Pharmakon
Stupenski gezeigt hat, leid tut, daß wir überhaupt ein Unterlassungsurteil erwirkt haben«, sagte Redford. »Und wie die Dinge stehen, bleibt das Urteil nur bis zur Dringlichkeitsanhörung in drei Tagen wirksam, und da ich mit Sicherheit keinen weiteren Antrag stellen werde, können Sie erwarten, daß es zu diesem Zeitpunkt aufgehoben werden wird. Guten Tag, Mr. Schonberg.«
Adam brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, daß die Besprechung vorbei war.
*
Vier Stunden später saß Adam gewaschen und rasiert und in seinem besten Anzug vor dem Büro seines Vaters und wartete darauf, daß Mr. Schonberg seinen letzten Termin beenden werde. Es war schon nach sechs Uhr.
Als Mr. Schonberg schließlich frei war, hörte er mit einiger Ungeduld dem zu, von dem selbst Adam zugeben mußte, daß es weithergeholt klang.
»Ich kann das einfach nicht glauben«, sagte er Adam. »Sieh mal, wenn du dich dadurch besser fühlst, werde ich Peter Davenport von der AMA anrufen. Er ist der Mann, der die Kurse für die CME-Zuschüsse beurteilt. Er ist selbst schon auf mehreren Kreuzfahrten gewesen.«
Dr. Schonberg rief Davenport zu Hause an und bat ihn aufgeräumt um seine Meinung über die Arolen-Kreuzfahrten. Nachdem er ein paar Minuten zugehört hatte, dankte er dem Mann und legte auf.
»Pete sagt, die Seminare auf der Fjord seien absolut einwandfrei. Einiges von der Abendunterhaltung sei ein wenig risque gewesen, aber ansonsten hätten die Konferenzen zu den besten gezählt, denen er bislang beigewohnt habe.«
»Er war wahrscheinlich genau wie der Rest unter Drogen gesetzt«, sagte Adam.
»Adam, bitte«, sagte Dr. Schonberg. »Du machst dich lächerlich. MTIC hat seit über einem Jahrzehnt Seminare und medizinische Konferenzen unter ihrer eigenen Schirmherrschaft oder durch Arolen-Pharmaceuticals gesponsort. Die Kreuzfahrten finden seit mehr als fünf Jahren statt.«
»Das mag vielleicht sein«, sagte Adam, der die Hoffnung verlor, selbst seinen eigenen Vater zu überzeugen, »aber ich schwöre dir, sie setzen die Ärzte unter Drogen und unterziehen sie rigorosen Verhaltensänderungen. Sie operieren gewisse Leute sogar. Ich habe die Narben bei Dr. Vandermer selbst gesehen. Ich glaube, sie kontrollieren ihn durch eine Art Fernsteuerung.«
Dr. Schonberg rollte mit den Augen. »Selbst in Anbetracht der geringen Menge von Psychiatrie, die du bislang gehabt hast, Adam, würde ich doch denken, du solltest in der Lage sein zu erkennen, wie paranoid deine Geschichte klingt.«
Adam stand abrupt auf und ging auf die Tür zu.
»Warte«, rief Dr. Schonberg. »Komm für eine Minute zurück.«
Adam zögerte und fragte sich, ob sein Vater nachgeben würde.
Dr. Schonberg kippte seinen Stuhl etwas zurück. »Um der Diskussion willen wollen wir einmal annehmen, es sei etwas an deiner Geschichte.«
»Das ist sehr großzügig von dir«, sagte Adam.
»Was soll ich deiner Meinung nach tun? Ich bin der Direktor neuer Produkte für die FDA und ich kann mich nicht einer wilden Theorie wie deiner verschreiben. Aber da ich sehe, wie aufgeregt du bist, sollte ich vielleicht auch auf eine dieser Kreuzfahrten gehen und die Sache selbst in Augenschein nehmen.«
»Nein«, unterbrach Adam. »Geh nicht auf die Kreuzfahrt. Bitte.«
»Nun, was soll ich also tun?«
»Ich würde sagen, ich möchte, daß du eine Untersuchung einleitest.«
»Ich mach dir einen Vorschlag«, sagte Dr. Schonberg. »Wenn du zustimmst, einen Psychiater zu konsultieren, um die Möglichkeit auszuforschen, du könntest eine Art paranoider Reaktion durchmachen, ziehe ich weitere Erkundungen über Arolen ein.«
Adam nahm seine Brille ab und rieb seine Augen. Wenn noch jemand andeuten würde, er solle einen Seelendoktor aufsuchen, würde er laut aufschreien.
»Danke, Vater«, sagte er. »Ich werde ernsthaft über dein Angebot nachdenken.«
Als er zum Flughafen zurückfuhr, fragte sich Adam, welcher Behandlung Arolen Pete Davenport von der AMA unterzogen hatte und wieviel des Medizinberufes bereits unter MTIC-Kontrolle sei.
*
Adam landete etwa um neun Uhr auf LaGuardia und nahm ein Taxi zurück in die Stadt. Der Gedanke, in seine leere Wohnung zurückzukehren, war niederschmetternd, und er war sehr wegen Jennifer beunruhigt. Obgleich er Grauen davor empfand, nach Englewood hinauszufahren und dem Zorn der Carsons die Stirn zu bieten, hatte er nicht das Gefühl, er habe allzu viele Alternativen. Er mußte unbedingt mit Jennifer reden.
Im Haus der Carsons war
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