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Pink Christmas (German Edition)

Pink Christmas (German Edition)

Titel: Pink Christmas (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin C. Skylark
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den er eben noch als Weihnachtsgeschenk übergeben hatte, für den er gemordet hatte. Die Puppe lag weggeworfen auf der Straße, der Schnee würde sie bis Morgen zugedeckt haben.
    Petja wimmerte leise. Wie ein kleines Hündchen, das man getreten hatte.
    „Nein, hab keine Angst, Kleiner. Keine Angst. Ich tu dir nichts. Ich bin nicht Nicolai.“ Dann stöhnte er. „ Oh Gott, Petja, was habe ich nur getan!“
    Juri schlug die blutigen Hände vors Gesicht, versuchte stark zu sein, das Weinen zu unterdrücken, aber es ging nicht, verflucht, es ging einfach nicht, denn es tat weh. Es tat so weh! Dieses beschissene Leben tat weh, das er getötet hatte tat weh, und etwas anderes tat weh, das er nicht kannte, das mit Petja zu tun hatte und das ihn fast zerriss.
    Dann geschah etwas, was keiner der beiden verstand. Auch später nicht. Es geschah einfach. Petja streichelte den verzweifelten Juri. Er bedeckte die blutigen Hände mit kleinen Küssen und umarmte ihn mit der ganzen Sanftheit seines erbärmlichen Daseins. Alle Tricks und Kniffe, die er sonst für die zahlenden Kunden am Bahnhof auftischte, waren vergessen. Irgendwie war seine Unschuld wiedergekehrt. Hier, in diesem alten dreckigen Container.
    Juri merkte es sofort, dass es anders war, dieses Mal. Ganz anders. Er umschlang Petja mit starken Armen, stürzte sich auf ihn, sehnsüchtig, als sei der Junge das Brot, mit dem er seinen entsetzlichen Hunger endlich stillen konnte, als sei er die einzige Medizin gegen alle Schmerzen und Krankheiten dieser Welt. Er drückte Petja an sich, überschüttete ihn mit Zärtlichkeiten. Er, der gar nicht wusste, dass es Zärtlichkeit gab, da er sie nie empfangen hatte. Beide waren erstaunt über die Gefühle, zu denen sie fähig waren, die sie berauschten, mehr als Wodka oder Drogen es jemals gekonnt hätten.
    In dieser Nacht schufen sie sich ihre eigene Liebe. Eine Liebe, die echter nicht sein konnte. Echter als irgendein verlogener Goldring es jemals wäre. Echter als Schwüre und Worte.
    Sie verschmolzen zu einem einzigen Körper, zitterten ... einer in den Armen des anderen ..., erlebten den Höhepunkt, nicht einen, sondern viele, die ganze Nacht hindurch, stöhnten und liebkosten einander, ohne an den Morgen zu denken, an den Ort, an welchem sie sich befanden, in der Weihnachtsnacht, in einem Müllcontainer, mit blutigen Händen, war es Liebe, die sie erlebten, die ihnen das Leben bisher vorenthalten hatte. Sie selbst hätten laut gelacht, wenn man vor ihnen das Wort Liebe ausgesprochen hätte. Auch später, in den folgenden Jahren wurde das Wort „Liebe“ niemals erwähnt. Und doch war es Liebe. Nicht mehr und nicht weniger.
    Soweit wurde mir die Geschichte erzählt.
    Den Rest habe ich bei meiner Suche in Bergen von Akten und in vielen Stunden vor einem Computer aus dem Internet herausgefunden. Hätte mir ein russischer Freund nicht zur Seite gestanden, ich wäre schon an der Sprache gescheitert.
    Doch wer meine Geschichte bis zu dieser Stelle gelesen hat, möchte sicher wissen, was mit Juri und Petja weiter geschah.

    Nun, die beiden wurden unzertrennlich.
    Mit den Jahren wurde Juri zu einem der gefragtesten Auftragsmörder in Kiew.
    Wer mit ihm Geschäfte machte, wusste, dass die Arbeit gründlich erledigt wurde. Er nahm jeden Auftrag an, egal wie gefährlich, egal wie entsetzlich.
    Als Juri 25 Jahre alt war, kehrte er mit Petja nach Moskau zurück.

    Er war 28 Jahre alt, als er nachts auf der Straße aus einem vorbeifahrenden Auto erschossen wurde. Als Opfer eines Bandenkrieges, in dem es noch unzählige andere Opfer geben sollte.
    Petja erfuhr erst viele Tage später von seinem Tod.
    Wer bei solchen Schießereien starb, wurde gleich an die medizinische Universität weiter gegeben. Für Übungszwecke der Studenten im Sezierlabor.

    Im darauf folgenden Winter, es war Heiligenabend, wurde Petja in der Toilette der Moskauer Untergrundbahn aufgefunden. Er starb an einer Überdosis Heroin. Polizisten schleppten seinen abgemagerten Körper die enge Treppe hinauf.
    Zwischen den zusammen gekrümmten Fingern fanden sie einen zerknüllten Zettel mit den Worten:
    „Das Leben endet, die Liebe nicht!“
    Es war Juris Handschrift.

Bücher von Alexandros Chakiris:

ISBN 978-3-940818-39-3
ISBN 978-3-940818-35-5

ISBN 978-3-934825-99-4
ISBN 978-3-934825-70-3

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