Phobia: Thriller (German Edition)
uns anfangen. Komm in den Verlag zurück, Liebes. Ich habe mit Howard darüber gesprochen, und wir sind uns einig. Wir brauchen dich.«
»Ging es darum in der Mail-Korrespondenz?«
Nora nickte. »Du, das heißt vielmehr dein Ehemann … nun, er hat Howard alles erklärt. Über den Burn-out und die Ängste, die dich blockiert haben. Wir waren von dieser Offenheit sehr beeindruckt und möchten dir versichern, dass wir einen Weg finden werden, damit so etwas nie wieder vorkommt.«
»Das hat er euch geschrieben?«
Nora griff über den Tisch nach ihrer Hand. »Sarah, Liebes, du darfst deinem Mann deswegen auf keinen Fall böse sein. Es war richtig, was er getan hat. Wir beide kennen uns schon so lange, und mir ist klar, dass du dich für deine Ängste schämst. Das dachte ich mir damals schon, als du mir deine Kündigung gegeben hast. Du hättest mir nie persönlich davon erzählt, weil du nach außen hin immer die Starke sein willst.«
Sarah schauderte. »Was hat er euch über meine Ängste geschrieben?«
»Mach dir keine Sorgen, es bleibt ja unter Freunden.« Nora drückte wieder ihre Hand. »Du wirst nicht versagen, Sarah, davon bin ich überzeugt, und ich werde dir helfen, wo immer ich kann, bis du wieder völlig sicher im Sattel sitzt. Ich habe mich riesig gefreut, als mir Howard deine Mails gezeigt hat. Auch wenn sie nicht von dir gewesen sind.« Sie zwinkerte Sarah zu. »Du hast einen großartigen Mann, Liebes. Er muss dich wirklich sehr lieben.«
57.
Er musste mehrmals klopfen und befürchtete schon, es sei niemand zu Hause, als er eine Stimme hinter der Tür rufen hörte.
»Sachte, sachte! Lass die Tür ganz, ich komm ja schon!«
Schlurfende Schritte näherten sich, die Sicherheitskette wurde vorgeschoben, und Simons zerknittertes Gesicht erschien im Türspalt.
»Ach du bist’s. Ziemlich früh, Mann. Ich hab noch geschlafen.«
»Es ist nach zwölf.«
»Was du nicht sagst.«
»Hast du sie?«
Simon seufzte, rieb sich über sein stoppeliges Kinn und nickte. »Ja, ja, komm rein.« Er schob die Kette beiseite und öffnete die Tür. »Warum hast du’s eigentlich so verdammt eilig damit?«
»Ich habe meine Gründe«, entgegnete er und betrat die Wohnung. Ihn empfing ein Gemisch aus Dopegeruch und Räucherstäbchen. »Hast du die Datei gelöscht?«
Simon gähnte und kratzte sich im Schritt. Er trug nur ausgewaschene Boxershorts und ein schwarzesT-Shirt mit einem weißen Peace-Zeichen. Seine dürren, bleichen Beine erinnerten an Hühnerknochen. »Ja, Mann. Alles, was sie über dich gespeichert hatten ist jetzt im Daten-Nirwana.«
»Komplett?«
»Klar, ich hab’s dir doch versprochen.«
Damit drehte Simon sich um und schlurfte zur Küchenzeile.
Er folgte Simon durch den schmalen Flur. Die Tür zum einzigen Zimmer neben dem Wohnschlafraum stand offen, und er blieb verwundert stehen. Die Wohnung war schäbig, von den Wänden hingen Tapetenfetzen, die notdürftig von Simons Postern zusammengehalten wurden, doch dieser Raum war anders. Hier herrschte penible Ordnung. Das Bett war gemacht, die Wände waren rosafarben gestrichen, und auf einem Wandregal reihten sich Kinderbücher und Teddybären, als hätte man ihre Plätze mit dem Lineal vermessen. Das einzige Bild im Raum hing über dem Bett. Es war ein gerahmtes, mit Plastikblumen verziertes Foto, das ein kleines Mädchen mit seiner Mutter zeigte. Dem Kleidungsstil der beiden nach, musste das Foto in den späten Achtzigern aufgenommen worden sein.
»Wo ist Bethany?«
»In der Selbsthilfegruppe. Ich mach mir ’n Tee, willst du auch einen?«
Er ging zu Simon, der am Esstisch mit einem uralten Wasserkocher hantierte. »Nein danke. Ich verschwinde gleich wieder.«
»Dann eben nicht.« Simon setzte sich auf einen der beiden wackeligen Küchenstühle und drehte sich eine Zigarette. »Ich brauch jetzt jedenfalls mein Frühstück.«
»Gib mir einfach die Akte, und ich bin wieder weg. Hier ist dein Geld.«
Er legte den Umschlag auf den Tisch. Simon schob sich zuerst die Selbstgedrehte in den Mundwinkel und zündete sie an, ehe er danach griff. Er sah hinein, fuhr mit dem Daumen über die Geldscheine und grinste.
»Wow, John! Das fühlt sich richtig gut an. Richtig gut, Mann. Aber …«
Er sprach nicht weiter. Stattdessen machte er eine übertriebene Geste des Bedauerns, legte den Umschlag auf den Tisch zurück und schickte eine Rauchwolke zur Decke.
»Was?«
»Na ja, John, ich denke, wir sollten uns noch einmal unterhalten.«
Er sah auf seinen
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