Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
Körper, und gierig verlangte ich nach mehr. Einer der Männer gab mir einen Kuss auf die Lippen. Es fühlte sich sonderbar an. Irgendetwas war falsch.
Ich protestierte schwach und versuchte, die Männer abzuschütteln, aber sie ließen nicht von mir ab. Etwas kitzelte an meinem Bewusstsein. Etwas, das ich zu packen versuchte. Etwas, das mir helfen würde, mich zu konzentrieren. Doch die Massage meiner Schultern war so unbeschreiblich gut. Der Mann strich mit dem Daumen in kleinen Kreisen über meine Haut. Genau das war der Moment, als ich mich mit einem Schlag wieder erinnerte.
Ren. Er hatte mir den Hals genauso massiert. Ich stellte mir sein Gesicht vor. Zuerst konnte ich es nur verschwommen erkennen, aber dann zählte ich mir im Geiste all die Dinge auf, die ich an ihm liebte, und das Bild wurde klarer. Ich dachte an sein Haar, seine Augen, wie er immer meine Hand hielt. Ich dachte daran, wie er den Kopf in meinen Schoß legte, während ich ihm vorlas, seine Eifersucht, seine Vorliebe für Pfannkuchen mit Erdnussbutter und dass er sich Pfirsich-Sahne-Eis gekauft hatte, weil es ihn an mich erinnerte. Ich konnte ihn regelrecht sagen hören: »Mein tumse mohabbat karta hoon, Iadala.«
Ich flüsterte: »Mujhe tumse pyarhai, Ren.«
Etwas barst in mir, und jäh riss ich mich los. Die Männer verzogen beleidigt das Gesicht, während sie versuchten, mich zurückzudrängen. Sie sangen leise, und im nächsten Moment verschwamm mein Blick erneut. Mit aller Gewalt summte ich das Lied, das Ren für mich geschrieben hatte, und rezitierte eines seiner Gedichte. Dann stand ich auf. Die Männer beharrten nun darauf, dass ich etwas aß oder von dem Saft nippte. Ich weigerte mich standhaft. Sie wollten mich zu einem weichen Bett ziehen. Ich blieb wie angewurzelt stehen, während sie an mir zerrten und mich mit einschmeichelnden Worten umgarnten. Sie machten mir Komplimente über meine Haare, meine Augen und mein wunderschönes Kleid und beschworen mich mit weinerlicher Stimme, dass ich seit tausend Jahren ihr erster Gast wäre und sie nur etwas Zeit in meiner Gesellschaft verbringen wollten.
Als ich wiederum ablehnte und erklärte, dass Kishan und ich uns auf den Weg machen müssten, ergriffen sie meine Hand und zogen mich in Richtung des Betts. Ich entwand mich und packte meinen Bogen. Hastig legte ich einen Pfeil auf und bedrohte den Mann, der mir am nächsten stand. Die beiden Brüder wichen zurück, und einer hob die Hand. Sie verständigten sich mit Blicken und schüttelten bekümmert die Köpfe.
»Wir hätten dich glücklich gemacht. Du hättest all deine Sorgen vergessen. Wir hätten dich geliebt.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich liebe einen anderen.«
»Du hättest uns im Laufe der Zeit zu lieben gelernt. Wir haben die Gabe, die Gedanken anderer auszulöschen und sie durch Leidenschaft und Freude zu ersetzen.«
»Das kann ich mir lebhaft vorstellen«, erwiderte ich zynisch.
»Wir sind einsam. Unsere letzte Gefährtin ist vor vielen Jahrhunderten gestorben. Wir haben sie geliebt.«
»Ja, wir haben sie so geliebt«, warf der andere ein. »Bei uns war sie keine einzige Sekunde von Traurigkeit erfüllt.«
»Aber wir sind unsterblich, und ihr Leben war viel zu schnell vorüber.«
»Ja. Wir müssen einen Ersatz finden.«
»Tja, tut mir leid, Jungs, aber ich will das nicht. Ich habe kein Interesse, eure …«, ich schluckte, »Liebessklavin zu werden. Außerdem will ich nicht alles und jeden vergessen.«
Sie musterten mich genau. »Dann soll es so sein. Du kannst gehen, wenn du willst.«
»Und was ist mit Kishan?«
»Er muss seine eigene Entscheidung treffen.« Mit diesen Worten verpufften sie zu einer dünnen Rauchfahne, schossen wirbelnd durch ein Astloch in der Wand des Baums und verschwanden. Ich ging zurück ins Badezimmer, um meine Feenkleidung zu holen und war hocherfreut, dass sie gereinigt und ausgebessert war.
Mit dem Rucksack unterm Arm ging ich zurück ins Zimmer. Anstelle des verführerischen Boudoirs war es nun ein einfacher, leerer Raum mit einer Tür. Ich öffnete sie, verließ das Haus und trat hinaus auf die Wendeltreppe, die sich im Innern des Weltenbaums um den Stamm wand. Die Tür schloss sich hinter mir. Ich war allein.
Ich zog die Hose und das Hemd an, das die Feen für mich gewebt hatten, und fragte mich, ob und wann Kishan herauskommen würde. Das weiche Bett wäre zum Schlafen viel bequemer als die harten Holzstufen. Aber wenn ich im Bett geblieben wäre, hätte ich wohl auch nicht
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