Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
verlassen, um einen Verkäufer im Åkerbärsvägen 31 zu treffen, eine Viertelstunde Fußweg von seinem Zuhause entfernt. Dort wohnte eine Frau namens Ingrid Johansson, die zu diesem Zeitpunkt bereits seit drei Wochen im Krankenhaus lag. Hatten sie sich für diesen Tag dort verabredet, oder wurde er von jemandem dorthin gelockt, der wusste, dass sich niemand in dem Haus befand? Er betrat das Haus und wurde in der Küche mit einem Stuhl erschlagen, wobei es keine sichtbaren Anzeichen für einen Kampf gab. Hatte ihn jemand hereingelassen, und wenn ja, wer? Oder stand die Tür offen? Hatte ihn jemand bis dorthin verfolgt? Im Garten gab es Fußspuren von zwei verschiedenen Männern, einer davon vermutlich Vannerberg selbst. Seine Frau begann, sich Sorgen zu machen, als er nicht nach Hause kam, und rief die Polizei an, ohne allerdings vor Dienstagnachmittag eine offizielle Vermisstenanzeige zu erstatten. Ungefähr zur selben Zeit kam Ingrid Johansson nach Hause, fand die Leiche, fuhr zum Krankenhaus zurück und holte Margit Olofsson, die sie nach Hause begleitete und von dort die Polizei alarmierte.
Er zog seinen Notizblock aus der Jackentasche, schrieb seine Fragen auf und fügte schließlich noch eine hinzu: Verbindung zwischen Hans Vannerberg und Ingrid Johansson?
Die Büros der Maklerfirma lagen im Erdgeschoss eines Gebäudes aus den zwanziger Jahren. In den Schaufenstern hingen DIN -A4-Bögen mit Beschreibungen und Bildern von Wohnungen und Häusern, die hauptsächlich in Kungsholmen und im Süden Stockholms lagen, wo auch Vannerberg wohnte. Dazu kamen ein paar Wochenendhäuser südlich der Stadt. » GESCHLOSSEN « stand auf einem selbst gemachten Schild, das hinter dem Glas der Eingangstür hing. Sjöberg klopfte trotzdem an. Molin öffnete ihm sofort die Tür, und er betrat ein kleines, ordentliches Büro mit zwei Schreibtischen und einer Kochecke. Er streckte seine Hand einem Mann um die vierzig mit pockennarbiger Haut und kurz geschnittenen dunklen Haaren entgegen. Seine Begrüßung wurde mit einem schlaffen Händedruck erwidert.
»Bitte, setzen Sie sich«, sagte Molin und geleitete Sjöberg zu einem der Besucherstühle.
Er selbst setzte sich hinter seinen Schreibtisch und faltete die Hände vor sich auf der Tischplatte.
»Erzählen Sie mir, was passiert ist«, sagte er matt und schaute den Kommissar mit großen braunen und sehr traurigen Augen an.
Sjöberg gab in kurzen Sätzen wieder, was er wusste, und Molin folgte dem Bericht kommentarlos, während sein Blick zwischen Sjöberg, dem Fenster und der Tischplatte hin- und herflackerte.
»Wissen Sie etwas über diesen Termin im Åkerbärsvägen 31?«, fragte Sjöberg.
»Er hat gesagt, dass er am Montagabend einen Kunden treffen, aber vorher noch nach Hause fahren will. Mehr weiß ich nicht.«
»Hatte er vielleicht einen Terminkalender, in den er seine Verabredungen eintrug?«, fragte Sjöberg weiter.
»Natürlich hatte er das«, antwortete Molin und stand auf.
Sjöberg folgte ihm zu Vannerbergs Schreibtisch und versuchte den Blicken der Kinder aus einer eingerahmten Fotografie direkt neben dem großen Terminplaner auszuweichen.
»Dann wollen wir mal sehen, vorgestern also …«
Molin ging die Liste der eingetragenen Aktivitäten vom Montag mit dem Zeigefinger durch und blieb an der letzten Zeile hängen.
»Åkerbärsvägen 31«, sagte er. »Mehr steht hier nicht.«
»Haben Sie sich nahegestanden?«, fragte Sjöberg.
»Ja, wir haben uns schon auf der Universität kennengelernt. Wir haben dieselben Seminare besucht und uns nach dem Studium auch privat immer wieder gesehen. Dann haben wir die Firma gegründet. Wir sitzen seit fünfzehn Jahren Seite an Seite in diesem Büro. Privat treffen wir uns jetzt zwar nicht mehr so oft, wir sehen uns schließlich den ganzen Tag hier und haben ja auch noch unsere Familien, aber manchmal trinken wir ein Bier zusammen, und wir können über alles reden.«
»Wissen Sie, ob er irgendwelche Feinde hatte?«
»Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Er war so freundlich zu allen. Und bei den Frauen hatte er einen Stein im Brett.«
»Welche Frauen meinen Sie?«
»Alle Frauen. Kundinnen, Bekanntschaften, die man in Kneipen macht, Serviererinnen. Meine Frau«, fügte er hinzu und lächelte zum ersten Mal.
»Was glauben Sie, hatte er eine Geliebte?«, fragte Sjöberg.
»Nein. Er hatte ja Pia. Da braucht man keine Geliebte. Er war ein echter Familienmensch«, sagte Molin und warf einen traurigen Blick auf das
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