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Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall

Titel: Pilzsaison: Tannenbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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unsere Kriminaltechnik sehr professionell arbeitet.«
    »Na ja, schön zu hören, aber anmerken lässt du dir das nicht allzu oft«, entgegnete Karl Mertel kritisch.
    Tannenberg überging die Bemerkung und pinnte die beschrifteten Karten in das Zugmodell. »So, das sind also unsere bisherigen Verdächtigen. Nun zu den Motiven: Fouquet, was lernt man an der Polizeischule über Mordmotive?«
    »Mordmotive: Habgier, Eifersucht, Lust am Töten, Verdeckung einer anderen Straftat, Befriedigung des Geschlechtstriebes, andere niedrige Beweggründe …«, kam es wie aus der Pistole geschossen.
    »Okay, das reicht, Fouquet«, sagte Tannenberg dazwischen. »Welche Motive können wir zuordnen? Michael, hast du ’ne Idee?«
    »Na gut: Eifersucht beim Studenten, sexuelle Motive bei dem Stammer vielleicht.«
    »Und was ist mit Habgier? Es könnte doch gut sein, dass die Tote eine Lebensversicherung auf den Konopka abgeschlossen hat. Klär mal die Vermögensverhältnisse der Frau Kannegießer. Wer profitiert in materieller Hinsicht von ihrem Tod? Usw. Leute, ihr seht: Viel haben wir noch nicht. Flocke, was ist eigentlich mit der Resonanz auf den Bericht in der Rheinpfalz ?«
    »Also, Chef, wie immer, wenn ’ne Belohnung ausgesetzt ist: Mehrere Leute haben zur gleichen Zeit die Frau an verschiedenen Orten mit verschiedenen Begleitpersonen gesehen. Der Fouquet kümmert sich aber eigentlich darum.«
    Der Angesprochene nahm den von Petra Flockerzie zugespielten Ball sofort auf. »Ja, wird bereits gemacht. Das ist übrigens ganz schön anstrengend, denn viele wollen einem so nebenbei auch noch ihre Lebensgeschichte erzählen. Es ist allerdings noch keine konkrete Spur dabei, Chef, aber ich bleib dran.«
    »Gut. So, Leute, was haben wir vergessen? … Na los? … Was hat Weilacher immer gesagt: Jungs vergesst mir ja nicht die offenen Fragen. Offene Fragen, Geiger.«
    »Na … zum Beispiel … wer hat die Frau umgebracht?«
    »Sehr gut, Geiger«, bemerkte Tannenberg mit kaum wahrnehmbarem Kopfschütteln. »Und weitere Fragen: Handelt es sich um eine klassische Beziehungstat? Warum hat der Täter gerade diese Frau ausgesucht? Zufall? Der Mörder muss sein Opfer irgendwohin, zum Beispiel zu sich nach Hause, gefahren haben. Dort hat er sie dann gefesselt und ermordet und sie anschließend wieder in den Wald gebracht. Die Tennishalle ist ja nicht sehr weit vom Pfaffenbrunnen entfernt. Wohnt der Täter vielleicht in der näheren Umgebung der beiden Fundorte? Wer hatte räumliche und zeitliche Nähe zum Opfer? …«
    »Ja, der Mörder!«, platzte es aus Geiger heraus. Als er seinen Lapsus bemerkt hatte, ergänzte er schnell kleinlaut: »Zum Beispiel.«
    »Zum Beispiel, Geiger! Du alte Pfeife, man darf dich einfach nicht loben! So, ich glaube, das war ein guter Schlusssatz. Mehr haben wir im Moment wirklich nicht. Gehen wir alle an unsere Arbeit und hoffen auf den lieben Kommissar Zufall, der uns ja in der Vergangenheit schon oft genug geholfen hat«, sagte Tannenberg. »Du, Karl, ihr habt doch bestimmt den Anrufbeantworter gecheckt.«
    »Klar!«
    »Und, war da was drauf?«
    »Nein, das Band war ganz leer.«
    »Merkwürdig …«
    »Wieso?«
    »Weil der Konopka behauptet hat, zweimal auf den Anrufbeantworter gesprochen zu haben. Und dass einer von euch das Band unabsichtlich gelöscht hat?«
    »Mensch, du fängst ja schon wieder an.«
    »Entschuldige. Ich wollte ja bloß …«, bemerkte Tannenberg kleinlaut und beendete umgehend die Dienstbesprechung.
     
    Die kinderleichte Bedienung der edlen Saeco-Maschine beeindruckte Tannenberg derart, dass er sich an diesem Nachmittag entgegen sonstiger Gewohnheit nicht mit zwei Tassen Kaffee begnügte, sondern vor allem aus technischer Begeisterung insgesamt sechs Espresso trank und dazu fast eine Packung Amaretti vertilgte. Zunächst wollte er nicht akzeptieren, dass ihm dieser mit einer wunderbaren Crema gekrönte schwarze Zaubertrank tatsächlich noch viel besser schmeckte als der von ihm zu Hause mühevoll aus der Handmaschine gepresste. Aber schließlich gab er sich geschlagen und schlürfte danach umso genüsslicher das dampfende, schwarze Bohnengebräu.
    Es musste an dem erhöhten Koffeinspiegel in seinem Körper gelegen haben, dass Tannenberg, als er zu Hause im Innenhof der beiden Wohngebäude auf seine Schwägerin traf, sie spontan umarmte und ihr ein Küsschen auf die Wange drückte. Vielleicht war es aber auch die unerwartete Ankündigung eines Grillabends, der Tannenberg zu einem solchen

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