wird.«
Damit war der Direktor mehr als zufrieden und schüttelte ihm schon im Voraus sehr dankbar die Hand.
Dodd hielt sich nicht mehr lange in Rothenburg auf. Er verabschiedete sich von Polly und fuhr erst einmal nach Frankfurt zurück.
Gerade als Bobby Dodd aus dem Zug stieg, warf Peter Voss die Fahne, das Zeichen, daß ein Gefangener den Wärter sprechen möchte. Als der Wärter kam, erklärte Peter, den Direktor sprechen zu wollen, er hätte eine Aussage zu machen.
»Aha!« rief der Wärter erfreut und packte ihn fest am Arm.
Mit einer geradezu erbarmungswürdigen Miene trat Peter Voss über die Schwelle des Büros.
»Sieh da!« rief der Direktor, noch erfreuter als der Wärter, der sich auf seinen Wink hinaus begab. »Also du willst ein Geständnis ablegen. Heraus damit! Du bist nicht Emil Popel?«
»Nein«, erwiderte Peter Voss und ließ den Kopf hängen. »Ich heiße Franz Müller.«
»Kerl, wenn du lügst!« drohte der Direktor.
»Ach Herr Direktor«, versicherte Peter Voss in herzbewegenden Tönen. »Mir ist gar nicht zum Lügen zumute. Ich hab viel Schlimmeres auf dem Gewissen als eine Urkundenfälschung.«
»Hast du die Millionen gestohlen?« forschte der Direktor.
»Leider nicht«, meinte Peter Voss kleinlaut. »Wenn ich das getan hätte, dann hätte ich wohl nichts Schlimmeres getan.«
»Du hast also noch andere Straftaten auf dem Gewissen?«
»Ja«, erwiderte Peter Voss. »Und furchtbar schlimme dazu. Meinetwegen sitzen zwei Unschuldige im Zuchthaus lebenslänglich. Und jetzt schlägt mir das Gewissen so, immer wie mit einer Keule auf den Kopf, besonders des Nachts, wenn ich so allein liege, daß ich mir nicht anders helfen kann. Und nun will ich ein Bekenntnis ablegen, daß die beiden unschuldigen Leute herauskommen.«
»Vorwärts, vorwärts!« drängte der Direktor.
»Ach, Herr Direktor!« seufzte Peter Voss und faltete die Hände, wobei er einen Augenaufschlag von geradezu hinreißender Wirkung anbrachte. »Sie sind zu streng. Bei Ihnen bringe ich mit dem besten Willen kein Wort über die Lippen. Da will mir das Geständnis nicht heraus. Ich mag mir Mühe geben, wie ich will. Sie dürfen mir das nicht übelnehmen. Ich kann halt nicht.«
Damit griff er sich an die Gurgel, als wenn ihm da eine Schlinge säße.
»Soso?« sagte der Direktor. »Willst du das Geständnis lieber dem Gefängnisgeistlichen machen?«
»Ach nein«, erwiderte Peter Voss. »Einem Pfarrer kann ich diese schrecklichen Geschichten erst recht nicht erzählen. Aber ich weiß einen, dem könnte ich sie wohl erzählen. Das ist der Herr Oberlandgerichtsrat Patsch, der mich damals verurteilt hat. Aber es darf keiner dabeisein, auch nicht der Wärter, sonst bring ich kein Wort heraus.«
»Ein sonderbares Verlangen«, sprach der Direktor. »Warum willst du das Geständnis gerade dem Richter machen, der dich verurteilt hat?«
»Ja, sehen Sie, lieber Herr Direktor«, bekannte Peter Voss und
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