Pfad der Schatten reiter4
vereitelt.
»Nein«, sagte Dale. »Das ist so ziemlich ausgeheilt. Dies ist, äh, etwas Neues. Ist eine lange Geschichte.«
Nun stellte Trace Burns ihr Fergal, Sandy, Oliver und Fern vor, die erst vor relativ kurzer Zeit zu den Boten gestoßen waren und Dale noch nicht kannten.
»Ihr seid als Grüne Reiter also noch ganz grün, wie?«, sagte Dale.
»Absolut nicht«, antwortete Fergal mit einem Schnauben. »Ich war bei der Rettung von Lady Estora dabei.«
»So so, du bist das also«, antwortete Dale mit einem Grinsen und zwinkerte Karigan zu.
»Diejenigen von uns, die nicht in den Schwarzschleierwald reiten, sind hier, um Alton am Wall zu unterstützen«, erklärte Trace.
»Das haben wir den Befehlen entnommen, die Garth uns vom Hauptmann überbracht hat«, antwortete Dale. »Lynx, Karigan und Yates ziehen weiter in den Wald, und ihr anderen gehört zu uns.«
»Wo ist denn Alton?«, fragte Karigan. Sie sah sich erneut im Lager um und konnte ihn immer noch nirgends entdecken.
»Unten beim Himmelsturm. Er erwartet dich. Vielmehr euch alle.« Dale sagte dies direkt zu Karigan, und diese fragte sich, ob Dale mit dieser Aussage auf irgendetwas Bestimmtes hinweisen wollte. Sollte das vielleicht eine Warnung sein? Und wenn ja, wovor?
Dale holte ihr Pferd, um sie zu Alton zu führen, aber Kiebitz war so aufgeregt, die anderen Botenpferde zu sehen, dass sie sich ständig drehte und tänzelte und den Kopf zurückwarf, sodass ihre Reiterin kaum aufsteigen konnte. »Bleib doch stehen, du alberne Stute!«, rief Dale entnervt. Kiebitz blieb gerade so lang stehen, dass Dale ihren Zeh in den Steigbügel bekam, aber kaum war sie im Sattel, fing die Stute schon wieder an, begeistert herumzutänzeln, zu bocken und zu schnauben.
Ihre Possen irritierten Dale, aber alle anderen fanden es sehr amüsant.
Als sie am Wall entlang zum zweiten Lager ritten, stellte Karigan fest, dass sie sehr nervös war. Sie schob sich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht und wünschte, sie hätte sich zumindest einen Teil des Reisestaubes abwaschen können, bevor sie Alton wiedersah. Sie lachte über sich selbst. Schließlich hatte er sie früher in viel schlimmerer Verfassung gesehen, oder etwa nicht? Sie fragte sich, wie er inzwischen wohl aussah.
Plötzlich trabte Ard von hinten heran und zügelte sein Pferd, um neben ihr zu reiten. »Du bist ohne mich losgeritten«, sagte er etwas atemlos, »und ich möchte lieber nicht bei den anderen da hinten bleiben. Grüne Reiter sind eine viel bessere Gesellschaft.«
Karigan widersprach nicht.
»Das ist vielleicht ein Bauwerk, wie?«, sagte er mit leiser, ehrfurchtsvoller Stimme und wies mit einer weit ausholenden Armbewegung auf den Wall. »Als hätten die Götter es gebaut.«
Karigan hatte dasselbe auch schon oft gedacht. »Aber das haben sie nicht. Es wurde von Menschen wie uns errichtet.«
»Und durch Magie«, murmelte Ard.
»Ja, und durch Magie.«
Das zweite Lager ähnelte einem kleinen Zeltdorf. Offenbar waren hier noch keine Hütten errichtet worden, was bedeutete, dass der Winter hier noch härter gewesen sein musste, als Alton in seinem letzten Brief beschrieben hatte. Die Lagerbewohner, hauptsächlich Soldaten und einige Arbeiter, kamen heraus, um die Reiter zu begrüßen. Karigan entdeckte Alton sofort, der ihnen mit Garth an seiner Seite entgegenkam.
Er sah sehniger und breitschultriger aus, als sie ihn in Erinnerung hatte, und sein Haar war länger und wilder. Karigan
hatte den Eindruck, dass seine Erfahrungen im Schwarzschleierwald und am Wall sich in seine Züge eingegraben und die jugendliche Weichheit größtenteils daraus vertrieben hatten, wodurch er noch interessanter aussah. Unwillkürlich grinste sie ihn an. Zur Antwort lächelte er unverbindlich.
Dann entdeckte sie jemand anderen neben ihm. »Estral?«
DAS WIEDERSEHEN
Alton konnte sich nicht erinnern, jemals glücklicher gewesen zu sein. Er und Estral unterhielten sich stundenlang bis tief in die Nacht, lachten, sangen und hielten einander in den Armen. Fast vergaß er sogar die Gefahr in unmittelbarer Nähe, aber bis Merdigen zurückkam, konnte er ohnehin nicht viel für den Wall und die Türme tun. Es überraschte ihn, dass er deshalb längst nicht so frustriert war wie sonst. Er war sogar froh über die Ruhepause, denn dadurch gewann er Zeit, die er mit Estral verbringen konnte.
Als Garth am Wall erschienen war und berichtet hatte, dass bald eine Reisegruppe auf einer Expedition in den Schwarzschleierwald eintreffen
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