Pfarrers Kinder Muellers Vieh
mog, sei Fra...« sie stockte verwirrt, »i moin, e Frau, sei Muader oder so ebber, no däd ers merke, wia guat oim ‘s Heule duat!«
Selbstgemachte Nudeln und stumme Sänger
Man feierte gern in Weiden, und wir im Pfarrhaus feierten mit. Jedes Jahr im März brach die Konfirmation über uns herein, ein gesellschaftliches Ereignis, das Licht und Schatten über alle Dorfbewohner warf. Am besten erging es den entfernt Verwandten der Konfirmanden. Sie wurden eingeladen und brauchten nur zu essen. Weniger Glückliche arbeiteten als Helfer in Küche oder Stall. Gesangverein und Kirchenchor dienten ohne Lohn und gaben ihr Bestes, das Fest zu verschönern. Die Handwerker des Ortes, Gipser, Maler und Glaser, lagen erschöpft zu Bett und genossen die wohlverdiente Ruhe nach getaner Pflicht. Bis zum Vorabend des Festes hatten sie hart gearbeitet, gegipst, geweißelt und tapeziert, um die Häuser der Konfirmandenfamilien auf Hochglanz zu bringen. Alles war zur rechten Zeit fertig geworden, was bei dem Arbeitseifer des Malermeisters keineswegs als Selbstverständlichkeit, sondern eher als ein Akt göttlicher Gnade betrachtet werden mußte. Großer Arbeitsanfall nämlich lähmte diesen Meister derart, daß er schon des Morgens verzagt auf seiner Leiter hockte, Wände, Tapetenrollen und Kleister mit grämlichem Blick betrachtete und den Hausbewohnern erklärte, daß er diesen Tag nicht lebend überstehen werde. Erst nach dem Genuß mehrerer Schnäpse sah er sich der Arbeit gewachsen, kroch von der Leiter und begann sein schweres Tagewerk. So kam er nur langsam voran und erschien deshalb in manchen Konfirmandenhäusern erst kurz vor dem Fest. Man nahm es in Kauf, drückte dem Meister ein Schnäpschen in die Hand, dankbar, daß er überhaupt noch willens war, diese Arbeit zu übernehmen. Verließ er das Haus nach vollbrachter Tat, leise jammernd und sanft schwankend, dann begann die Arbeit der Hausfrau. Sie putzte die Böden, rieb die Fenster blank und wusch die Vorhänge. Hielten die zarten Gebilde der ungewohnten Behandlung nicht stand, so nähte sie neue. Am Konfirmationstag befand sie sich kurz vor dem Zusammenbruch. Sie hing nur noch auf ihrem Stuhl und war zur Nahrungsaufnahme oder Unterhaltung nicht mehr fähig.
Vor seiner ersten Konfirmation in Weiden wollte Manfred dieses Fest zu einer besinnlichen Feier im kleinen Kreis umfunktionieren. Er lud die Konfirmandeneltern ein und sprach lange und eindringlich über den Sinn der Konfirmation. Die Eltern lauschten seinen Ausführungen, nickten verständnisvoll und fanden, daß der Herr Pfarrer völlig recht habe. Ja, mit wenig Gästen würde alles viel schöner sein und weniger Arbeit machen, sie wollten es sich überlegen, und sie dankten dem Herrn Pfarrer sehr für seine hilfreichen Worte. Gefeiert wurde dann doch wie früher. Schweine, Kühe und Kälber fanden einen gewaltsamen Tod, wurden verwurstet, eingesalzen oder in den Rauch gehängt.
Ein paar Tage vor dem Fest machten sich die Konfirmandenmütter an die Herstellung der Nudeln. Sie kneteten den harten Teig, rollten ihn zu hauchdünnen Fladen und schnitten dünne Suppen- und breite Bandnudeln. Beim Milchholen geriet ich in eine Küche, in der die Hausfrau gerade beschäftigt war, mit Hilfe einer Maschine Nudeln zu produzieren. Das Ding war am Küchentisch festgeschraubt und sah wie ein großer Fleischwolf aus. Die Bäuerin stopfte oben Nudelteig hinein, drehte an einer Kurbel und hoffte, daß vorne Nudeln herauskommen würden. Es kamen aber keine, obwohl sie so gewaltsam an der Kurbel zog und drückte, daß der schwere Küchentisch hin und her ruckte. Zwei Kinder saßen bereits auf dem Tisch, um ihn zu beschweren, ich setzte mich dazu. Es floß so mancher Tropfen Schweiß in den Teig, aber auch diese Flüssigkeitszufuhr machte ihn nicht geschmeidiger. Endlich verlor die Bäuerin die Geduld. Sie verwünschte das neumodische Zeug, kratzte den Teig aus der Maschine und holte das Wellholz. Übrigens hätte man die Nudeln auch kaufen können. Doch keine Hausfrau, die etwas auf sich hielt, machte von dieser Möglichkeit Gebrauch. Zum Festmahl gehörten selbstgemachte Nudeln. Die langen Schlangen wurden zum Trocknen auf Schränken, Kommoden und Tischen ausgebreitet und später ungebrochen in ganzer Länge verwendet. Dadurch ergaben sich beim Essen mancherlei Schwierigkeiten: Es fing schon beim Suppenschöpfen an. Die Nudeln hingen so tief aus der Kelle heraus, daß sie fast auf dem Tischtuch schleiften. Also hielten kluge
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