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Pinien sind stumme Zeugen

Pinien sind stumme Zeugen

Titel: Pinien sind stumme Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Diadem‹ fuhr jetzt ihr Tross nicht hinter der Kampftruppe her, sondern voraus, damit er bei der Absatzbewegung notfalls die Soldaten auf den Fahrzeugen mitnehmen konnte. Aber die Jabos zwangen die Kolonne tagsüber in Deckung. In der kleinen Pineta, ganz in der Nähe, sah Panizza einige Lkws, mit Tarnplanen abgedeckt. Er sprintete in seinem gestreiften Krankenkittel durch das Artilleriestörfeuer hinüber. Die Transportsoldaten beobachteten, wie er aufsprang, abrollte, weiterrobbte. Gelernt ist gelernt. Trotz des Pulverdampfs witterten sie den gleichen Stallgeruch.
    »Festgefahren?« fragte Panizza keuchend den Oberjäger im ersten Lkw.
    »Schlaumeier«, versetzte der Angesprochene. »Wir warten, bis es Nacht wird, picken unsere Männer auf, und dann nichts wie weg.«
    »Da kommt ihr leider nicht weit«, erwiderte der Verwundete: »Alle Straßen, die an Rom vorbeiführen, sind verstopft.«
    »Unsere nicht«, entgegnete der Oberjäger. »Wir fahren direktemang nach Rom. Verstehste? Die Etappenstäbe hauen nach Norden ab, und wir ziehen vom Süden her ein, wie früher die siegreichen Cäsaren über die Via Appia – wenn auch nicht im Triumphzug.«
    »Verwechselst du da nichts?« fragte Panizza. »An der Via Appia lagen doch die Gräber der vornehmen Patrizier …«
    »Scheißegal«, konterte der Oberjäger. »Hauptsache, wir sind noch am Leben.«
    »Habt ihr euch schon überlegt, wie ihr aus diesem Pulverfass wieder herauskommen wollt?«
    »Klugscheißer«, versetzte der Oberjäger, und die Umstehenden lachten. »Vielleicht mit Gottes Hilfe. Wir stellen einen Mann ab, der rasch in der Peterskirche ein Vaterunser für uns betet. Mann, wir haben doch Straßenkarten!«
    »Die taugen nichts«, entgegnete Panizza. »Das dürft ihr mir glauben, und die Italiener, die ihr nach dem Weg fragt, werden euch was pfeifen. Aber ich kenn mich aus. Wenn ich euch führe, dann braucht ihr keinen Blick auf eure Scheißkarten zu werfen.«
    »Du kennst vielleicht die Puffs in Rom«, spöttelte der Oberjäger.
    »Die auch«, behauptete der Südtiroler. Er ging auf einen italienischen Knirps zu, der neugierig um die Fallschirmjäger herumstand und einen Riegel Schokolade kassierte. In rasend schnellem Italienisch wechselte er ein paar Sätze mit dem Zehnjährigen.
    »Mensch«, versetzte der Oberjäger. »Biste 'n Spion? Oder 'n Sprachgenie? Oder 'n Itaker?«
    »Ich bin ein Fallschirmjäger mit Sprungabzeichen, EK I und dem Silbernen Verwundeten-Abzeichen. Ich gehöre zur gleichen Division wie ihr.«
    »Mann, warum sagste denn das nicht gleich?« erwiderte der Oberjäger und reichte Panizza zuerst einmal zwei Päckchen ›Players Navy Cut‹. Beuteware wie der Schokoladenriegel. »Kannste ruhig nehmen, wir haben 'ne ganze Fuhre davon geschnappt«, erläuterte der Mann stolz.
    »Kennen Sie sich wirklich in Rom aus?« fragte der Trossführer.
    »Jawohl, Herr Feldwebel: Gefreiter Panizza«, meldete er sich stramm. »Ich bin die Ausfahrtsstraßen nach Bracciano, nach Monterotondo oder Sacrofano schon alle mit dem Fahrrad gefahren«, erklärte der Junge. »Meine Schwester ist in Rom verheiratet, und ich war vor dem Krieg in den Schulferien immer bei ihr. Mein Schwager ist Arzt und …«
    »Sie haben uns überzeugt«, entschied der Feldwebel. »Wir nehmen Sie mit.«
    »Damit ist es nicht getan«, versetzte Panizza. »Da sind noch andere von uns. Oberleutnant Sollfrei hat den Arm in der Schlinge und …«
    »Gut, drei Mann«, entschied der Feldwebel, denn der Blechkrawattenträger Sollfrei war in der Division kein Unbekannter.
    »Sagen wir vier«, entgegnete der Südtiroler, der daran dachte, daß auch ein fußlahmer Kopetzky noch eine brauchbare Verstärkung war.
    Hochzufrieden hechtete er in den Lazarettkeller zurück und bot zunächst einmal englische Zigaretten an. »Die Gruppe Panizza macht einen geschlossenen Sprung, Oberleutnant«, sagte er zu Sollfrei. »Und dich, Gorilla, nehmen wir auch mit«, setzte er hinzu.
    »Will ich dir auch geraten haben«, grinste Kopetzky. »Und wohin geht die Reise?«
    »Nach Rom.«
    »Prima«, lobte der Gorilla mit einem ranzigen Lächeln. »Da hab ich mal im Kolosseum eine zentnerschwere Luftwaffenhelferin vernascht, es war 'n lauer Sommerabend und …«
    »Wir können leider nicht mehr mitnehmen«, unterbrach Panizza die kolossale Schilderung. »Die brauchen den Platz für ihre eigenen Verwundeten. Und nun halt die Klappe und pack deine Siebensachen!« fuhr der Gefreite den Oberfeldwebel an.
    Sie waren

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