Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
Shakespeare -
Kapitel 23
Tag 4 nach der Entführung, Mannheim, 02:35 Uhr
Walsh konnte noch immer nicht glauben, was Joe versucht hatte ihm klar zu machen. Nina Vogel war seine Tochter!
Das konnte unmöglich sein. PRISM musste sich irren, die Akten mussten sich irren. Nina konnte nicht seine Tochter sein! Er hätte es gespürt, wenn er ein Kind gehabt hätte. So wie er es gespürt hatte, dass sein Großvater im Sterben lag und er seine Mission abbrach, um seinem geliebten Großvater die letzte Ehre zu erweisen. Er hatte es auch gespürt, als er seine Familie verlor – durch eine Autobombe, die eigentlich ihm gegolten hatte. Er hatte es immer gespürt, wenn etwas Außergewöhnliches passierte. Und die Geburt seiner Tochter war etwas Außergewöhnliches. Ihr Leben war außergewöhnlich. Und wenn sie seine Tochter wäre , dann hätte er es gespürt! Doch er spürte nichts. Zu keinem Zeitpunkt. Er war alleine auf dieser Welt, ohne Familie.
Sie konnte nicht seine Tochter sein! Und doch hatte Joe ihm klar gemacht, dass kein Zweifel vorliegen konnte. Dass einfach zu viele Informationen vorlagen, die genau das bestätigten. Die Gesundheitsakten aus den Krankenhäusern waren mehr als eindeutig. Bei Nina wurde sehr schnell die seltene Blutgruppe Vel-Negativ diagnostiziert, so dass sie in einer besonderen Datenbank aufgenommen wurde. Daran bestand kein Zweifel. Auch ihre DNA-Werte lagen vor. Die Mutter hatte eine komplette Gesundheitsanalyse von Nina in Auftrag gegeben, da sie jegliches Risiko ausschließen wollte. Somit waren auch ihre DNA-Werte aktenkundig. Und Walsh Werte lagen natürlich ebenfalls vor. Walsh konnte es drehen und wenden wie er wollte. Nina Vogel war seine uneheliche Tochter! Walsh besaß mediale Kräfte und Nina hatte zu ihm gesprochen - in der Stunde ihrer größten Not. Wenn er schon den Unterlagen keinen Glauben schenken wollte, so sollte er doch wenigstens an Ninas Hilferuf keinen Zweifel haben.
„Bro, alles klar? Hier nimm.“ Joe reichte Walsh ein Glas Wasser und setzte sich neben ihm auf die Couch. Er hatte die ganze Zeit über am PC gesessen und Walsh Zeit gegeben, sich von dem Schock zu erholen.
„Danke“, antwortete Walsh, nahm das Wasser und leerte das Glas fast in einem Zug aus. Walsh Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und er sah aus, als hätte er drei Tage und Nächte durchgefeiert.
„Hey, ich bin für dich da.“
„Ich weiß. Danke“
Joe umarmte Walsh und Walsh erwiderte die Geste. Sie waren die besten Freunde, dessen war sich Walsh in diesem Moment wieder sicher. Auf Joe konnte er sich immer verlassen. Das war ein verdammt gutes Gefühl, gerade jetzt.
„Was wirst du tun?“
„Bist du dir ganz sicher, Joe? Ich muss das wissen. Gibt es wirklich keinen Grund anzunehmen, dass PRISM sich irrt.“
„Hundertprozentig ! Ich habe mir das eben nochmal angeschaut. Die Daten sind zu eindeutig. Habe mich auch direkt ins Netzwerk des Krankenhauses und in das Rechenzentrum, an dem der Rechner des Hausarztes angeschlossen ist, gehackt. Die Daten stimmen. Nina ist deine Tochter.“
Walsh antwortete nicht sofort, seine Augen verengten sich zu Schlitzen und für einen Augenblick war es, als würde die Zeit stillstehen und Walsh seine Gedanken sortieren.
„Ich … ich habe Angst …“, flüsterte Walsh und musste seine Tränen zurückhalten. Unter anderen Umständen wäre er über diese Nachricht vor Glück durch die Decke gesprungen. Er war Vater, hatte eine kleine Tochter und somit wieder eine Familie. Konnte sich ein Mann etwas Besseres wünschen? Nein! Aber das hier, das war ganz anders.
Er hatte eine Tochter, ja, aber sie wurde entführt. Von wem, das wusste er nicht. Aber wer entführt ein Kind? Irgend ein kranker Wichser, wer sonst. Und was das bedeutete, wusste Walsh nur zu gut. Er würde seine Tochter, wenn überhaupt, nur tot finden. Und Walsh wusste, dass er das nicht verkraften würde.
Er kannte seine Tochter zwar nicht, aber ihre Stimme, ihre ängstlichen Worte: Finde mich …, hatten sich in sein Herz gebrannt und somit seine Liebe zu ihr entfacht. Er war machtlos dagegen, aber eine weitere Beerdigung, das würde er nicht verkraften. Er, der Top-Agent, der große, muskulöse Mann, der vor nichts und niemandem Angst hatte, dem man die aussichtslosesten Missionen gab, weil er so diszipliniert und tapfer war, war in seinem Herzen ein sehr sensibler, warmherziger Mensch, dem seine Familie alles bedeutete. Und jetzt, wo er wusste, dass er eine Tochter
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