Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
unterbrochen.
»Genau, so muss es gewesen sein. Dieses Haus im Åkerbärsvägen 13 habe ich an eine Familie verkauft, die vor etwa einer Woche eingezogen ist. Das Geschäft war bereits abgeschlossen, aber vorige Woche rief der Käufer an und beklagte sich darüber, dass der Verkäufer diverse feste Einrichtungsgegenstände mitgenommen hätte – so sah es jedenfalls der Käufer. Einen Mikrowellenherd, Wandlampen, von denen nackte, abgerissene Kabel an den Wänden zurückgeblieben seien, und einen großen Blumenkübel, der bei der Besichtigung noch im Garten gestanden hätte. Es ist wohl nur noch ein großes Betonfundament davon übrig geblieben, das die Aussicht stört. Wie dem auch sei, Hans versprach ihm, dass er vorbeischauen werde, wenn er mal in der Gegend sei, um sich ein Bild von der Angelegenheit zu machen. Dieses Haus muss am Montagabend sein Ziel gewesen sein, aber er hat sich offensichtlich die falsche Hausnummer aufgeschrieben. Er konnte ja nicht wissen … Es war ja mein Kunde, und er hatte die Immobilie noch nie gesehen …«
Molin verstummte und schaute bestürzt drein.
»Was ist dort eigentlich passiert? Wurde er von jemandem verfolgt, oder war irgendein Verrückter in der Nummer 31, der glaubte, dass Hans ein Einbrecher oder sonst etwas sei? Was ist das für ein Mensch, der so etwas tut?«
Sjöberg klopfte ihm tröstend auf die Schulter.
»Ich werde versuchen, das herauszufinden, das verspreche ich Ihnen. Ich muss jetzt gehen, aber vielleicht melde ich mich noch einmal mit weiteren Fragen.«
Es war halb elf, als er wieder draußen auf der Fleminggatan war und zum Eingang der U-Bahnstation eilte, um noch rechtzeitig zur Besprechung zurückzukommen. Vereinzelte Schneeflocken schwebten durch die graue Novemberdämmerung herab, von der Sonne war nichts zu sehen. In Gedanken formulierte er zwei weitere Fragen, die er sich notieren wollte, sobald er in der U-Bahn saß. Wer war Vannerbergs Vater, und wer könnte sich in Ingrid Johanssons Haus aufgehalten haben, während sie im Krankenhaus war?
*
Um acht Minuten nach elf hatten sich alle Beteiligten in dem blauen, ovalen und fensterlosen Raum versammelt, in dem sie ihre Besprechungen abzuhalten pflegten. Anwesend waren außer Sjöberg die Polizeiinspektoren Jens Sandén und Einar Eriksson, die Polizeimeister Jamal Hamad und Petra Westman, die Kriminaltechnikerin Gabriella Hansson sowie Hadar Rosén als Vertreter der Staatsanwaltschaft. Alle hatten einen Becher mit Kaffee vor sich auf dem Tisch stehen, abgesehen von Westman, die Tee bevorzugte. Sjöberg spürte eine gewisse Verärgerung darüber, dass es wieder einmal nicht möglich war, pünktlich zu beginnen, obwohl die Gruppe so klein war. Dieses Mal war es Staatsanwalt Rosén, der als Letzter eingetroffen war, und weil er offiziell die Verantwortung für die Ermittlungen trug, fühlte Sjöberg sich genötigt, sein Missfallen für sich zu behalten.
Sjöberg begann mit der Besprechung. Er fasste das Geschehen zusammen und berichtete anschließend von seinen Besuchen bei der Familie des Opfers und bei dessen Geschäftspartner. Rosén warf hin und wieder eine Frage ein und bat gelegentlich um weitere Erläuterungen, aber insgesamt schien er mit dem bisherigen Verlauf der Ermittlungen zufrieden zu sein. Hansson referierte anschließend die Ergebnisse der Kriminaltechnik und bestätigte, dass der Mord aller Wahrscheinlichkeit in der Küche begangen worden war. Einer der Stühle sei blutbefleckt und somit die mutmaßliche Mordwaffe. Todesursache, Todeszeitpunkt und Mordwaffe zu identifizieren sei natürlich die Aufgabe des Rechtsmediziners. Der Körper sei allerdings erst in den frühen Morgenstunden dort eingetroffen und ein vorläufiger Bericht sei frühestens am Nachmittag zu erwarten.
Hansson berichtete weiter, dass sich im Inneren des Hauses jede Menge Fingerabdrücke befänden, die noch nicht analysiert worden seien, und dass es sogar Schuhabdrücke gebe, sowohl im Haus als auch draußen im Garten. Auch in dieser Sache seien die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen. Sjöberg stellte wie schon so oft fest, dass Gabriella Hansson eine außerordentlich kompetente Kriminaltechnikerin war: korrekt, schnell, energisch und überaus konzentriert auf ihre Aufgabe. Als er sie daran erinnerte, auch die Schlösser sorgfältig zu untersuchen, sagte sie, dass das bereits erledigt sei und keine gewaltsame Einwirkung vorliege. Weil die Schlösser sehr alt seien, wäre es im Übrigen keine besondere
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