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Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewger Seeliger
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und strich ihr das wellige, nussbraune Haar aus der Stirn. »Zuerst geh ich über die italienische Grenze. Von Venedig aus telegrafiere ich dir.«
    Sie war mit allem einverstanden. Aber der Abschied dauerte noch eine Viertelstunde länger, als Peter Voss berechnet hatte. In der Tür rannte er die Haushälterin fast über den Haufen. Er mußte sich in Trab setzen, um noch den Zug nach München zu erreichen. Eingehüllt in seines Adoptivvaters Reisemantel, einen grauen Velourshut auf dem Kopfe, die schützende Brille vor den Augen, kaufte er eine Fahrkarte nach München.
    Um diese Zeit wollte sich der Wärter überzeugen, wie viel Emil Popel von dem nassen Wasser und dem trockenen Brot schon vertilgt hatte.
    Er sah den Mann ganz unvorschriftsmäßig am Tage auf der Pritsche liegen und rüttelte ihn energisch wach.
    Da endlich erwachte der Oberlandgerichtsrat Patsch aus seiner Ohnmacht.
    »Helfen Sie mir!« röchelte er und hielt dem Wärter die gefesselten Hände hin, der sofort zur Zelle hinausschoss und den Direktor holte.
    Erst durch dessen tatkräftiges Eingreifen kam der Rat wieder auf die Beine. Durch eine Handbewegung, die den hohen Grad seiner Erschöpfung deutlich erkennen ließ, schnitt er alle Fragen ab und verlangte einen Wagen. Der Direktor stellte ihm seinen eigenen Mantel zur Verfügung und erstattete sofort Anzeige bei der Staatsanwaltschaft, die die nötigen Maßnahmen zur Wiederergreifung des entsprungenen Emil Popel verfügte.
    So kam der Oberlandgerichtsrat als verkleideter Sträfling heim. Die Haushälterin fiel fast in Ohnmacht.
    Der Rat legte sich ins Bett und schickte die unverehelichte Martha Zippel zum Arzt.
    Bald kam der Hausarzt, untersuchte den Kranken und verlangte in energischem Tone die sofortige Einreichung des Urlaubsgesuches.
    Schließlich gab der Onkel nach und unterzeichnete es im Bett.
    Dodd klopfte an diesem Abend an das Schulhaus. Der Lehrer öffnete und war erstaunt, den amerikanischen Detektiv wiederzusehen. Er war vor einer Stunde aus Frankfurt nach Rothenburg zurückgekehrt.
    »Ich muß hier eine Haussuchung durchführen«, erklärte er kurz. »Sie können es mir verweigern, würden sich aber dadurch in den Verdacht der Beihilfe bringen. Das kann Ihnen als Beamter nicht angenehm sein. Lassen Sie mir freie Hand, helfen Sie mir mitsuchen, dann bleibt die Sache unter uns. Mir ist es nur um die Herbeischaffung der zwei Millionen zu tun.«
    »Bitte sehr«, sagte der Lehrer zuvorkommend. »Suchen Sie nur. Aber sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie die zwei Millionen gefunden haben. Ich möchte auch mal soviel Geld auf einem Haufen sehen. Aber helfen werde ich Ihnen nicht. Ich geh schlafen.«
    Dodd untersuchte zuerst das Bett, dann das Schlafzimmer und schloß es ab.
    Und dann suchte er weiter, vom Keller bis zum Dachboden, die Taschenlampe in der Hand. Es war einfach ausgeschlossen, daß sich etwas vor seinem logisch und systematisch geschulten Spürsinn verbergen konnte. Die unmöglichsten Dinge stöberte er auf, besonders auf dem Boden, wo allerhand ausgedienter Hausrat herumlag.
    Und Dodd suchte mit einer geradezu bewundernswerten Ausdauer, jede Dachsparre betrachtete er eingehend und fand nicht einen roten Heller, geschweige denn zwei Millionen Dollar. Um drei Uhr Nachts schloß er das Schlafzimmer wieder auf, verabschiedete sich kurz und trat durch die Haustür ins Freie.
    Und da erblickte er in der Dunkelheit die beiden Bienenstöcke. Wie ein Pfeil schnellte er auf sie zu.
    Vorsichtig öffnete er die Tür und begann, die Strohdecken wegzunehmen. Er war kein Imker und hatte zudem nur eine Hand frei. Mit der anderen mußte er die Taschenlampe halten. Schön warm war es im Stock, und die Bienen wurden lebendig. Und das grelle Licht machte sie wütend.
    In demselben Augenblicke, als er die Hand nach einem Paketchen ausstreckte, das über den Waben lag, bekam er den ersten Stich.
    Rasch zog er die Hand zurück.
    »Vorsicht!« flüsterte er und fand unter dem Dach des Stockes eine lange Zange, womit er den verdächtigen Gegenstand herausfischte.
    Es war die ihm gut vertraute Brieftasche von Peter Voss. Die 4000 Dollar, sechs Hundertmarkscheine nebst Feilen und Sägen lagen darin. Er steckte alles ein und legte später den Ausweis, den er Emil Popel abgenommen hatte, dazu.
    Die zweitausend Mille werden nicht weit davon sein! dachte er ganz logisch und machte sich daran, die Waben aus der oberen Etage in die untere leere zu hängen. Jetzt aber fingen die Bienen an, den Humor zu verlieren.

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