Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
wohnte, einer Querstraße zum Åkerbärsvägen. Ein zwischen dreißig und vierzig Jahre alter, wahrscheinlich angetrunkener Radfahrer war am Samstagabend vor dem Mord in Schlangenlinien durch die Straßen gefahren. Schließlich hatten noch neun Familien aus der Gegend Besuch von einem verdächtigen Typen um die zwanzig mit schwedischem Aussehen bekommen, der Toilettenpapier verkauft hatte, das mit dem Emblem des örtlichen Tennisvereins bedruckt war. Drei Personen in der unmittelbaren Nachbarschaft hatten beobachtet, wie Ingrid Johansson nach ihrem Oberschenkelhalsbruch von einem Krankenwagen abgeholt worden war.
Die Gruppe folgte verschiedenen Ermittlungslinien, hatte sich aber auf die Grundhypothese geeinigt, dass Hans Vannerberg am Montagabend sein Haus verlassen hatte, um die frisch eingezogene Familie im Åkerbärsvägen Nummer 13 zu besuchen, irrtümlich aber in der Nummer 31 gelandet war, wo er seinem Mörder begegnet war, der ihn aus bislang unbekanntem Grund dorthin verfolgt hatte.
Der hochgewachsene Staatanwalt Hadar Rosén war langsam ungeduldig geworden und hatte vorgeschlagen zu untersuchen, ob es nicht andere, ähnlich gelagerte Fälle in Stockholm oder irgendwo anders im Land gegeben hatte. Einar Eriksson war dieser Idee nachgegangen, hatte allerdings nirgendwo irgendwelche direkten Parallelen feststellen können, weder, was die Mordmethode betraf, noch hinsichtlich des Tatorts. Die allermeisten Morde, die begangen wurden, hatten ihre Ursache entweder in Familientragödien oder im Suff.
Als Sjöberg am Abend nach Hause ging, regnete es in Strömen, und er hatte wie üblich keinen Regenschirm dabei. Wenn er den Regenschirm mit zur Arbeit nahm, vergaß er ihn dort und vermisste ihn, wenn er ihn zu Hause brauchte. Wenn er allerdings den Regenschirm zu Hause ließ, regnete es, wenn er von der Arbeit nach Hause ging. Auch an diesem Tag war es nicht anders.
Als er schließlich zu Hause ankam, wurde er von allen herzlich bemitleidet, so vollkommen durchnässt, wie er aussah.
Erst als die vier jüngsten Kinder im Bett waren und Simon vor dem Computer saß und spielte, setzte Sjöberg sich an den Küchentisch. Er aß die aufgewärmten Reste des Abendessens der Kinder. Åsa, die schon früher am Abend mit ihnen gegessen hatte, leistete ihm Gesellschaft. Als sie ihn bat, von den Ermittlungen zu erzählen, berichtete er zwischen den Bissen ins Fleischwurstbrot von den Entwicklungen der letzten Tage.
»Eine Sache fällt mir auf«, sagte Åsa. »Das Ehepaar Vannerberg schien doch ein gutes Verhältnis zueinander zu haben, oder?«
»So sieht es aus«, antwortete Sjöberg.
»So wie du und ich ungefähr?«
»Ja, vielleicht.«
»Zwei vernünftige Menschen, die miteinander reden?«
»Anzunehmen.«
»Stell dir vor, du hast heute Abend etwas vor und musst noch einmal aus dem Haus. Nehmen wir an, du musst noch einen Zeugen befragen. Dann würdest du zu mir sagen: ›Ich muss noch einmal für eine Weile weg und einen Zeugen vernehmen‹, oder?«
»Etwas in der Richtung, ja.«
»Du würdest doch nicht sagen, dass du einen Verdächtigen verhören müsstest. Und ich würde mich später nicht daran erinnern, dass du einen Verdächtigen verhören wolltest, obwohl du eigentlich Zeuge gesagt hast.«
»Da ist was dran.«
»Und außerdem – aber da bin ich mir nicht sicher –, außerdem glaube ich nicht, dass du erst nach Hause kommen würdest, um dort plötzlich festzustellen, dass du dringend noch jemand aufsuchen musst, mit dem du gar nicht verabredet bist. Vannerberg hätte direkt von der Arbeit dorthin fahren können.«
»Vielleicht waren sie vor sechs Uhr nicht zu Hause, und er wusste das.«
»Dann finde es heraus. Wenn es so war, dann hätte er auf jeden Fall vorher angerufen, denn im Grund war er ja gar nicht in der Gegend. Sie hätten ja auch gar nicht zu Hause sein können.«
»Aber sie waren es.«
»Das konnte er aber nicht wissen, weil er nicht angerufen und nachgefragt hat.«
»Du hast recht. Und das führt uns …«
»Das führt uns zu der Vermutung, dass irgendjemand Vannerberg zu einem leer stehenden Haus gelockt hat, um ihn dort zu ermorden«, unterbrach ihn Åsa.
»Jemand, der davon wusste, dass Ingrid Johansson nicht zu Hause war«, ergänzte Sjöberg. »Jemand, der ihr entweder damit eins auswischen wollte oder das Haus nur gewählt hat, weil es leer stand.«
»Demzufolge muss es jemand sein, der sowohl zu Ingrid Johansson als auch zu Hans Vannerberg eine Verbindung hatte. Wenn du
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