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Piratin der Freiheit

Piratin der Freiheit

Titel: Piratin der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alberto Vazquez-Figueroa , Freiheit_1_.doc
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Idee.«
    »Sebastian war ein Mann des Meeres, ein echter Ka-
    pitän, der eine ganze Mannschaft eingefleischter Piraten in Schach halten und sein Schiff an jeden Ort der Welt bringen konnte. Doch was weißt du über die Na-vigationskunst? Und wie sollen wir einen guten Kapi-tän oder wenigstens einen Steuermann finden, mit dem wir nicht schon am ersten Tag auf Grund laufen?«
    Als einzige Antwort ging das Mädchen zu einem riesigen Schrank an der Rückwand des Hauses, öffnete eine der Schubladen und ließ einen Haufen Smaragde zum
    Vorschein kommen.
    »Damit!« erwiderte sie. »Und mit den Kreditbriefen
    und dem ganzen Gold, das wir in der Umgebung ver-
    graben haben. Wir sind reich, Vater. Unendlich reich!
    Und schon als kleines Kind habe ich gelernt, mit Geld bekommt man alles. Weißt du nicht mehr: Sogar meine Mutter hat sich verkauft.«
    »Ich wollte mich niemals daran erinnern. Leider sorgst du jetzt dafür. Deine Mutter hat sich verkauft, aber es sind nicht alle so.«
    »Das muß sich erst einmal zeigen. Im Augenblick
    brauche ich erst einmal gute Seeleute.«
    An guten Seeleuten mangelte es zu dieser Zeit in Jamaika wahrlich nicht. Kaum hatte sich die Nachricht verbreitet, daß die prunkvolle Galeone von Laurent de Graaf einen neuen Besitzer hatte und dieser eine Besatzung suchte, drängten sich auch schon Dutzende
    Männer am Strand, die hofften, an Bord gehen zu dürfen.
    Wer aber die riesige Kapitänskajüte betrat, deren Stil eher an ein schwüles Pariser Bordell als ein Piratenschiff erinnerte, war maßlos verblüfft. Auf dem riesigen, aus Ebenholz und Marmor gearbeiteten und mit
    leichtgeschürzten Nymphen verzierten Sessel saß eine attraktive junge Frau mit riesigen neugierigen Augen und strengem Blick. Jeder kannte sie, weil sie aus einem halbversunkenen Schiff ein märchenhaftes Ver-
    mögen aus riesigen Silberbarren geborgen hatte.
    Rechts von Celeste Heredia saß fast immer ihr Vater, links gelegentlich Caspar Reuter. Stets bedeutete das Mädchen dem neuen Kandidaten lediglich mit einer
    Geste, auf einem Stuhl am anderen Ende des breiten
    Tisches Platz zu nehmen. Nachdem sie ihn einige Au-
    genblicke schweigend gemustert hatte, pflegte sie ihn über seine früheren Aktivitäten zu befragen.
    »Was du hier sagst, wird niemals nach draußen drin-
    gen«, schärfte sie ihm sofort ein. »Doch du kannst sicher sein, wenn du lügst und ich das rausfinde, hänge ich dich auf hoher See am Großmast auf. Verstanden?«
    »Völlig klar, Senora.«
    »In diesem Fall überleg dir gut, was du antwortest.
    Bist du irgendwann einmal auf einem Piraten-, Korsaren-, Sklaven- oder Freibeuterschiff gefahren?«
    »Ja, Senora.«
    »Dann kannst du gleich wieder gehen.«
    Fiel die Antwort negativ aus, dauerte die Befragung wesentlich länger, und nachdem sie sich flüchtig Noti-zen in einem dicken Heft gemacht hatte, verabschiedete sie jeden Bewerber mit den gleichen Worten: »Binnen einer Woche erfährst du, ob du ausgewählt worden
    bist.«
    Nur einmal lief die Zeremonie anders ab, als nämlich ein schmächtiges Männchen mit verblüffend tiefer
    Stimme völlig unbefangen antwortete, er habe sich
    zwar in den letzten drei Jahren dem wenig ehrenwerten Beruf des Glücksspielers gewidmet, eigentlich sei er aber Kapitän eines Schiffs der venezianischen Flotte gewesen.
    »Warum hast du die Seefahrt aufgegeben?«
    »Als ich in Port-Royal einlief, entdeckte ich, daß das meine wahre Welt war.« Er machte eine kurze Pause.
    »Aber Port-Royal gibt es nicht mehr.«
    »Bist du desertiert?«
    »Das ist nicht das richtige Wort, Senora. Wenn sich ein Kapitän so krank fühlt, daß er seiner Aufgabe nicht mehr gewachsen ist, darf er aus freien Stücken die Be-fehlsgewalt dem Ersten Offizier übertragen. Das habe ich getan.«
    »Und worin bestand Eure Krankheit?«
    »Das Glücksspiel. Ich war wie besessen davon.«
    »Jetzt nicht mehr?«
    »Das Spiel ist nur aufregend, wenn man gewinnen
    oder verlieren kann. Aber wenn du zum Profi wirst und weißt, daß du auf lange Sicht stets gewinnst, wird es allmählich langweilig.«
    »Könnt Ihr noch immer befehlen?«
    »Ganz bestimmt. Ich bin sogar ein harter Kapitän, der seiner Mannschaft viel abverlangt. An Bord meines
    Schiffs war die Disziplin nicht minder eisern als auf jedem anderen venezianischen Schiff. Eher noch härter.«
    »Kennt Ihr die afrikanische Küste?«
    »Ich kenne alle Küsten und Meere der Welt, doch in
    der Karibik käme mir, ehrlich gesagt, ein guter Naviga-tor sehr

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