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Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Houck
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Vögel in der Dunkelheit umherwuseln. Etwas strich meinen Arm entlang und flatterte aufgeschreckt davon. Wenn es ein Vogel war, dann ein großer.
    »Kishan!«
    »Bin gleich da.«
    Ich konnte hören, wie er sich auf dem Bauch durch den Gang schob. Er hatte es fast geschafft.
    Etwas oder mehrere Etwas kamen auf mich zugeflattert. Vielleicht sind es riesige Motten. Ich knipste das Licht aus, um die fliegenden Geschöpfe von mir abzulenken, und lauschte Kishans Bewegungen.
    Erst tauchte der Rucksack auf und dann sein Kopf. Ein jähes, heftiges Flügelschlagen über mir erschreckte mich fast zu Tode. Spitze, gebogene Krallen legten sich auf meine Schultern und hielten mich fest. Ich kreischte. Sie bohrten sich tiefer in meine Kleidung, und mit wildem Flügelschlagen und unter lautem Gekreische wurde ich in die Luft gerissen.
    Hastig zwängte sich Kishan durch das Loch und packte mein Bein, aber das Geschöpf war stärker und riss mich fort. Ich hörte, wie Kishan meinen Namen rief.
    Ich wollte antworten, doch meine Stimme hallte schal von den Wänden wider. Ich war nun hoch oben, viel höher als Kishan, konnte ihn nur noch schwach ausmachen. Das Geschöpf war schon bald von anderen seiner Art umgeben und ich eingehüllt von einer kreischenden, wogenden, zitternden Masse aus warmen Körpern. Gelegentlich spürte ich Fell an meiner Haut, manchmal etwas Ledriges und das Kratzen von Krallen.
    Das Geschöpf segelte langsamer, zog einen Kreis und ließ mich dann fallen. Bevor ich einen Schrei ausstoßen konnte, landete ich polternd auf meinem Rucksack. Ich schaltete die Taschenlampe ein, an die ich mich während der plötzlichen Entführung geklammert hatte. Gleichzeitig verängstigt und dennoch wild entschlossen herauszufinden, wo ich mich befand, blickte ich mich um.
    Anfangs wurde ich aus meiner Umgebung nicht schlau. Alles, was ich sah, war eine wuselnde Masse aus braunen und schwarzen Körpern. Dann erkannte ich, dass es Fledermäuse waren. Riesige Fledermäuse. Ich stand auf einem Vorsprung, von dem es etwa hundert Meter in die Tiefe ging. Rasch rutschte ich zurück an die Holzwand.
    Kishan rief meinen Namen und versuchte, sich in meine Richtung zu bewegen.
    »Alles okay!«, schrie ich. »Sie haben mir nichts getan! Ich bin hier oben auf einem Vorsprung!«
    »Halt durch, Kells! Ich komme!«
    Die Fledermäuse hingen kopfüber und beobachteten mit blinzelnden schwarzen Augen Kishans Fortschritte. Die Tiere waren ununterbrochen in Bewegung. Einige kletterten spinnengleich über Artgenossen, um einen besseren Platz zum Hängen zu ergattern. Andere schlugen mit den Flügeln, bevor sie sie fest um ihre Körper legten. Wiederum andere wiegten sich bedächtig vor und zurück. Ein Teil schlief.
    Und sie waren laut. Sie unterhielten sich mit Knackgeräuschen und schnalzendem Schmatzen, während sie herabhingen und uns beäugten.
    Eine Weile kam Kishan gut voran, geriet dann jedoch in eine Sackgasse und musste umkehren. Er probierte mehrmals, zu mir hochzuklettern, was ihm jedoch nicht gelang. Nach dem sechsten Versuch stand er wieder neben dem Loch und rief zu mir hoch: »Es ist unmöglich, Kells. Ich schaffe es einfach nicht!«
    Ich wollte gerade den Mund öffnen, um ihm zu antworten, als eine riesige Fledermaus zu reden ansetzte: »Uuuunmööööglich eeeer glauuuubt«, schnalzte sie und breitete die Flügel aus. »Eeees iiiiist möööööglich, Tiiiiiigerrr.«
    »Du weißt, dass er ein Tiger ist?«, fragte ich die Fledermaus.
    »Wiiiiir seeeehen iiiihn. Hööören iiiiihn. Seeeein Geiiiiist ist entzweiiii.«
    »Sein Geist ist entzwei? Was bedeutet das?«
    »Bedeuuuutet er haaaaben Kummmmer erliiiitten. Eeeer heiiiilen seiiiine Wuuunde … eeeer diiich reeetten.«
    »Wenn seine Wunde heilt, kann er mich retten? Wie soll ihm das gelingen?«
    »Eeer iiiist wiiiiie wiiir. Eeeer iiiist haaalb Maaaann und haaalb Tiiiger. Wiiir siiind haaalb Vogel, haaalb Säugetiiier. Diiie Hääälften müssssen verschmeeeelzen. Eeer mussss Tiiiger iiiin siiiich anneeeehmen.«
    »Wie können sich seine beiden Hälften verschmelzen?«
    »Eeeer mussss leeernen.«
    Ich wollte gerade weiter nachfragen, als sich mehrere Fledermäuse in die Tiefe stürzten und zu verschiedenen Plätzen in der verwinkelten Höhle flogen. Rhythmische, kehlige Laute, bei denen es sich wohl um die Echoortung der Tiere handelte, hämmerten durch die Luft und trafen auf die Wände. Ich spürte die starken Vibrationen sogar auf der Haut. Kurz darauf begannen kleine, in die

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