Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
raschem Tempo alles ab, was auf ihrem Schreibtisch gelandet war, aber heute legte sie nicht so viel Eigeninitiative an den Tag wie sonst. Die Leerzeiten zwischen den einzelnen Aufträgen nutzte sie stattdessen, um nach Informationen über einen gewissen Peder Fryhk zu graben.
Peder Fryhk war dreiundfünfzig Jahre alt und stammte ursprünglich aus Hudiksvall. 1972 hatte er mit hervorragenden Noten das Abitur abgelegt und anschließend 1972 bis 1973 seinen Wehrdienst als Küstenjäger beim KA 1 auf der Insel Rindö abgeleistet. Im selben Jahr noch begann er sein Studium an der Medizinischen Fakultät der Universität Lund, und in diesem Jahr heiratete er auch. 1974 kam eine Tochter zur Welt, aber für die Jahre zwischen 1975 und 1980 gab es keine Aufzeichnungen zu seinem Einkommen oder Studium. Seine Frau und das Kind befanden sich zu dieser Zeit in Hudiksvall, wo sie jetzt immer noch gemeldet waren. 1980 tauchte er wieder auf, setzte sein Studium im Herbst fort und ließ sich scheiden. 1984 legte er sein Examen ab, worauf er in verschiedenen Krankenhäusern im Großraum Stockholm arbeitete. Mittlerweile war er Narkosearzt im Karolinska.
Ein Kollege von der Wirtschaftspolizei half ihr dabei, an Informationen über Fryhks finanzielle Verhältnisse zu kommen. Dabei stieß sie auf keinerlei Unregelmäßigkeiten. Er war alleinstehend und hatte ein gutes Einkommen, und seine Ausgaben standen in einem angemessenen Verhältnis dazu. Keine Auffälligkeiten. Bei einer Suchanfrage im Kriminalregister stellte Petra fest, dass er keine Vorstrafen hatte. Eine Suche im ISP – der internen Datenbank mit Personenbeschreibungen – ergab keine Treffer. Auch im ASP – einer anderen internen Datenbank der Polizei, in der man Protokolle, die im Zusammenhang mit Ermittlungen erstellt worden waren, nach Personen durchsuchen konnte – gab es keine Informationen. Er schien eine absolut saubere Vergangenheit zu haben.
Durch einen Anruf bei Ärzte ohne Grenzen fand Petra heraus, dass die Organisation nur 1975 im Libanon tätig gewesen war. Damals war Peder Fryhk zweiundzwanzig Jahre alt und hatte erst seit zwei Jahren Medizin studiert. Folglich konnte er 1975 nicht als Arzt im Libanon gearbeitet haben. Überhaupt hatte er niemals für Ärzte ohne Grenzen gearbeitet. Sie hatte ihm damit zumindest eine Lüge nachweisen können.
Was sollte sie also tun? Um keinen Preis wollte sie, dass Peder Fryhk von ihren Nachforschungen erfuhr. Deshalb konnte sie weder seine Mutter kontaktieren, die immer noch am Leben war, noch seine Nachbarn, Kollegen oder seinen Arbeitgeber. Ebenso wenig wagte sie es, seine Tochter zu kontaktieren. Aber seine Exfrau schien ihr eine halbwegs sichere Möglichkeit zu sein. Er hatte sie und seine gerade geborene Tochter fünf Jahre lang alleine zurückgelassen, während er sich im Ausland aufhielt, und als er wieder nach Hause kam, ließ er sich sofort scheiden. Wahrscheinlich sprach sie nicht besonders häufig mit ihm.
Nach mehreren Versuchen, Kontakt zu seiner Exfrau aufzunehmen, hatte sie am späten Abend Glück und erreichte sie auf ihrer Arbeit. Sie war OP -Schwester im Krankenhaus von Hudiksvall.
»Ich suche Peder Fryhk«, log Petra.
Am anderen Ende der Leitung wurde es ganz still, und sie hoffte, dass dies ein gutes Zeichen war.
»Hallo?«
»Ich habe seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm. Du musst woanders suchen. Wer möchte ihn denn finden?«
Petra hatte bewusst vermieden, sich vorzustellen. Nach gründlicher Überlegung hatte sie beschlossen, dieser Frau gegenüber ihre wahre Identität zu offenbaren. Außerdem hatte sie beschlossen, das Gespräch an dieser Stelle zu beenden, falls die Antwort anders ausgefallen wäre.
»Ich heiße Westman und bin Polizistin«, sagte Petra. »Er spielt eine Rolle in den Ermittlungen, mit denen ich gerade befasst bin.«
»Dann weißt du, dass du nicht über mich mit ihm in Kontakt kommen kannst«, sagte die Frau, die Mona Friberg hieß.
Offensichtlich war sie nicht auf den Kopf gefallen.
»Eigentlich wollte ich auch mit dir sprechen«, gab Petra zu, versuchte aber, gleich wieder die Kontrolle über das Gespräch zurückzugewinnen. »Wann hast du zuletzt mit ihm gesprochen?«
»1980«, erwiderte die Frau knapp.
»Im Zusammenhang mit der Scheidung?«
»Das stimmt.«
»Du hast seitdem also keinerlei Kontakt zu ihm gehabt, welcher Art auch immer?«
»Wie gesagt.«
»Und deine Tochter?«
»Auch nicht, soviel ich weiß.«
»Darf ich fragen, woran das
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