Pirat des Herzens
der Galerie spazieren.« Er schob ihre Hand durch seine Armbeuge und lächelte sie rätselhaft an.
»Ihr seid wirklich guter Dinge, Sir. Darf man den Grund erfahren?« fragte Katherine schelmisch.
»Seid Ihr in allen Dingen so neugierig, liebste Katherine?« flüsterte er in vertraulichem Tonfall.
Hawke tat verliebter als sonst, seine Frage klang zweideutig. Katherine wurde argwöhnisch. John hatte sich bisher stets höflich und zuvorkommend ihr gegenüber verhalten, im Gegensatz zu Leicester oder Liam. Sie entzog ihm ihre Hand, als sie die Galerie entlang schlenderten, die fast leer war, da die meisten Höflinge im Bankettsaal dinierten.
»Habe ich Euch gekränkt?« fragte er besorgt.
Sie wandte ihm ihr Gesicht zu. »Ich weiß nicht recht.«
Hawke blieb stehen. »Katherine, es liegt mir fern, Euch zu brüskieren.« Er machte eine Pause. »Ich habe gute Nachrichten.«
»Und die wären?«
Seine Augen senkten sich tief in ihre. »Die Königin wünscht uns zu verheiraten, und ich habe zugestimmt - vorausgesetzt, Ihr wollt mich nehmen.«
Katherine stockte der Atem. Ungebeten schoß ihr das Bild von Liams Gesicht durch den Kopf, und es kostete sie Mühe, es zu vertreiben. Ihre Lider flatterten.
»Ihr seid bleich geworden. Ich dachte, ich bedeute Euch etwas.«
Katherine bemühte sich um Fassung. »Aber gewiß. Es kommt nur so überraschend!«
»Wollt Ihr mich heiraten, Katherine?« fragte Hawke.
Katherine starrte Sir John Hawke immer noch verdattert an. Den Hauptmann der Garde, einen feinen und edlen Herrn. Ihre Träume könnten wahr werden. Ihre Träume von einem gutaussehenden, edlen Gemahl, einem Heim und vielen süßen Kindern. Sie mußte nur ja sagen.
Wieder schoß ihr Liam durch den Kopf. Verwirrt verdrängte sie das ungebetene Bild.
»Wollt Ihr mich nicht heiraten?« fragte John gepreßt.
Katherine ergriff seinen Arm. »Nein! Ja! Ich will Euch heiraten!« Sie befeuchtete die Lippen. »Ja, ich will Euch heiraten, Sir John.«
Er strahlte. Dann legte er seine Hände auf ihre Schultern Katherine wurde starr. Gleich würde er sie küssen. Sein blauen Augen waren dunkler geworden.
»Ihr seid eine schöne Frau, Katherine, und ich bin sehr glücklich, daß Ihr meine Gemahlin werden wollt«, sagte er mit belegter Stimme. »Seid Ihr schon einmal geküßt worden?«
Katherine errötete. »Ja«, flüsterte sie. Plötzlich stand alles vor ihr, was sie getan hatte. Letzte Nacht war sie geküßt und liebkost worden und... damit nicht genug. Von einem anderen Mann. Und heute verlobte sie sich. Sie fühlte sich schmutzig und unwürdig, Sir Johns Verlobte zu sein.
Gottlob wußte Sir John nichts - und durfte nie etwas da von erfahren.
»Das stört mich nicht«, entgegnete John Hawke ein wenig verkrampft. »Ihr habt mit Sicherheit eine Menge glühender Verehrer.« Er machte keine Anstalten, sie zu küssen.
Katherine schluckte. Sie würde kein Geständnis ablegen, aber sie wollte auch nicht lügen. Bald würde dieser Mann ihr Gemahl sein, sie durfte ihre Ehe nicht mit Lügen beginnen. »Ich hatte einige Verehrer«, flüsterte sie mit einem dünnen Lächeln. »Ab heute aber werde ich jeden in seine Schranken verweisen, der mir Avancen macht.«
»Niemand wird es wagen, Euch Avancen zu machen, Katherine«, versprach er mit funkelnden Augen. »Ich bin einer der besten Fechter in ganz England. Wir sind verlobt. In sechs Wochen werden wir heiraten. Keiner - auch nicht dieser Pirat - wird es wagen, das zu berühren, was mir gehört.«
Sollten die beiden Männer sich duellieren, wird einer sterben, oder sie bringen sich gegenseitig um, dachte Katherine mit kaltem Grausen. Hawke zog sie an sich und legte seinen Mund auf ihre Lippen.
Sie hielt seine breiten Schultern. Sein Kuß war sanft, zärtlich, nicht fordernd, stellte Katherine erleichtert fest. Doch plötzlich drängten seine Lippen sich zwischen ihre. Katherine war nicht in Stimmung. Sie stöhnte leise, nicht vor Verlangen, sondern in leisem Erschrecken. Er mißverstand sie und drückte sie gegen die Wand. Sie ließ sich von ihm küssen, ohne seine Liebkosung zu erwidern. Sie war sich seiner heißen, geschwollenen Lenden bewußt, durfte ihn nicht von sich stoßen. Er war ihr Verlobter, er sah gut aus, war ein Edelmann, und er war gütig. Doch ihr Körper blieb völlig gleichgültig.
Warum konnte sie für ihn nicht die Leidenschaft empfinden, die sie letzte Nacht für Liam O’Neill empfunden hatte?
Endlich löste er seine Lippen von ihr. Katherine zwang sich,
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