Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
und er wollte nach etwa einer Stunde wieder zurück sein. Wir wollten gemeinsam zu Abend essen …«
Sie entließ ihn zum ersten Mal aus ihrem Blick und schaute auf ihre Hände hinab, die zitternd auf ihren Knien lagen.
»Ich werde Sie gleich in Frieden lassen, doch ein paar abschließende Fragen muss ich noch stellen«, sagte Sjöberg entschuldigend, ohne auf eine Antwort zu warten. »Wann haben Sie sein Verschwinden der Polizei gemeldet?«
»Ich habe die Polizei um zehn Uhr abends angerufen, aber ihnen waren keine besonderen Ereignisse bekannt, und sie haben mir geraten, bis zum nächsten Tag zu warten. Gestern Nachmittag bin ich dann zur Polizeiwache gegangen, nachdem meine Eltern hierhergekommen waren.«
»Hat Ihr Mann sich jemals bedroht gefühlt? Hatte er Feinde?«
»Nein, nichts dergleichen. Er ist ein sehr beliebter Mensch. Alle mögen ihn. Mochten …«
»Gibt es jemanden an seiner Arbeitsstelle, mit dem ich sprechen kann? Jemand, der vielleicht weiß, mit wem er sich treffen wollte?«
»Er hat … hatte eine Firma zusammen mit seinem Partner, Jorma Molin.«
Sie griff nach Sjöbergs Block und Stift und schrieb ihm den Namen und die Telefonnummer seines Kompagnons auf.
»Wir würden Sie auch gerne bitten, uns so bald wie möglich dabei zu helfen, die Identität des Opfers offiziell festzustellen. Das heißt, dass ein Familienmitglied zu uns kommen und sich den Verstorbenen anschauen muss. Kann einer von Ihnen uns dabei helfen? Am liebsten heute oder morgen.«
Pia Vannerberg nickte, verbarg ihr Gesicht in den Händen. Ihr Vater nahm sie in die Arme. Sjöberg erhob sich aus dem Sessel, sprach ihnen noch einmal sein Beileid aus und bat darum, in einigen Tagen zur Klärung weiterer Fragen zurückkehren zu dürfen. Der Vater nickte freundlich zur Antwort, obwohl die Tränen mittlerweile auch ihn fest im Griff hatten.
Es war hell, als Sjöberg sich wieder ins Auto setzte, und er schaltete Radio Stockholm ein, um seine Gedanken von Musik übertönen zu lassen.
Nachdem er den Wagen in der Tiefgarage unter der Polizeiwache abgestellt hatte, nahm er den Aufzug in die Empfangshalle.
»Guten Morgen, Herr Kommissar!«, rief Lotten, als sich die Aufzugtüren vor Sjöberg öffneten.
»Guten Morgen, Frau Rezeptionsvorsteherin!«, antwortete Sjöberg gut gelaunt.
Lottens fröhliche Erscheinung konnte jeden dazu bringen, seine Sorgen und seinen Kummer für eine Weile zu vergessen.
»Irgendwelche Mitteilungen für mich?«
»Ja, ein paar Journalisten haben angerufen und nach dir verlangt. Sie wollten einen Kommentar zu dem Mord von gestern Abend. Was soll ich ihnen sagen?«
»Dass sie nach vier Uhr wieder anrufen sollen.«
Er ging die Treppe hinauf und schenkte sich auf dem Weg zu seinem Büro einen Becher Kaffee ein, mit dem er sich an den Schreibtisch setzte, um Vannerbergs Kompagnon anzurufen.
» VM -Makler, Molin.«
Die Stimme klang höflich und zuvorkommend. Sjöberg stellte sich vor.
»Ich rufe wegen Ihres Kompagnons an, Hans Vannerberg.«
»Ja, wissen Sie, wo er steckt?«
»Ich habe leider schlechte Nachrichten. Er ist tot.«
»Aber was zum Teufel …« Molin brach erschüttert ab, und es wurde still am anderen Ende des Telefons.
»Es tut mir furchtbar leid, aber ich muss Sie unbedingt treffen. Könnte ich jetzt sofort bei Ihnen im Büro vorbeikommen?«
»Ja. Fleminggatan 68.«
»Ich komme«, sagte Sjöberg und legte auf.
Der Mann hatte ehrlich erschüttert geklungen, und seine Stimme hatte im Verlauf des kurzen Gesprächs erst servil, dann engagiert und am Ende bestürzt geklungen. Bevor er den Hörer aufgelegt hatte, hatte Sjöberg geglaubt, ein ersticktes Schluchzen zu hören. Noch eine verstörte Bezugsperson, die er mit dem Furchtbaren konfrontieren musste, dachte er resigniert.
Es war mittlerweile neun Uhr, und er entschied sich, mit der U-Bahn zum Maklerbüro zu fahren, um den frustrierenden Verkehrsverhältnissen in der Innenstadt zu entgehen. Er warf sich die Jacke über und stürzte im Hinausgehen noch den letzten Schluck Kaffee hinunter.
»Ich fahre zum Arbeitsplatz des Opfers, um seinen Kompagnon zu befragen«, rief er Lotten zu, als er wieder an der Rezeption vorbeikam. »Richte es Sandén aus, wenn er kommt.«
Er hob die Hand zu einem Abschiedsgruß und trat auf die Straße hinaus.
In der U-Bahn nutzte er die Zeit, um sich die wenigen Fakten, die sie bisher kannten, noch einmal zu vergegenwärtigen. Vannerberg hatte also am Montagabend um Viertel vor sechs sein Haus
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