Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
keine Luft.«
Sie nickte und wusch noch ein paar Teller ab. Das Besteck klirrte leise im schaumigen Wasser. Den Kopf leicht zur Seite geneigt, fragte sie: »Wie heißt er?«
Ich starrte ins Küchenfenster. Draußen war es dunkel, und in der Scheibe sah ich mein Spiegelbild, meine herabhängenden Schultern und die toten Augen.
»Ren. Er heißt Ren.«
Seinen Namen laut auszusprechen, versetzte meinem gebrochenen Herzen einen Stich. Eine Träne kullerte mir die Wange herab, und im Fenster sah ich Li hinter mir stehen. Er wirbelte herum und marschierte aus der Küche, aber ich hatte gerade noch einen Blick auf seinen Gesichtsausdruck erhascht. Seine Gefühle waren verletzt.
Jennifer beugte sich zu mir und tätschelte mir den Arm. »Geh und rede mit ihm! Es ist besser, solche Dinge sofort zu klären. Andernfalls wird aus einer Mücke ein Elefant.«
Die Situation kam mir bereits jetzt wie ein Elefant vor, doch sie hatte recht. Ich musste mit Li reden.
Er war bereits aus dem Haus gestürmt. Als ich hastig meine Sachen zusammengesammelt und mich bei Jennifer bedankt hatte, eilte ich aus der Haustür. Ich traf ihn an seinem Auto, gegen das er mit verschränkten Armen lehnte. »Li?«
»Ja?«
»Es tut mir leid, dass du das mitanhören musstest.«
Er seufzte tief. »Ist schon in Ordnung. Du hast mich ja vorgewarnt, dass es schwierig wird. Aber ich habe eine Frage.«
»Nur zu.«
Er drehte sich zu mir und sah mir tief in die Augen. »Bist du immer noch in ihn verliebt?«
»Ich … denke schon.«
Er sank sichtlich in sich zusammen.
»Aber Li, das spielt keine Rolle. Er ist fort. Er lebt auf einem anderen Kontinent. Hätte er mit mir zusammen sein wollen, hätte er es tun können, hat er aber nicht. Er ist nicht hier. Um ehrlich zu sein, er hat nicht mal angerufen. Ich brauche einfach … Zeit. Ein bisschen mehr Zeit …, um diese Gefühle abzuschütteln. Und das will ich wirklich.« Ich streckte den Arm aus und nahm seine Hand. »Ich weiß, es ist dir gegenüber nicht fair. Du verdienst es, mit jemandem auszugehen, der nicht diese Art von Ballast mit sich herumträgt.«
»Kelsey, jeder trägt Ballast mit sich herum.« Er trat gegen den Reifen seines Wagens. »Ich mag dich, und ich möchte, dass du mich auch magst. Vielleicht klappt es ja, wenn wir es langsam angehen. Wenn wir zuerst eine Weile befreundet sind.«
»Reicht dir das denn?«
»Mir bleibt keine andere Wahl, außer dich nicht mehr zu sehen, und das kommt für mich nicht infrage.«
»Okay, dann gehen wir’s langsam an.«
Li lächelte und beugte sich vor, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben. »Du bist es wert, dass man auf dich wartet, Kelsey. Und nur fürs Protokoll, der Kerl ist verrückt, wenn er dich einfach gehen lässt.«
Obwohl ich stapelweise Bücher ausgeliehen und unzählige Stunden im Internet verbracht hatte, hatte ich noch keine brauchbaren Ergebnisse über die Prüfung der Vier Häuser gefunden. Ich hoffte, die geflügelten Geschöpfe in diesem Teil der Suche würden sich als harmlose Schmetterlinge herausstellen, aber irgendwie bezweifelte ich das. Zumindest haben wir jetzt eine Ahnung, wie das Element Luft ins Bild passt, dachte ich.
Mit dem Kopf tief in die Bücher vergraben, ging Thanksgiving nahtlos in die Vorweihnachtszeit über. Hell erleuchtete Weihnachtsdekorationen blinkten überall in der Nachbarschaft und den Schaufenstern. Ich hatte weiterhin Dates mit Li und Jason, und Mitte Dezember nahm mich Li auf die Hochzeit seines Cousins mit.
Während der vergangenen zwei Wochen hatte ich mir immer wieder eingeredet, dass ich eine Beziehung mit Li wirklich wollte, dass es in Ordnung wäre, wenn ich ihm mein Herz schenkte. Er sah umwerfend aus in seinem dunklen Anzug, als er mich abholen kam, und mein Herz hüpfte bei seinem Anblick. Vielleicht nicht aus Liebe, aber zumindest aus tiefer Freude, mit ihm zusammen zu sein.
»Wow, Kelsey. Du siehst toll aus!«
Ich hatte meinem verbotenen Wandschrank einen Besuch abgestattet und war mit einem pfirsichfarbenen Prinzessinnenkleid aus Satin und Organza wieder aufgetaucht. In das Oberteil war ein Korsett eingearbeitet, das in einen pfirsichfarbenen, bis zu den Knöcheln reichenden Blumenrock überging.
Die Hochzeit fand in einem Country Club statt. Als die Zeremonie vorbei war, tauchten Löwentänzer und Musiker auf, und wir folgten der Parade zum Hochzeitsempfang. Einer der Musiker spielte auf einer Mandoline, die der Gitarre ähnelte, die an der Wand von Mr. Kadams Musikzimmer
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