Phillips Susan Elizabeth
attackieren, die die Kühnheit besaß, auf dem Tisch neben dem Kaffeebecher
zu landen. Früher einmal hatte er das Abschütteln schlechter Publicity zur Kunstform erhoben, aber jetzt wollte er Blut sehen – das des Fotografen und von jedem, der diese Fotos gedruckt hatte, vom ersten Schmierblatt bis zu den Online-Klatschspalten. »Wenn ich auch nur einen von ihnen zu fassen kriege …«
»Sieh mich bitte nicht so an, falls du gewalttätig werden möchtest«, sagte sie. »Ich bin diesmal ganz auf deiner Seite.«
Sie saßen vor dem Urth Caffè an der Melrose Ave und tranken biologisch angebauten Kaffee. Sieben Tage waren vergangen, seit die Fotos erschienen waren. Fotografen und Gaffer säumten den Gehweg, die anderen Gäste des Kaffees starrten unverhohlen auf die berühmtesten Frischvermählten der Stadt.
Alles, was sie sich von dieser Ehe erhofft hatte, ging nach hinten los. Bis auf Meg, die noch immer durch die Welt schwirrte, hatten ihre sämtlichen Freundinnen angerufen. Sie hatte sowohl April als auch Sasha davon abhalten müssen, nach L.A. zu fliegen. Und was ihren Vater betraf … Der kam zu ihnen ins Haus gestürmt und drohte, Bram zu töten. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob er ihr ihren Bericht der tatsächlichen Ereignisse abnahm, aber sein Widerstand gegen ihre Ehe war noch stärker geworden. So viel also dazu, dass sie ihr Leben selbst in die Hand nahm. Ihr Selbstvertrauen war stärker erschüttert denn je zuvor.
»Willst du mich verdammt noch mal anlächeln?« Die zusammengebissenen Zähne machten sein Lächeln suspekt, aber sie spielte den guten Soldaten und beugte sich vor, um ihm einen Kuss auf seinen angespannten Mundwinkel zu drücken.
Seit jener Nacht auf dem Balkon vor elf Tagen war es zu keinen weiteren intimen Küssen mehr gekommen, doch sie
musste, mehr als sie wollte, an diesen Kuss denken. Mochte Bram ihr auch als Person unsympathisch sein, so lag der Fall bei seinem Körper offensichtlich anders, weil im Verlauf dieser Woche ihr einziges Vergnügen darin bestanden hatte, ihn mit nacktem Oberkörper oder auch im T-Shirt wie jetzt herumlaufen zu sehen.
»Und verflixt noch mal, das ist jetzt eine Verabredung. Unsere fünfte in dieser Woche.«
»Unsinn«, sagte sie lächelnd. »Das ist Business, Schadensbegrenzung wie alles andere. Ich habe es dir doch erklärt – es ist erst dann eine Verabredung, wenn wir beide eine gute Zeit miteinander haben, und falls es dir noch nicht aufgefallen ist, wir sind gerade ganz übel dran.«
Er biss die Zähne zusammen. »Du könntest dich ja auch ein bisschen mehr anstrengen.«
Sie tunkte ihr zweites Biscotti in ihren Kaffee und knabberte lustlos daran. Endlich hatte sie ein paar Pfund zugenommen, aber das war ein dürftiger Ausgleich dafür, in einer ausweglosen Situation gefangen zu sein und von der Presse verfolgt zu werden … noch dazu an der Seite eines Mannes, der eine Testosteronspur hinter sich herzog.
Er stellte seine Tasse ab. »Die Leute denken, Bilder lügen nicht.«
»Diese schon.«
Ehe am Ende! lautete die Schlagzeile. Nächste Station Scheidungsrichter!
Neuer Kummer für Georgie!
Georgies Ultimatum! Mach einen Entzug!
Selbst Brams altes Sexvideo war wieder aufgetaucht.
Sie hatten den Schaden zu beheben versucht, indem sie sich täglich an Orten zeigten, wo garantiert Paparazzi anzutreffen waren. Sie hatten sich Muffins in der City Bakery in Brentwood gekauft, im Chateau zu Mittag gegessen, erneut The Ivy aufgesucht, wie auch Nobu, die Polo Lounge
und Mr Chow. Zwei Abende lang waren sie von einem Klub zum nächsten gezogen, und Georgie war sich danach alt und noch deprimierter vorgekommen. Heute waren sie im Armani Hauptgeschäft auf der Robertson und bei Fred Segal auf der Melrose Ave einkaufen gewesen und hatten danach noch eine voll im Trend liegende Boutique aufgesucht, wo sie sich zwei widerliche zueinander passende T-Shirts gekauft hatten, die sie nur in der Öffentlichkeit tragen würden.
Es war ihnen kaum möglich gewesen, etwas allein zu unternehmen. Bram hatte sich zu ein paar geheimnisvollen Treffen davongeschlichen. Sie hatte ein paar Ballettstunden genommen, war frühmorgens laufen gewesen und hatte einen großen anonymen Scheck an das haitianische Nothilfeprogramm Food for the Poor geschickt. Ansonsten mussten sie jedoch zusammenbleiben. Auf seinen Vorschlag hin bediente sie sich des Lieblingstricks publicitysüchtiger Promis, indem sie mehrmals am Tag die Kleider wechselte, weil jedes neue Outfit
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