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Pinguine frieren nicht

Pinguine frieren nicht

Titel: Pinguine frieren nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Kurkow
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und sah zu Mischa hinüber, der unbeweglich vor dem Gasherd stand. Da schien ihr etwas einzufallen.
    »Hast du die Katze gesehen?« fragte sie.
    Viktor schüttelte den Kopf.
    [476] »Sie wollte gestern abend raus und ist nicht zurückgekommen«, sagte Nina verwundert und ging wieder aus der Küche.
    Unterwegs nach Golossejewo ging Viktor im Zentrum im Internetcafé vorbei, schaute nach seiner elektronischen Post und fand zu seiner Freude einen neuen Brief von Mladen.
    Mladen teilte mit, daß die Jacht ›Vesna‹ hieß und daß Viktor leichte, aber sehr warme Kleidung und über seinen Anteil hinaus noch eine gewisse Menge Dollars mitnehmen sollte. Alles Weitere, schrieb er, konnte man vor dem Auslaufen direkt in Split kaufen.
    Viktor beantwortete den Brief sofort und besuchte noch mal die Website mit den Nachrichten der Stadt Split. Der Veranstaltungskalender gab schon detailliertere Informationen über die kommenden Wettkämpfe, und Viktor las interessiert, daß bei der Europameisterschaft im Armwrestling Mannschaften aus Großbritannien, Rumänien, Holland und noch einigen anderen westlichen Ländern teilnahmen. Es war keine Mannschaft aus der ehemaligen UDSSR aufgeführt.
    Viktor druckte die Seite aus, rollte das Blatt zusammen und steckte es in die Jackentasche.
    Vom Internetcafé wanderte er über den frisch gefallenen Schnee zum Café ›Alt-Kiew‹, trank eine Tasse Kaffee und dachte nach. Ungeachtet seiner gestrigen Sauferei war sein Kopf klar, und die Gedanken kamen leicht, ja geradezu schwerelos.
    Er zog die ausgedruckte Information über die Armwrestling-Meisterschaft heraus, vertiefte sich in die Zeilen, [477] und in seinem Kopf reifte ein Plan. Ein Plan, der es wert war, in die Tat umgesetzt zu werden, und der gleich mehrere Probleme auf einmal lösen würde. Beflügelt von diesem Plan erhob Viktor sich vom Tisch, ohne den Kaffee auszutrinken. Auf dem Kreschtschatik hielt er einen Wagen an und betrat schon zwanzig Minuten später den Hof vor Sergej Pawlowitschs Haus.
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    Der Chef konnte sich lange nicht für das Thema erwärmen. Er musterte Viktor stirnrunzelnd, trank seinen Kaffee, wandte sich ab. Viktor hatte bereits die Hoffnung verloren, den Chef zu interessieren, und verstummte.
    »Hör zu.« Sergej Pawlowitsch wandte sich wieder Viktor zu. »Wenn wir schon so was unter meine Fittiche nehmen, dann im großen Stil! Einen Fußballklub oder einen Basketballverein…«
    »Aber diese Klubs sind doch alle schon gekauft! Und sie zu unterhalten ist furchtbar teuer. Das hier jedoch ist billig und schön! Und gleichzeitig wohltätig, Hilfe für invalide Sportler…«
    »Wie viele müssen denn in einer Mannschaft sein?«
    »Fünf, sechs, inklusive Kapitän, plus Trainer.«
    »Was, dafür muß man auch noch trainieren?« Der Chef lächelte sarkastisch.
    »Selbstverständlich«, versicherte Viktor ihm. »Der Trainer trainiert ja nicht nur, er achtet darauf, daß die Sportler nicht saufen, daß sie in Form sind…«
    [478] »Gut, zeig mir doch noch mal die Seite.«
    Viktor schob dem Chef den Computerausdruck hin.
    »Ich denke, ich werde mich mal mit jemandem beraten.« Sergej Pawlowitsch legte das Blatt auf den Tisch und erhob sich. »Du kannst dich solange um deine Angelegenheiten kümmern. Hast du das Handy dabei?«
    Viktor nickte.
    »Schalt es nicht aus, in ein paar Stunden melde ich mich bei dir!«
    Und tatsächlich klingelte zweieinhalb Stunden später, als Viktor sich auf seinem Bummel durchs Podolviertel in ein Café gesetzt hatte, in seiner Tasche das Handy.
    »Bist du weit weg?« fragte die Stimme des Chefs.
    »Im Podol.«
    »Wo dort?«
    Viktor erklärte, in welchem Café er saß, und der Chef bat ihn, sich nicht von der Stelle zu rühren. Eine halbe Stunde später war er da, im knöchellangen Pelzmantel, auf dem Kopf eine Rentierfellmütze. Er betrat das Café, sah sich um und kam direkt auf Viktor zu.
    »Weißt du, du hast recht«, erklärte er gut gelaunt, während er nach der Bedienung Ausschau hielt. Er winkte das Mädchen heran und orderte fünfzig Gramm Kognak und einen Kaffee.
    »Ich habe da mit einem Bekannten gesprochen«, fuhr er fort. »Er hat gesagt, dein Köpfchen ist Gold wert! Ich habe für dein Köpfchen ja auch im voraus bezahlt!« Sergej Pawlowitsch klopfte Viktor lächelnd auf die Schulter. »Also, wir gründen eine Mannschaft, aber du wirst für sie verantwortlich sein! Klar? Wir beginnen mit einem Klub, dann [479] tragen wir für dein Armwrestling einen Verein ein. Vorsitzender des

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