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Pinguin Mord

Pinguin Mord

Titel: Pinguin Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Clemens war für ihn zu einem treuen
Begleiter und Freund geworden. Und Freunde verkaufte man nicht,
also würde Clemens wohl auch noch die nächsten Jahre bei
Stefan bleiben dürfen.
    Jetzt hatten sie die
große Kreuzung am Döppersberg erreicht. Die Reklametafel
auf der gegenüberliegenden Seite tauchte die Straßen und
die umliegenden Häuser in ein gleißendes, buntes Licht.
Weiter hinten erkannte sie die City-Arkaden mit ihrer leuchtend
roten Schrift.
    Heike erinnerte sich
daran, dass hier vor einiger Zeit ein Filmschauspieler erschossen
worden war, unmittelbar bevor die Dreharbeiten zum Film
»Wuppertod« begonnen hatten. Stefan und sie hatten bei
der Suche nach dem Mörder wichtige Hilfe geleistet und so der
Wupperwelle eine heiße Story beschert.
    Stefan ordnete sich
nach rechts, in Richtung Barmen, ein.
    »Wo wirst du
wohnen?«, fragte er, ohne sich von der Straße
abzuwenden. Fast schien es, als hätte er ein wenig Angst vor
der Antwort. Heike zuckte die Schultern. »Na ja, mal sehen.
Die Wohnung am Röttgen habe ich ja aufgegeben, als ich nach
Berlin gegangen bin. Vielleicht hat Peter Platz für
mich.«
    Peter Göbel war
Heikes Bruder. Er betrieb eine kleine Werbeagentur an der
Uellendahler Straße, war ziemlich extrovertiert und lebte mit
seinem Mann in einer sehr geschmackvollen Wohnung inmitten von
Elberfeld. Nun blickte Stefan doch kurz nach rechts.
    »Weiß er
denn, dass du zurück bist?«
    »Uups«,
entfuhr es Heike. Sie presste die Hände vor den Mund und
machte ein schuldiges Gesicht. »Ich habe ihm nur
erzählt, dass ich bald zurück ins Tal komme. Und dann
ging doch alles so schnell. Ich werde ihn
anrufen.«
    »Bald«,
äffte er sie lachend nach. »Dein Bruder wird sich
bedanken, wenn du mitten in der Nacht unangemeldet bei ihm auf der
Matte stehst.«
    Sie seufzte.
»Das fürchte ich auch.«
    Er lächelte.
»Kannst zu mir kommen.« Stefan lenkte den Käfer
soeben an der Kulturinsel vorbei: Über der Wupper schien die
moderne Schwebebahnstation Kluse zu kauern, stimmungsvoll
angeleuchtet. Direkt daneben das CineMaxx, dann folgte das
Schauspielhaus. Geballte Kultur, und das mitten in Wuppertal,
dachte Heike nun und ließ die Atmosphäre auf sich
einwirken. Beide Gebäude wurden um diese Zeit bunt
angestrahlt. Manchmal gab sich Wuppertal sehr weltoffen und modern,
ein wenig erinnerte sich Heike an die teilweise imposanten
Gebäude in der Bundeshauptstadt.
    »Genau das
wollte ich hören«, nahm sie den Faden auf und
feixte.
    »Ich
weiß.« Nun war es an Stefan, zu grinsen.
    »Hey, was ist
denn das?« Heike riss den Arm hoch und deutete durch die
kleine Windschutzscheibe des VW Käfers nach vorn. Stefans
Blick folgte ihrem ausgestreckten Zeigefinger. »Ach
das«, lachte er und winkte ab. »Das hast du
verpasst.«
    »Was habe ich
verpasst?«
    »Na, die
Pinguinale 2006.«
    »Die…
was?«
    »Die Pinguinale
eben. Vor einiger Zeit konnte man Rohlinge dieser Pinguinskulpturen
kaufen und sie nach eigenem Können und Gelingen
gestalten.«
    Ein fast zwei Meter
großer, bunt bemalter Plastikpinguin stand auf dem grünen
Mittelstreifen der B7, dort, wo sich vor langer Zeit die
Straßenbahntrasse befunden hatte. 1987 hatte man den Betrieb
der Straßenbahn aus wirtschaftlichen Gründen
eingestellt. Nach und nach waren dann auch die Schienen aus dem
Wuppertaler Stadtbild verschwunden und wurden teils durch
Grünflächen zwischen den Fahrstreifen der B7 ersetzt.
Heute gab es von der Straßenbahn in Wuppertal kaum noch
Spuren, und junge Wuppertaler wussten oft nicht einmal, dass hier
früher eine elektrische Straßenbahn über die
Talachse gerumpelt war. Zahlreiche Skulpturen säumten nun die
Straße. Auf dem Grünstreifen vor dem Opernhaus, nur
wenige Meter von der Redaktion der Wupperwelle entfernt, stand seit
einiger Zeit auch eine spiegelblanke Skulptur. Das Kunstwerk wies
die übergroße Form eines Tropfens auf, der der
Zentrifugalkraft einer Wäschetrommel unterlegen war und dem
Betrachter unwillkürlich den vielzitierten »Schluck
Wasser in der Kurve« vor Augen führte. Stefan nannte sie
»Spermium on the run« und fing sich damit stets einen
tadelnden Blick der an Kunst und Kultur interessierten Mitmenschen
ein. Aber das konnte ihm nicht den Spaß nehmen, sich
über das eine oder andere Kunstwerk in der Stadt lustig zu
machen. Doch darüber sagte er jetzt nichts. Heike war an den
Pinguinen interessiert. 
    »Der sieht aber
nicht nach einem Werbeträger für den Zoo aus«,
stellte sie fest. »Sieh nur, die

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