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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Tochter in einem Stall schläft.« Er stand auf und beobachtete sie.
    Der Wind hatte sich beruhigt. Karigan fragte sich, ob der Sturm nur kurz innehielt, oder ob er sich tatsächlich gelegt hatte. »Da gibt es noch etwas«, sagte sie.
    Ihr Vater stand nur abwartend da.

    Bevor sie den Mut verlieren konnte, sagte sie: »Als ich letztes Jahr durch den Flusshafen kam, habe ich eine Freundin von dir kennengelernt … Silva Early. Ich bin sogar in ihrem … Etablissement, dem Goldenen Ruder abgestiegen.«
    Das Blut wich aus Stevic G’ladheons Gesicht.

DER MONDSTEIN
    Einige Pferde, darunter auch Kondor, lugten aus ihren Ställen und beobachteten Vater und Tochter, als wären sie Zuschauer bei einem Turnier. Die Stille war unerträglich.
    Endlich sprach ihr Vater. »Was hattest du im Goldenen Ruder zu suchen?«
    »Mein Reiterlehrling Fergal wäre fast ertrunken, als wir den Fluss überquerten.«Dies war mit Sicherheit die Kurzform der Geschichte. »Cetchum brachte mich danach ins Goldene Ruder . Ich wusste gar nicht, was das für ein Betrieb war. Jedenfalls nicht sofort.«
    »Cetchum«, murmelte ihr Vater. Sie war nicht überrascht, dass er den Fährmeister kannte. Cetchums Frau war Kammermädchen in dem Bordell, und er hatte es als ganz natürlich empfunden, Karigan dorthin zu bringen.
    »Ich war überrascht, von Silva zu erfahren«, fuhr Karigan mit zitternder Stimme fort, »dass mein Vater dort Stammkunde ist.« In Wirklichkeit war sie eher außer sich vor Wut gewesen und hatte sich betrogen gefühlt.
    Er stemmte seine Hände in die Hüften und wandte sich ab, sein Gesicht im Dunkeln. Als er sich ihr wieder zuwandte, antwortete er: »Ich habe bereits gesagt, dass es Dinge gibt, die ich niemals erklären werde, und meiner Tochter erst recht nicht.«
    »Und wie stand es mit Mutter?«, stieß Karigan hervor. »Hat sie es gewusst?«

    »Das hat nichts mit ihr zu tun.«
    Es hat alles mit ihr zu tun!, wollte Karigan schreien.
    Aber ihr Vater ging einfach weg. Er ging weg, verließ den Stall und trat hinaus in den Schnee.
    Was hatte sie erwartet?
    Eigentlich hatte sie eine ganze Menge erwartet, besonders von ihrem Vater. Sie hatte erwartet, dass er das Andenken ihren Mutter ehrte und sich aufrichtig und rechtschaffen benahm. Sie hatte nicht erwartet, dass er … als Kunde Bordelle besuchte. Auch nicht, dass er Pirat gewesen war. Sie hatte das Gefühl, dass er insgeheim ein ganz anderes Leben führte, das er ihr verschwieg. Wenn er solche Geheimnisse für sich behielt, was mochte er ihr sonst noch alles verschweigen?
    Ihr Vater war ihr ein Fremder geworden.
    Mit einem Seufzer warf sie die Pferdedecke ab und zitterte in der Kälte. Nach einem letzten Klaps auf Kondors Hals nahm sie beide Laternen und verließ den Stall. Zu ihrer Überraschung wich die Schwärze der Nacht bereits einem staubigen Grau, und der Wind war kaum noch mehr als ein Flüstern. Dicke Schneeflocken segelten in langsamen Wirbeln vom Himmel herab, kein Vergleich mit dem wütenden Schneesturm zuvor.
    Sie folgte dem Pfad, den ihr Vater zwischen dem Stall und dem Haus gebahnt hatte, und dachte, dass sie das alles ausdiskutieren sollten, statt einander aus dem Weg zu gehen. Deshalb entzündete sie eine Lampe, als sie das Haus betrat, und suchte ihn zuerst in der Küche und dann in seinem Büro, dann ging sie von Zimmer zu Zimmer, fand aber überall nur Dunkelheit und Stille. Oben drang Schnarchen durch die Zimmertüren ihrer Tanten. Sie blieb vor der Tür ihres Vaters stehen, die angelehnt war. Kein Licht war drinnen zu sehen, kein Laut zu hören.
    Zögernd schob sie die Tür auf, hob die Lampe und spähte
hinein. Die Decken auf seinem Bett waren zerwühlt, aber er lag nicht darin. Wo konnte er nur sein?
    Sie trat ein und das Licht der Lampe durchflutete den Raum. Die Schlafkammer ihres Vaters war schlicht und ordentlich, genauso wie sie sie in Erinnerung hatte. An den Wänden hingen ein paar Gemälde mit Meeresmotiven, und auf dem Kaminsims stand ein Schiffsmodell. Es war nicht die Goldjäger, sondern ein Flussschiff namens Wagnis, das erste Schiff, das er als Unternehmer hatte bauen lassen.
    Einige Kohlen glühten schwach im Kamin, und Karigan warf etwas Zunder darauf und fächelte der Glut Luft zu, bis das Feuer wieder aufflammte. Als es hell genug loderte, sah sie sich erneut im Zimmer um.
    War es immer so kahl gewesen? War es so gewesen, als ihr Mutter noch lebte? Sie stellte fest, das sie sich nicht erinnern konnte.
    Ihr Blick fiel auf die Truhe, die an

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