Phillips, Carly - Costas-Sisters 01 - Kuess mich Kleiner!
Mädchen suchte nach einem handfesten Beweis, dass Elena und Nicholas sie nicht einfach im Stich lassen würden. Und indem sie Sam in diese Familienregeln einschlössen und sie für ihren Ungehorsam bestraften, fand Sam offenbar den Beweis erbracht, dass es ihnen mit dieser Pflegeschaft ernst war.
Irgendwie kam Ariana durch dieses Erlebnis auch Sam ein Stück näher. Sie selbst war damals zwar nicht weggeschickt worden, aber auch sie hatte immer dagegen angekämpft, die Außenseiterin zu sein. Der Zwilling, den niemand verstand, und der nicht wirklich zur Familie gehörte, weil er zu anders war.
Der Unterschied zwischen Sam und Ariana war nur, dass ihre Familie ihr immer ihre Unterstützung angeboten hatte. Sie war nur zu eigensinnig gewesen, zu sehr von ihrer Wahrheit überzeugt, und zu sehr in ihren überheblichen Vorurteilen gefangen, um andere Meinungen gelten zu lassen. Damit hatte sie ihre Familie aus ihrem Leben und sogar aus ihrem Herzen ausgeschlossen. Und sich selbst damit um jeden Spaß und jede Spontaneität gebracht und alles auf Abstand gehalten, was auch nur im Entferntesten dem Chaos des Costas-Clans ähnelte. Wie Sam hatte sie alle weggestoßen, die sie liebten, ihre Eltern, ihre Schwester und jetzt Quinn. Doch selbst wenn sie das jetzt begriff, garantierte das noch lange nicht, dass sie dieses Gefühl, das sie ein Leben lang begleitet hatte und ihre alten Gewohnheiten so einfach ändern konnte.
Oder doch?
Quinn öffnete Ariana die Tür und ließ sie in seine Suite, obwohl er nicht wusste, was sie hier wollte. Sam war in Sicherheit, und so wie Quinn das sah, hatte Ariana keinen Grund, ihn zu besuchen. Er schloss die Tür, lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand und wartete. Sie war am Zug.
»Sam hat den nächsten Monat Hausarrest.« Ariana trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen.
»Sie kann von Glück reden, wenn ich sie nicht den Rest ihres Lebens einsperre«, knurrte Quinn.
Seine bissige Bemerkung löste offensichtlich Arianas Anspannung, denn sie lachte. »Das wird ihr tatsächlich passieren, wenn sie so etwas noch einmal versucht. Mein Vater hält sehr viel von Respekt, und nachdem Samantha sie so aufgeregt hat...« Ariana tat, als schüttele sie sich vor Entsetzen, und Quinns Blick glitt unwillkürlich zu ihren Brüsten unter dem engen T-Shirt.
Er knirschte mit den Zähnen. Es war sinnlos, sich auf etwas zu konzentrieren, was er nicht haben konnte. Das hatte er schon sehr früh gelernt. Was hatte Ari nur an sich, dass er diese harten Lektionen immer wieder vergaß, die ihn seine Vergangenheit gelehrt hatte?
»Sam wollte, dass sie reagieren, und glücklicherweise haben sie genau das Richtige getan.« Ariana hatte offensichtlich keine Ahnung von seinen Gedanken. »Sie haben genauso reagiert, wie Sam es gehofft hat. Sie ist das erste Kind, das ich kennen gelernt habe, das eine Bestrafung als Liebesbeweis auffasst.«
Quinn nickte. Da er unter ganz ähnlichen Umständen aufgewachsen war, konnte er die Gedanken des Teenagers nachvollziehen. »Wenn deine Eltern einen Weg finden, Sam zu disziplinieren, werden sie nach und nach mehr Einfluss auf sie bekommen. Ich glaube wirklich, sie tun ihr gut.«
Er wusste, wovon er sprach. Schließlich hatte er selbst damals auch nach einem Zeichen dafür gesucht, dass er jemandem wichtig war. Er hatte nur nie eines bekommen. Und da bildete diese Frau keine Ausnahme. Obwohl sie die richtigen Dinge sagen und tun konnte, mangelte es ihr an Mut, sie selbst zu sein.
Ariana schüttelte den Kopf. »Für einen Teenager hat Sam etwas sehr Kluges gesagt. Ich war richtig sprachlos. Sie meinte, da meine Eltern schon Spank weggegeben hätten, könnte sie nicht wissen, ob sie Sam selbst nicht ebenfalls wegschicken würden.«
»Das war also ein Test?«
Ariana nickte. »Den ihre bisherigen Pflegeeltern offenbar nicht bestanden haben.«
Quinn stieß sich von der Wand ab und ging in die Mitte des Zimmers. »Ich danke Gott für Elena und Nicholas.«
Ariana näherte sich ihm. »Ich hatte so viel Angst um sie, bis ich sie endlich gefunden habe«, meinte sie. »Und wenn ich ehrlich bin, habe ich immer noch Angst«, gab sie zu.
Sie sah ihn an. Quinn erkannte die Erleichterung in ihrem Blick, aber da war auch noch etwas anderes. Aber er wusste nicht, was sie jetzt noch von ihm wollte. Allerdings spürte er, dass sich etwas in ihr verändert hatte. Sie hatte ihre Angst zugegeben, und das war ein ehrliches Eingeständnis, das er nicht so einfach
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