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Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Titel: Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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habe.«
    Ein paar Sekunden lang starrte sie mich ungläubig an, bevor sie plötzlich in Gelächter ausbrach. Kaum vorstellbar, dass ein Mensch, der eine halbe Ewigkeit gebraucht hatte, mir auch nur das kleinste Lächeln zu schenken, plötzlich über alles lachen konnte, was ich erzählte!
    »Du hast es ja faustdick hinter den Ohren!«, gluckste sie und gab mir einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken.
    Mit reptilartiger Schnelligkeit packte ich sie am Handgelenk, stand auf und drehte ihr die Arme im Polizeigriff auf den Rücken (vielen Dank noch mal für die vielen Tipps, Hans). Sie schrie auf, und ich griff schnell nach dem Küchenmesser, das auf dem Schneidebrett lag. Mit dem Messer an ihrer Kehle gelang es mir, sie zum Kühlschrank zu bugsieren, dessen verspiegelte Tür genau das war, was ich brauchte.
    »Kannst du dich immer noch nicht an mich erinnern?«, fragte ich drohend.
    »Nein, ich … Doch, vielleicht …«
    »Genau das ist ja das Lustige. Stell dir mal vor, du hättest mich wiedererkannt. Stell dir mal vor, du hättest irgendwann darüber nachgedacht, was eigentlich aus diesem armen Kind geworden ist, das ihr damals so gequält habt. Dann hätte dieser Abend vielleicht anders ausgehen können.«
    Sie atmete mittlerweile heftig, und ihr Körper begann plötzlich wie vor Kälte zu zittern. Ihre Stimme wurde schrill, fast gellend.
    »Ich habe dich doch nicht gequält! Ich habe mich niemals geprügelt!«
    »Es gibt viele Methoden, ein Kind bis aufs Blut zu quälen. Du hast dir die einfachste ausgesucht. Du hast das Publikum angefeuert, du warst die Fankurve. Ohne deine Anfeuerungsrufe und dein höhnisches Lächeln hätte dieser Terror keine festen Wurzeln schlagen können. Du hast zwar nicht das Beil gehalten, aber du hast bestimmt, wer aufs Schafott geführt wurde. Du hast den Takt und die Melodie vorgegeben, du hast entschieden, was schön und was hässlich war, was richtig und was falsch. Du hast entschieden, dass ich das hässlichste und abstoßendste Kind sein sollte, das jemals seinen Fuß auf diese Erde gesetzt hat, und diesen Stempel konnte ich niemals wieder abwaschen, begreifst du das, Carina? So läuft das in einer kleinen Stadt wie Katrineholm. Kaum hat man seine ersten Schritte getan, taucht schon so eine zuckersüße, unselbstständige kleine Strippenzieherin wie du auf und verweist einen auf die unterste Sprosse der sozialen Leiter. Und wenn man es irgendwann einmal wagen sollte, eine Sprosse nach oben zu klettern, wird man von den Lakaien per Fußtritt wieder nach unten befördert. Ganz oben, außerhalb der Reichweite aller anderen, stehst du und dirigierst das Ganze. Du hättest mich einfach in Ruhe lassen können. Wenn du mich nicht gemocht hast, hättest du es auch einfach dabei belassen können. Aber du musstest ja unbedingt deine bittere Galle verspritzen und alle wissen lassen, für was für eine armselige Figur du mich hältst. Du musstest ja deine eigene Vortrefflichkeit dadurch hervorheben, dass du den anderen Kindern meine – ausgerechnet meine – Unzulänglichkeiten vor Augen geführt hast. Warum gerade ich dafür auserwählt wurde, habe ich bis heute nicht verstanden. Ich weiß auch nicht, wer ich eigentlich bin. Wer ich geworden wäre, wenn du und deinesgleichen dieses kleine Ich nicht zerbrochen hätten, das damals noch in einem kleinen, weichen und unversehrten Kinderkörper steckte. Den habt ihr im Übrigen auch kaputt gemacht, ihr habt ihn grün und blau geschlagen, ihr habt Löcher hineingetreten und ihn hart und rau gemacht. Ihr habt den geraden Rücken verbogen und den Blick meiner einst erwartungsfrohen Augen auf den Asphalt gezwungen. Ihr habt nicht nur meine Kindheit zerstört, ihr habt mir mein ganzes Leben genommen. Was ihr damals getan habt – was du getan hast, Carina –, war die Zerstörung eines ganzen Menschenlebens. Du hast mich zu einem Leben ohne Freunde und ohne Freude verurteilt, zu einem Leben in vollständiger Isolation. Das ist eine ernste Tat, das wirst du doch verstehen, oder? Weder du noch ich haben noch ein Leben vor sich. Der Unterschied ist nur, dass du immerhin ein Leben gelebt hast, während ich nichts habe. Deinetwegen.«
    Gelähmt vor Schreck starrte sie mein Spiegelbild mit großen, aufgerissenen blauen Augen an, und ich spürte an ihrem Handgelenk, wie der Puls zu galoppieren begann. Plötzlich überkam mich die Lust, diese schöne Frau zu entstellen, bevor ich sie töten würde.
    »Ich … ich verstehe jetzt, wie falsch ich

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