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Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Titel: Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Gesprächsthema.
    »Wie geht es den Kindern?«, fragte er.
    »Ach ja, bei Jessica geht es wie immer mit Volldampf voran. Sie hat gerade eine Klausur bestanden: ›Transformationstheorie und Fourieranalyse‹ – alles klar?«
    »Du konntest es zumindest richtig aussprechen«, sagte Sjöberg mit einem Lächeln.
    Jessica war zwanzig und studierte Elektrotechnik an der Königlichen Technischen Hochschule. Ihre ältere Schwester Jenny, die dreiundzwanzig war, hatte eine leichte geistige Behinderung. Sandén war von Natur aus eigentlich ein Mensch, der sich keine Sorgen machte, aber eine Sorge gab es in seinem Leben doch, und das war Jenny. Manchmal sagte er, dass es vielleicht einfacher gewesen wäre, wenn sie eine schwerere Störung gehabt hätte. Denn so erwartete ihre Umwelt oft zu viel von ihr.
    »Und Jenny?«
    »Es fällt mir ein bisschen schwer, darüber zu sprechen, aber dieser verdammte Lümmel, der hinter ihr her ist – sie ist jetzt auf die Idee gekommen, mit ihm zusammenzuziehen.«
    »Na, so was. Ist der Junge nicht gut für sie?«
    »Du bist lustig. Was will er wohl von ihr? Was glaubst du?«
    »Aber sie ist in ihn verliebt, oder?«
    »Sie ist in ihn verliebt, weil er sich für sie interessiert. Das ist ja nicht so merkwürdig. Aber er will nur das eine, da bin ich mir sicher. Das wird eine einzige Katastrophe.«
    »Ist er normal begabt?«, fragte Sjöberg.
    »Er ist ein sogenannter Normalbegabter, ja. Sonst würde ich mir nicht so viele Sorgen machen. Dann würden sie ja im selben Boot sitzen. Aber der hier – der wird sie wie einen Fußabtreter behandeln, und sie wird alles tun, worum er sie bittet. Jenny ist so verdammt nett.«
    Sjöberg nickte nachdenklich.
    »Wie ist er so?«
    »Er ist einer von diesen ekligen Schleimertypen. Wenn wir sie treffen, spielt er ein verdammtes Schmierentheater und macht ganz auf liebevoller Beschützer.«
    Sandén spuckte die Worte förmlich aus.
    »Habt ihr denn mit ihr gesprochen?«
    »Natürlich haben wir mit ihr gesprochen. Aber sie ist jetzt ein großes Mädchen und muss selbst über ihr Leben entscheiden dürfen.«
    »Sie wird wohl aus ihren Fehlern lernen müssen«, konstatierte Sjöberg.
    »Hoffentlich fällt sie nicht zu tief«, brummte Sandén mit dem Gesicht im Handtuch.

    Sie gönnten sich eine Runde in der Sauna, und Sjöberg nutzte die Gelegenheit, von Hamads Fund in Ingrid Johanssons Haus zu berichten.
    »Ich glaube, wir haben die Verbindung zwischen Vannerberg und Johansson gefunden«, sagte er. »Wir haben es bislang noch nicht bestätigen können, aber mein Gefühl sagt mir, dass wir auf der richtigen Spur sind.«
    »Dann raus mit der Sprache«, sagte Sandén.
    Sjöberg fasst kurz zusammen, was sie entdeckt hatten.
    »Und …?«, fragte Sandén.
    »Sie hat also als Vorschullehrerin gearbeitet. Wie es scheint, hat sie mindestens fünfzehn Jahre lang die Vorschule Skogskullen geleitet.«
    »Und jetzt glaubst du, dass sie Hans Vannerberg dort begegnet ist?«, fragte Sandén skeptisch.
    »Genau. Ich spüre es einfach. Das sind ganz neue Informationen über Ingrid Johansson, und ich gehe jede Wette ein, dass Gun Vannerberg und der kleine Hans in Österåker gewohnt haben. Ich spüre, dass dies der Durchbruch ist, auf den wir gewartet haben.«
    »Du spürst es?«
    Sandén wirkte wenig beeindruckt.
    »Glaubst du etwa, dass ich mir das nur einbilde?«
    »Tja«, antwortete Sandén zurückhaltend. »Das Einzige, was du herausgefunden hast, ist, dass Ingrid Johansson als Vorschullehrerin gearbeitet hat. Das ist wohl keine besonders revolutionäre Erkenntnis, oder?«
    »Vielleicht nicht, aber es ist ein neuer Ansatzpunkt.«
    »Aber bis jetzt wissen wir ja noch nicht einmal, ob Vannerberg wirklich in diese Vorschule gegangen ist.«
    »Nein, aber wenn er in diese Schule gegangen ist – dann haben wir die Verbindung!«
    Sandén stand auf und kippte eine Kelle Wasser über den Saunaofen. Der Raum wurde sofort von Dampf erfüllt, und die heiße Luft brannte in ihren Nasenlöchern.
    »Wir haben einen Zusammenhang«, sagte er, »aber wir haben keine Person, die wusste, dass Ingrid Johansson im Krankenhaus lag.«
    Sjöberg fühlte, wie ihn der Mut zu verlassen begann. Vielleicht hatte er sich ganz umsonst so aufgeregt. Vielleicht war er von etwas ausgegangen, das es eigentlich gar nicht gab. Sein Gefühl pflegte ihn nur selten zu täuschen, aber dieses Mal hatte er vielleicht nur nach dem dünnsten Strohhalm gegriffen, von dem sich am Ende herausstellen würde, dass er

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