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Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewger Seeliger
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Es blieb ihm nichts übrig, als im Finstern weiterzuarbeiten, denn sobald das Licht aufblitzte, hatte er einige dieser rabiaten Biester im Gesicht kleben.
    ›Etwas mühsam‹, dachte er kaltblütig, ohne sich abschrecken zu lassen. In diesem Stock fanden sich die Millionen nicht. Schnell packte er die Strohmatten hinein und schloß ihn.
    Jetzt kam der andere Stock an die Reihe.
    Der Gedanke, daß die zwei Millionen in diesem zweiten Stock lagen, war ihm nun zur absoluten Gewissheit geworden. Und mutig ging er gegen die Waben vor, die voll schwarzer, gefährlich summender Bienen hingen.
    Jetzt ließ er stechen, was stechen wollte! Immer hastiger wurden seine Bewegungen, den Stock bis zur hintersten Wabe zu durchforschen. Als er die letzte Wabe herauszog, stürzte ein Klümpchen der kleinen schwarzen Bestien auf den Boden des Stockes. Im Nu zerteilte es sich. Zwanzig Stacheln bohrten sich ihm gleichzeitig ins Gesicht. Nur noch einen letzten Blick wagte er in den Stock zu werfen.
    Das Geld war wirklich nicht darin!
    Dann nahm er Reißaus. In der Eile verfehlte er die Gartenpforte und setzte über den Zaun, wo er am Stacheldraht die Hälfte seines linken Hosenbeins zurückließ.
    Zu Fuß legte er den Weg nach Rothenburg zurück. Morgens gegen fünf Uhr traf er im Hotel ein. Der verschlafene Hausknecht, den er herausklingelte, erkannte ihn nicht wieder, so verschwollen war die nähere und weitere Umgebung seiner Nase. Er konnte kaum aus den Augen sehen. Wie ein Verrückter stürmte er die Treppen hinauf und vergrub das brennende Gesicht in der Waschschüssel. An Schlaf war nicht zu denken. Er mußte in einem fort kühlen und immer wieder kühlen.
    Morgens um acht Uhr, als es hell wurde, lag er auf dem Sofa, ein nasses Handtuch über sein verbeultes Gesicht gebreitet, und gab sich Mühe, seinen Schmerz mannhaft zu verbeißen. Nicht einmal auf die Straße durfte er sich wagen!
    Allein, jetzt wußte er, die Millionen lagen sicherlich bei dem Oberlandgerichtsrat. Das war wenigstens ein Erfolg.
    Um diese Zeit ging der Lehrer, kurz bevor die Schule begann, in den Garten. Hier entdeckte er sofort den Einbruch in die Bienenstöcke, denn der zweite Stock stand offen.
    Ärgerlich über diese Frechheit des Amerikaners entfernte er die Spuren des nächtlichen Einbruchs.

13
    Peter Voss hatte sich in München inzwischen wieder einmal umgekleidet. Ein Trödler in der Möhlstraße nahm den schönen oberlandgerichtsrätlichen Reisemantel für einen lächerlich geringen Preis in Zahlung, und Peter Voss ging aus dem dunklen Laden mit der schäbigen Eleganz eines heruntergekommenen Hausmaklers hervor.
    Beim Umkleiden hatte er bemerkt, daß er die Schlüssel seines Adoptivvaters in der Eile mit eingesteckt hatte. Auf dem nächsten Postamt legte er sie in eine leere Zigarrenkiste, tat die goldene Brille, die ihm jetzt nur hinderlich war, dazu und überlegte, ob er Polly nicht einen schönen Gruß mitschicken sollte. Er ließ sich ein Telegrammformular geben und zückte den Kugelschreiber. Aber getreu seinem Grundsatz, lieber etwas mehr Vorsicht anzuwenden, als eigentlich nötig war, und um sich im Chiffrieren zu üben, schrieb er die Mitteilung nicht in Buchstaben, sondern in Zahlen nieder. Er bezeichnete einfach die Buchstaben des Alphabets mit den Ziffern von 1 -24, doch so, daß er zuerst die ungeraden und dann die geraden Zahlen nahm.
    Mochte sich der Rat ein bisschen den Kopf zerbrechen! Er würde es schließlich doch herauskriegen. Und überdies war die Mitteilung, die er schließlich auch jederzeit widerrufen konnte, nur vorbereitender Natur. Dann legte Peter Voss das Formular in die Zigarrenkiste und schickte sie, gehörig verschnürt und mit der Adresse versehen, eingeschrieben an den Oberlandgerichtsrat Patsch.
    Dann überlegte er, wie er am besten zu einem neuen Pass käme. In Frankfurt, das wußte er, konnte er leicht einen bekommen. Aber er blieb vorerst in dem gemütlichen München, schlief in einer drittklassigen Pension in Schwabing und nannte sich ganz unverfänglich Franz Lehmann.
    In einem Blatt fand er die erfreuliche Nachricht, daß der Sträfling Emil Popel auf eine geradezu raffinierte Art und Weise aus dem Rothenburger Zuchthaus entwichen war. Auf seine Ergreifung und Wiedereinlieferung war keine Belohnung ausgesetzt. Ein Urkundenfälscher war der Justiz eben nicht so wertvoll wie ein Millionendieb.
    ***
    Dodd hatte den ganzen Vormittag sein Gesicht mit Salmiakgeist behandelt und konnte gegen Mittag riskieren, wieder

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