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Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik

Titel: Piraten der Karibik - Exquemelin, A: Piraten der Karibik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Olivier Exquemelin
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unvorbereitet findet. Wenn sie lange genug auf einem Platze verweilt haben, beratschlagen sie miteinander, wo sie nun hin sollen, ihre Abenteuer zu suchen. Ist dann jemand unter ihnen, dem Küsten bekannt sind, wo die Kauffahrer ihren Handel treiben, der bietet seinen Dienst an. Sie haben verschiedene Plätze, wo sie kreuzen, je nach den Zeiten des Jahres, denn diese Gegenden können von wegen der starken Winde und Strömungen nicht jederzeit befahren werden, daher es auch kommt, daß die Kauffahrer ihre gewissen Zeiten haben, auf jeder Küste ihre Negozien zu treiben. Die von Neuspanien und von Campeche haben den meisten Verkehr mit Schiffen, die von Campeche kommen im Winter nach der Küste von Caracas, den Trinidadischen Inseln und Margarita, weil die Ost- und Nordostwinde nicht zulassen, daß sie zur Sommerzeit kommen, denn sie haben alsdann Wind und Strömung gegen sich. Wenn aber der Sommer kommt, fahren die Schiffe wieder nach Hause. Die Kaperer wissen die Straße, welche sie passieren müssen, sehr wohl, und kreuzen dort auf sie. Wenn diese Räuber einige Zeit in See gewesen sind, ohne etwas aufgebracht zu haben, unternehmen sie manchmal desperate Anschläge, die ihnen zuweilen auch wohl glücken. Ich will davon hier einige Exempel erzählen.
    Ein gewisser Räuber, Pierre Franc genannt, von Dünkirchen gebürtig, war mit einer Barke und sechsundzwanzig Mann darauf einst lang in See gewesen. Er hatte bei Cabo de la Vela gekreuzt, um auf einige Schiffe zu passen, die von Maracaibo nach Campeche unterwegs waren. Weil er aber diese Schiffe verfehlt hatte, resolvierte er mit seinem Volk, nach der Rancheria zu gehen und die Perlfischer anzugreifen. Diese Rancheria ist nämlich ein Platz unweit von Rio de la Hache unter zwölfeinhalb Grad nördlicher Breite gelegen, wo eine Perlenbank ist. Dahin kommt alle Jahre eine Flotte von zehn bis zwölf Barken samt einem mit einundzwanzig Kanonen bewaffneten Begleitschiff von Cartagena, um mit Tauchern zu fischen. Jede Barke hat zwei Neger, die vier bis sechs Faden tief nach Muscheln tauchen können. Diese Flotte hat er nun auf folgende Manier angegriffen. Die Barken lagen vor Anker auf der Bank, und das Kriegsschiff am Gestade ungefähr eine halbe Meile davon. Es war eben still Wetter, daher der Räuber ohne Segel längs der Küste hinrudern konnte, als ob er ein Spanier wäre, der von Maracaibo käme. Wie er aber die Perlenbank vor sich hatte, fuhr er auf das Hauptschiff unter den Barken los, das mit acht Stück Kanonen montiert war und sechzig wohlgewaffnete Leute an Bord hatte. Er kam heran und forderte sie auf sich zu ergeben, sie aber im Gegenteil begannen alle zugleich auf ihn zu schießen. Die Räuber warteten solange, bis sie ihre Ladung abgeschossen hatten, dann feuerten auch sie und trafen so wohl, daß der Spanier nicht wenig dadurch erledigt wurden. Und ehe sie sich bereit gemacht, die zweite Charge abzugeben, kletterten ihnen die Räuber an Bord und zwangen sie um Pardon zu bitten, was sie auch taten in der Hoffnung, ihr Kriegsschiff würde ihnen zu Hilfe eilen. Doch der Räuber bohrte, um das Kriegsschiff zu betrügen, seine eigene Barke in den Grund und ließ auf dem eroberten Schiff die spanische Flagge wehen, bis er zur Abfahrt fertig war. Sie trieben alsbald die Spanier in den unteren Schiffsraum und stachen in See. Inzwischen hatte das Kriegsschiff bereits Viktoria geschossen in der Meinung, der Räuber sei erobert. Wie sie aber sahen, daß das Schiff seewärts lief, kappten sie augenblicklich ihr Tau ab und setzten ihm nach bis in den dunklen Abend, wo es ihnen beinahe gelang, den Räuber einzuholen, ungeachtet derselbe soviel Segel beisetzte, als ihm nur möglich war. Der Wind begann sich zu versteifen, trotzdem ließ der Räuber die Segeln stehen, dem Kriegsschiff zu entrinnen. Da traf ihn das Unglück, daß sein großer Mast durch die Kraft der vielen Segel niederstürzte. Gleichwohl ließ er den Mut nicht sinken, sondern machte seine Stücke klar, ließ die Spanier paarweise zusammenbinden und war willens, mit nur zweiundzwanzig Mann gegen das Kriegsschiff zu fechten, denn der Rest seiner Mannschaft war verwundet und zum Kampf untauglich. Er ließ also seinen großen Mast fahren und machte mit dem Fockmast und Bugspriet soviel Segel vor Wind als er konnte. Endlich aber erreichte ihn das Kriegschiff und griff ihn so tapfer an, daß er gezwungen war sich zu ergeben, jedoch unter Bedingung, nämlich, daß weder er noch seine Mannschaft Kalk oder Steine

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