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Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Houck
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umgebener Springbrunnen, ein wunderschöner Ort, an dem ich in Frieden hatte sitzen können. Jetzt war der Springbrunnen zertrümmert, die Lilien waren zertrampelt, die Bäume umgestürzt, und es gab zu wenig Erde, um etwas Neues zu pflanzen. Ich war vertrocknet, öde – eine Wüste, die kein Leben spenden konnte.
    Eine sanfte Brise fuhr mir durchs Haar und wehte mir Strähnen ins Gesicht. Mir fehlte die Kraft, sie beiseitezuschieben. Ich hörte nicht, dass Kishan aufstand. Ich spürte nur, wie seine Fingerspitzen mein Gesicht berührten, als er mir die Strähnen von den Wangen strich und sie mir hinters Ohr steckte.
    »Kelsey?«
    Ich reagierte nicht. Mein Blick starrte unverwandt zum heller werdenden Morgenhimmel.
    »Kells?«
    Seine Hände glitten unter meinen Körper und hoben mich hoch. Dann setzte er sich aufs Bett und zog mich an seine Brust.
    »Kelsey, bitte sag etwas. Rede mit mir. Ich ertrage es nicht, dich so zu sehen.«
    Er wiegte mich eine Weile. Ich konnte ihn hören und antwortete ihm im Geiste, aber ich fühlte mich losgelöst von meiner Umgebung, von meinem Körper.
    Ein Regentropfen traf meine Wange, und der plötzliche nasse Schock weckte mich, brachte mich zur Oberfläche zurück. Ich wischte den Tropfen weg.
    »Regnet es? Ich dachte, hier regnet es nie.«
    Kishan gab keine Antwort. Ein weiterer Tropfen fiel auf meine Stirn.
    »Kishan?« Ich sah zu ihm hoch und erkannte, dass es kein Regen war, sondern Tränen. Bittere Tränen standen ihm in den goldenen Augen.
    Überrascht hob ich eine Hand an seine Wange. »Kishan? Warum weinst du?«
    Er lächelte schwach. »Ich hatte geglaubt, du wärst verloren, Kells.«
    »Oh.«
    »Erzähl. Was hast du gesehen, dass du so erschreckend weit weg warst? War es Ren?«
    »Nein. Ich habe nichts gesehen. Meine Träume waren von kalter Schwärze erfüllt. Ich denke, er ist tot.«
    »Nein. Das glaube ich nicht, Kells. Ich habe Ren in meinen Träumen gesehen.«
    Lebenskraft durchflutete meinen zusammengesunkenen Körper. »Du hast ihn gesehen? Bist du sicher?«
    »Ja. Wir haben uns auf einem Boot gestritten.«
    »Könnte es sich um eine Erinnerung aus der Vergangenheit handeln?«
    »Nein. Wir waren auf einer Jacht. Um ehrlich zu sein, es war unsere Jacht.«
    Ich setzte mich aufrecht hin. »Bist du absolut, hundertprozentig sicher, dass es in der Zukunft geschieht?«
    »Ja.«
    Ich umarmte ihn stürmisch und drückte ihm unzählige Küsse auf Wangen und Stirn. Jeder Kuss wurde von einem »Danke! Danke! Danke!« begleitet.
    »Warte, Kells. Die Sache ist die: In meinem Traum haben wir uns gestritten, weil …«
    Ich lachte, packte sein Hemd und schüttelte ihn sanft, benommen vor köstlicher Erleichterung. Er ist am Leben! »Es interessiert mich nicht, warum ihr euch gestritten habt. Ihr zwei streitet doch andauernd.«
    »Aber ich denke, ich sollte dir erzählen …«
    Ich hüpfte von seinem Schoß und hastete durch den Traumhain, sammelte in Windeseile unsere Habseligkeiten auf. »Das kannst du mir später erzählen. Jetzt ist keine Zeit. Wir müssen los. Worauf wartest du? Es gilt, einen Tiger zu retten. Komm schon. Komm!«
    Ungezügelte Energie ließ mich wie ein Aufziehmännchen umherflitzen. Eine fieberhafte, verzweifelte Entschlossenheit hatte sich meiner Gedanken bemächtigt. Jede Minute, die wir ungenutzt verstreichen ließen, bedeutete unnötige qualvolle Schmerzen für die Person, die ich liebte. Mein Besuch bei Ren war real gewesen. Ich hätte mir keine neuen Worte auf Hindi ausdenken können, insbesondere nicht den Kosenamen, mit dem sein Vater seine Mutter angesprochen hatte. Ich musste tatsächlich bei ihm gewesen sein. Ich hatte ihn berührt, ihn geküsst. Etwas hatte unsere Verbindung durchtrennt, aber er war immer noch am Leben! Er konnte gerettet werden. Und er würde gerettet werden! Immerhin hatte Kishan die Zukunft gesehen!
    Die Sylphen bereiteten uns ein üppiges Frühstück, doch wir baten sie, es uns einzupacken, verabschiedeten uns rasch und eilten zurück zum Geistertor. Es kostete uns zwei Tage schonungsloses Wandern, bis wir anhand der Wegbeschreibung der Sylphen das Tor erreichten. Kishan war ungewöhnlich schweigsam auf der Reise, und ich war zu sehr mit der Rettung von Ren beschäftigt, um seiner Verschlossenheit auf den Grund zu gehen.
    Als wir das Tor endlich erreichten, bat ich das Göttliche Tuch, uns neue Winterkleidung herzustellen, und nachdem wir uns umgezogen hatten, beschwor ich meine Blitzenergie herauf und legte die Hand in die

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