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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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lag und um ihr Leben rang.
    Da
endlich öffnete sich die Tür zum Krankenzimmer und Dr.
Williams kam mit ernster Miene heraus. Augenblicklich trat Lady
Millford auf ihn zu. John wartete ab, schließlich war er nicht
mit Charlotte verwandt. Es oblag ausschließlich Lady Millford,
sich nach dem Befinden ihrer Nichte zu erkundigen.
    Fragend
richtete der Arzt seinen Blick auf die energisch auftretende Frau:
»Sie sind …?«
    » Lady
Millford! Ich bin die Tante und nächste Angehörige von Miss
Millford und Sie sind wahrscheinlich der hinzugezogene Arzt, wie ich
vermute.«
    » Ja,
Mylady!« Dr. Williams verbeugte sich knapp. »Mein Name
ist Williams. Ich praktiziere seit über zehn Jahren hier in der
Gegend. Davor war ich Schiffsarzt bei der Marine Seiner Majestät.«
    An
diesen Informationen schien Lady Millford in keiner Weise
interessiert zu sein. Sie musterte den Mediziner kühl. »Nun
…?«
    » Wissen
Sie, was vorgefallen ist?«, fragte Dr. Williams ohne
Umschweife.
    » Man
teilte mir mit, dass es einen Unfall gegeben hat. Meine Nichte sei
vom Pferd gefallen, das ungeschickte Ding! Vermutlich nichts Ernstes,
nehme ich an. Miss Millford hat ein außergewöhnliches
Talent dafür, viel Aufhebens um sich zu machen.«
    » Tatsächlich?«,
meinte Dr. Williams und musterte sein Gegenüber mit einer neu
erwachten, kritischen Neugier. Dass sich eine enge Verwandte
angesichts einer solchen Tragödie so desinteressiert und
abschätzig äußerte, schien ihm nicht sehr angemessen
zu sein.
    » Es
tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihre Nichte in
Wirklichkeit lebensgefährlich verletzt ist. Sie ist sehr schwer
gestürzt und es ist nur der sofortigen und tatkräftigen
Hilfe von Captain Battingfield zu verdanken, dass sie noch am Leben
ist.«
    » Captain
Battingfield? War der etwa dabei?«, fragte Lady Millford in
schneidendem Ton.
    » Allerdings,
Mylady!«, bemerkte John kühl, stand von seinem Sessel auf
und trat hinzu. Auch er empfand das Verhalten der Frau als
unangebracht und abstoßend.
    » Sie
scheinen eine seltsame Vorliebe für meine Nichte zu haben«,
sagte Lady Millford angriffslustig und sah ihn böse an. »Ich
finde das ausgesprochen befremdlich. Mr Terency hat sich mir
gegenüber deswegen bereits beklagt. Ich muss Ihnen leider
mitteilen, dass Ihre Nachstellungen meine Nichte in eine unangenehme
Lage bringen. Oder sollte sie Ihre Anwesenheit etwa ebenfalls
wünschen? Das sähe ihr ähnlich bei ihrer Herkunft!
Jedenfalls hat Mr Terency Zweifel an Ihrer Ehrenhaftigkeit geäußert
und seine Werbung für meine Nichte an die Bedingung geknüpft,
dass Sie sich von ihr fernhalten. Angesichts der Tatsache, dass Sie
ein verheirateter Mann sind, Mylord, eigentlich eine
Selbstverständlichkeit.«
    John
war sprachlos vor Zorn. War das das Einzige, woran diese
rücksichtslose Person angesichts der lebensbedrohlichen Lage
ihrer Nichte denken konnte? Besaß sie denn überhaupt
keinen Funken Mitgefühl für Charlotte? Er öffnete den
Mund, um Lady Millford endlich lautstark mitzuteilen, was er von ihr
hielt, als Dr. Williams dazwischenging.
    » Mylady!
Captain! Ich bitte Sie, es sollte uns jetzt doch wohl ausschließlich
um das Wohl der Patientin gehen.« Er blickte die Kontrahenten
streng an. »Um es kurz zu machen: Miss Millford hat eine starke
Gehirnerschütterung und eine nicht unerhebliche Wunde am Kopf,
die ich bereits genäht habe. Glücklicherweise sind Schädel
und Wirbelsäule offenbar unverletzt. Mehrere Rippen sind
gebrochen, was zwar sehr schmerzhaft ist, aber nicht
lebensbedrohlich. Ob innere Organe betroffen sind, kann ich zu diesem
Zeitpunkt nicht mit Sicherheit ausschließen, aber ich wage dies
zu verneinen. Was mir jedoch äußerste Sorge bereitet, ist
der völlig zertrümmerte Unterschenkel. Da ist nichts mehr
zu machen! Ich werde amputieren müssen, was angesichts des hohen
Blutverlusts, den die Patientin bereits erlitten hat, durchaus zum
Tode führen kann. Ich kann für nichts garantieren. Ich habe
zwar viel Erfahrungen mit Amputationen, aber eine solche noch nie bei
einer jungen Frau durchgeführt. Ich weiß nicht, ob sie der
Tortur einer solchen Operation gewachsen sein wird. Allerdings −
wenn ich nicht amputiere, wird es unweigerlich zum Wundbrand kommen
und die Patientin wird im Ablauf einiger Tage mit Sicherheit sehr
qualvoll sterben.«
    Er
hatte es geahnt, als er die Wunde gesehen hatte, dass es darauf
hinauslaufen würde, aber diese Erkenntnis bisher erfolgreich
verdrängt. Nun bestätigte

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