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Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition)

Titel: Planet America: Ein Ami erklärt sein Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric T. Hansen
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kurzerhand durch den Faschismus ersetzt.
    Das hielten wir Amerikaner für eine Überreaktion und zudem für ganz schön unpragmatisch. Die Antwort der USA auf die »Große Depression« war, einfach einen anderen Präsidenten zu wählen und eine Börsenaufsicht ins Leben zu rufen. Statt uns einzubilden, mit einem anderen System wäre das alles nicht passiert, gingen wir daran, das bestehende System vorsichtig und unter großen Diskussionen zu verbessern (wobei manch doofe Idee dann später wieder zurückgenommen wurde), wie ein Geschäftsmann oder Erfinder, der unaufhörlich an der Optimierung seines Produktes feilt.
    Zweitens: 1982 stieg das US -Haushaltsdefizit auf eine Billion Dollar an. Das ist eine »1« mit zwölf Nullen hinten dran. Amerikanern wie Europäern brach der Schweiß aus, und es hieß: »Jetzt kommt der große Knall.« 1986 wurden aus einer Billion zwei Billionen, 1996 fünf Billionen. Immer wieder titelten die Zeitungen sachlich und besonnen: »Jetzt kommt der große Knall.«
    2008 überschritt das Defizit dann die 10-Billionen-Grenze.
    Irgendwann fragten einige Politiker zaghaft an, wie hoch nationale Schulden denn eigentlich steigen dürften, bis alles zusammenbreche? 2010 antworteten die Ökonomen Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart vor dem Senat auf diese Frage, dass die Wirtschaft vermutlich dann in ernsthafte Gefahr gerate, wenn das Defizit höher sei als 90 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.
    Ein Jahr später betrug das US -Haushaltsdefizit 15 Billionen Dollar – 100 Prozent des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes. Heute ist es amtlich: Amerika schuldet seinen Gläubigern mehr, als es insgesamt pro Jahr verdient.
    Das ist nicht zum ersten Mal der Fall. Schon während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen wir Schulden in Höhe von 100 Prozent unseres Bruttoinlandsproduktes auf. Und die Wirtschaft ist nicht zusammengebrochen. Im Gegenteil: Es folgte eine Zeit derartigen Wohlstandes, wie ihn Amerika bis dahin noch nie erlebt hatte.
    Der Nobelpreisträger Paul Krugman glaubt gar, dass es überhaupt keine gefährliche Schuldenobergrenze gebe. Ein hohes Defizit bedinge keine schwache Wirtschaft, sagt er, sondern umgekehrt: Die schwache Wirtschaft verursache Schulden. Es geht seiner Meinung nach nicht in erster Linie darum, dass der Staatshaushalt in Ordnung ist, sondern darum, die Wirtschaft wieder auf Trab zu bringen, indem man Schulden aufnimmt und diese klug investiert, damit die Wirtschaft wächst.
    Dies ist eine sehr amerikanische Theorie. Der Rest der Welt findet sie unverantwortlich – aber er kauft trotzdem fleißig amerikanische Schuldscheine.
    Und warum auch nicht? Es war bei uns nämlich nie anders. Schon 1776 mussten wir Geld borgen, um unsere Unabhängigkeit von England zu erkämpfen. Danach waren unsere Schulden so hoch, dass der erste Präsident, George Washington, als er sein Kabinett zusammenstellte, fünf Angestellte ins neu geschaffene Außenministerium berief – und 40 ins Finanzministerium.
    Man könnte sogar behaupten, dass Amerikaner besser mit Schulden umgehen als mit Überfluss.
    Der »southern gentleman« Andrew Jackson kam 1829 ins Präsidentenamt mit dem Versprechen, das Haushaltsdefizit zu begleichen. Das tat er auch, indem er Investitionen in Infrastruktur wie Straßenbau stoppte. 1834 wies der Haushalt dann sogar einen Überschuss von fast einer halben Million Dollar auf. Alle waren glücklich. Vor allem Jackson, der sich wohl wie ein Finanzgenie fühlte. Nun kam er richtig in Schwung. Diesmal wollte er mit den Spekulanten aufräumen:
    Seit Jahren stand im Westen Land zum Verkauf, und es sprach sich natürlich schnell herum, dass das eine gute Investition sei. Die Spekulanten stürzten sich darauf wie die Geier. Dabei hatten sie nie vor, dort zu leben. Sie ließen das Land brachliegen, bis die Preise stiegen, ohne New York auch nur einen Tag lang zu verlassen.
    Und nicht nur das – sie kauften auf Pump. Sie liehen sich Geld von der Bank, kauften das Land und benutzten es als Sicherheit für das geliehene Geld. Echtes Geld wurde nie auf den Tisch gelegt. Es waren völlig imaginäre Transaktionen. Es war wie … na ja, genau wie heute.
    Jackson drückte also ein Gesetz durch, nach dem alle Landkäufe nur noch in Gold und Silber abzuwickeln waren. Also nicht mehr auf Pump. Vernünftig, eigentlich. Endlich ein Politiker, der den Mut hatte, den miesen, parasitären Spekulanten Einhalt zu gebieten.
    Prompt brach alles zusammen.
    Die Banken schrieben ihre

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