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Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls

Titel: Piratenmond - Wooding, C: Piratenmond - Retribution Falls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Wooding
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federnden Schritten herüber, um sie zu inspizieren. Sie waren weiß und kurzhaarig und hatten rosarote Augen. Nachtjäger, die im Dunkeln sehen und ihre Beute aufspüren konnten, indem sie Wärmespuren folgten. Sie beschnüffelten die Neuankömmlinge, doch als sie zu Jez kamen, scheuten sie zurück.
    »Versuch’s mal mit einem neuen Parfüm, Jez«, witzelte Frey.
    »Ich hab wirklich ein Händchen für Tiere, was?« Sie wirkte ein wenig verstimmt.
    Quails Haus stand in deutlichem Kontrast zu den schmutzigen Straßen, die zu ihm führten. Boden und Wände waren
mit schwarzem Granit gefliest. Dicke Teppiche lagen unter ihren Füßen.
    Verschnörkelte Messingmotive zogen sich an den Wänden entlang zu zwei gebogenen Treppen. Zwischen den Treppen war ein großes, kompliziertes Chronometer, eine Kombination aus Uhr und Kalender, gefertigt aus Kupfer, Bronze und Gold. Hinter den Zeigern drehten sich Scheiben mit Symbolen für alle zehn Monate des Jahres und jeden der zehn Wochentage. Frey war ein wenig erleichtert, als er die Datumsanzeige sah: Königinnentag der Drittwoche, Heulriegel – der letzte Tag des Monats. Bis jetzt war er nicht absolut sicher gewesen, dass er das richtige Datum erwischt hatte.
    »Nur Sie.« Codge sah Frey an und zeigte die Treppe hinauf. Frey streifte seinen Regenmantel ab und reichte ihn Pinn, der ihn geistesabwesend entgegennahm. Die Aufmerksamkeit des jungen Piloten wurde vollständig von den vier hübschen, verführerisch gekleideten Frauen in Anspruch genommen, die in einer der Türöffnungen erschienen waren, um die Neuankömmlinge in Augenschein zu nehmen. Sie kicherten und lächelten Frey an, als er zur Treppe ging. Er bedachte sie mit einer galanten Verbeugung und ergriff dann die Hand der Ersten, um sie zu küssen.
    »Sie können die Huren später umschmeicheln. Der Boss wartet«, rief Codge. Eine der Frauen schob schmollend die Unterlippe vor und schenkte Frey dann ein schmutziges Grinsen.
    »Aber er wird wieder herunterkommen müssen, nicht wahr?«, sagte sie und zog eine Augenbraue hoch.
    »Guten Abend, Ladies«, sagte Frey. »Mein Freund da drüben unterhält Sie bestimmt gern, bis ich wiederkomme.«
    Pinn schleckte sich die Handfläche ab, glättete den kleinen Haarschopf auf seinem kartoffelförmigen Kopf und
warf sich in seine lässigste Pose. Die Huren musterten ihn unbeeindruckt.
    »Wir werden warten.«
     
    »Frey!«, rief Xandian Quail, als der Kapitän das Arbeitszimmer betrat. »Buchstäblich in letzter Sekunde, wie ich sehe. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie noch kommen würden.«
    »Ein ungenutzter Spielraum ist für mich reine Zeitverschwendung«, erwiderte Frey und schüttelte ihm dann mit einer kameradschaftlichen Herzlichkeit die Hand, die weit über seine tatsächlichen Gefühle für den Mann hinausging. Quail bot ihm ein Glas Wein an und sah mit beachtlicher Selbstdisziplin über die schmutzigen Stiefelabdrücke hinweg, die Frey mit hereingebracht hatte.
    Frey setzte sich und bewunderte den Raum, während Quail den Wein einschenkte. Die Vorderseite von Quails Schreibtisch war in Form eines riesigen Wolkenadlers gearbeitet, der streng und eindrucksvoll wirkte. Dahinter hing ein reich verziertes, kostbares Messingbarometer an der Wand; der Zeiger deutete mit großer Bestimmtheit auf REGEN. Kompliziert gemusterte Gitterstäbe draußen vor den Fenstern dienten als Sicherheitsvorkehrung und Dekoration zugleich. Ein Kronleuchter aus schwarzem Eisen mit matt leuchtenden Glühlampen hing von der Decke. Die Wände waren mit Mahagoni vertäfelt und von Büchern gesäumt. Frey las einige der Titel, kannte jedoch keinen. Das überraschte ihn nicht besonders. Er las nur selten etwas Komplizierteres als die Sensationsblätter, die in den Großstädten verkauft wurden.
    Quail reichte Frey ein Kristallglas mit dunkelrotem Wein und nahm dann mit seinem eigenen Glas gegenüber von ihm Platz. Wahrscheinlich hatte er früher einmal sehr gut
ausgesehen, aber damit war es vorbei. Dafür hatte ein Absturz mit einem Kampfflugzeug gesorgt, bei dem die Maschine in Flammen aufgegangen war. Jetzt war die Hälfte seines kahlen Kopfes von runzligem Narbengewebe bedeckt, und an einer Seite seines Schädels prangte eine kleine Metallplatte. In der Höhle, wo sein linkes Auge hätte sein sollen, saß eine messingfarbene Kugel, und sein linker Arm war komplett mechanisch.
    Trotz alledem benahm er sich wie ein Aristokrat und kleidete sich auch so. Er trug eine mit Brokat geschmückte schwarze

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