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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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zögerte nicht. Ihre Musik drang zu Alton hinüber, und er konzentrierte sich auf den Rhythmus und die Harmonie – er summte in Gedanken mit, und die Schwingung der Musik durchdrang ihn. Der Wall verschluckte ihn.
    Als er im Turm herauskam, packte Dale ihn, bevor er einen Schritt gehen konnte. Sie stand mit dem Rücken an den Wall gepresst.
    »Beweg dich nicht.« Ihre Stimme war hart, und ihr Gesicht wirkte bleich in dem kränklichen grünen Licht, das den Turm erhellte. Ihre Schulter qualmte und der Stoff ihrer Uniform war angesengt.
    »Dale?«
    »Mit mir ist alles in Ordnung«, antwortete sie. »Aber beweg dich nicht!«

    Alton blickte sich in der Kammer um und versuchte zu erkennen, was sie offenbar angegriffen hatte. Mit einem Blick nahm er die geschwärzten, verkohlten Wände in sich auf, und die Spinnweben, die von der düsteren Höhe herabhingen und in den Luftwirbeln wehten wie ruhelose Gespenster. Das Mobiliar, das einst im Turm gestanden hatte, lag in einem Durcheinander aus hölzernen Trümmern. Die Säulen, die in der Mitte der Kammer den Tempesstein auf seinem Podest umringten, waren verkohlt und geborsten, und aus ihren kannelierten Umkleidungen waren Stücke herausgebrochen. Eine war umgestürzt und nur noch ein Haufen Schutt. Der Tempesstein selbst sah aus wie ein Brocken Kohle.
    Und dort, innerhalb des Säulenkreises, lag ein Skelett auf einem Haufen Lumpen. Ein Knochenarm ragte hervor, als wolle er sich zum Tempesstein ausstrecken und ihn berühren.
    »Götter«, murmelte Alton, »das sieht ja aus, als hätte es hier drin einen Krieg gegeben.«
    »Es ist noch etwas da«, sagte Dale, und ihre Augen schossen nach oben in die düsteren Nischen. »Irgendetwas Böses. Es ist hier bei uns.«
    »Was denn?« Er bewegte seinen Körper nur ein ganz klein wenig, und ein Blitz schoss von oben bis unten durch den ganzen Turm, so grell, dass er einen weiß-grünen Schimmer in seine Augen brannte.
    »Duck dich!«, schrie Dale und zerrte ihn im letzten Augenblick zu Boden, bevor der Blitz sich teilte und genau da einschlug, wo Alton gerade gestanden hatte.
    »Götter«, murmelte er.
    »Ich hab dir doch gesagt, nicht bewegen.«
    »Jetzt verstehe ich, warum.«
    Alton entdeckte nun etwas aus dem Augenwinkel, einen flackernden Schatten. Irgendetwas im oberen Teil des Turms. Seine Nackenhaare sträubten sich.

    Weitere Blitze explodierten, diesmal hoch oben, sie fächerten aus wie feurige geklöppelte Spitze, und er sah das schattenhafte Etwas, das durch die Luft zur gegenüberliegenden Wand huschte. Es war spindeldürr und von annähernd menschlicher Gestalt. Der Ausläufer eines Blitzes hackte in eins seiner Gliedmaßen und sein Schrei war unirdisch, schrecklich.
    Dale hielt sich die Ohren zu. »Was ist das?«
    »Ich weiß es nicht.« Alton starrte in die Finsternis hinauf, aber dort bewegte sich nichts. Der Turmschacht schien die ganze Luft nach oben zu saugen. Eine dichte, bedrückende Stille dröhnte in seinen Ohren. Ihm brach der kalte Schweiß aus.
    Augenblicke krochen dahin wie Stunden. Er spürte die Andeutung einer Bewegung wie einen Schatten, der seinen Geist streifte – sanft und sehr nah. Zu nah.
    Wieder jagte ein Blitz durch die Kammer, dicht über ihren Köpfen, so nah, dass Alton die Hitze spürte. Das Wesen zischte und krabbelte fort. Stille.
    »Wir müssen hier raus«, flüsterte Dale.
    Alton stimmte ihr zu. Er hoffte, dass Estral auf ihn gehört und weiterhin ihre Musik gespielt hatte. Er rief seine besondere Fähigkeit in sich wach und hüllte sie beide in einen unsichtbaren Schutzschild. »Jetzt!«, brüllte er. Er packte Dale, stemmte sie durch die Wand und folgte dicht hinter ihr, gerade als ein Blitz seine Fußspuren zertrümmerte.
     
    Er lag keuchend auf dem Boden, und es gelang ihm nicht, den Geruch nach feuchter Erde mit der Finsternis des Turmes in Einklang zu bringen. Neben ihm stöhnte Dale. Er rollte sich herum und sah, dass sie sich aufgesetzt hatte und behutsam nach ihrer angesengten Schulter tastete.
    »Wasser«, rief er Estral zu.
    Die Bänkelsängerin, die ihm gehorcht und die ganze Zeit
weitergespielt und gesungen hatte, legte nun ihre Laute weg, ergriff einen Wasserbeutel und rannte damit zu ihm hinüber. Sie stellte keine Fragen, sondern drückte ihm nur den Wasserbeutel in die Hand. Das gefiel ihm.
    Er kroch zu Dale. Ihre Schulter war gerötet und sah übel aus.
    »Es geht mir gut«, sagte Dale. Der glasige Blick ihrer Augen strafte sie Lügen.
    Alton goss Wasser auf die

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